„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“

Nicht nur für die Freunde des rundes Leders ist die Hauptstadt an der Spree immer und immer wieder eine Reise wert.

Skandieren alljährlich Millionen Fußballfans in den Stadien zwischen Kiel und Freiburg, wenn die Profikicker der Nation in Achtel-, Viertel- und Halbfinale um den Einzug ins Endspiel des deutschen Fußballpokals wettstreiten, das traditionell im Berliner Olympiastadion ausgetragen wird (diesmal am 21. Mai zwischen dem SC Freiburg und RB Leipzig). Ein 3-Tage-Trip ist dabei das absolut unterste Limit. 

Die rund 3,7 Millionen Berliner und ihre Gäste haben immerhin die (Qual der) Wahl zwischen drei (!) Opernhäusern, 120 Thea­tern und Bühnen, gut 200 Museen und 400 Kunstgalerien, an die 4.700 Restaurants sowie 300 Bars und Clubs, die jetzt – da Corona wenigstens gefühlt seinen größten Schrecken verloren hat – den Wahrheitsgehalt des (immer schon gemogelten) alten Slogans „Berlin schläft nie“ wieder unter Beweis stellen wollen. Die Kreuzberger Nächte sind wieder lang, und auch in Friedrichshain, am Prenzlauer Berg und in der guten alten West-City rund um den Kurfürstendamm lassen es die Nachtschwärmer wieder ordentlich krachen. 

Dass Berlin – inklusive seines landschaftlich reizvollen Umlandes, genannt Brandenburg – heute auch als Golfreise-Destination begeistern kann, ist natürlich dem wichtigsten Ereignis der deutschen Nachkriegsgeschichte zu verdanken: dem Mauerfall vor 33 Jahren. Bis auf 36 Löcher in Berlin (West) – 27 in Wannsee und 9 in Gatow – war der Osten Deutschlands (genannt DDR) bis zur Wiedervereinigung eine komplett golffreie Zone. Seit den frühen 90er-Jahren hat die Hauptstadtregion jedoch gut aufgeholt. Egal, in welcher Richtung man aus Berlin in die wald- und wasserreiche brandenburgische Mark hinausfährt –, mindestens eine der vielen jungen, hervorragenden Golf­anlagen liegt garantiert am Weg.

Geschichtsstunden auf Fairways und Grüns

Nicht nur in sportlicher Hinsicht zählen etliche der mittlerweile 19 zum Golfverband Berlin-Brandenburg zählenden Golfanlagen – mit insgesamt 37 Plätzen, davon zwanzig 18-Löcher-Kursen – zu den besten im ganzen Land. Wer die Golfplätze in der Hauptstadtregion spielt, begegnet ganz nebenbei auch, wie in keiner anderen Region, einigen spannenden und bewegenden Kapiteln der jungen deutschen Geschichte. Hinter und unter manchen Fairways und Grüns verbergen sich interessante kleine und größere Geheimnisse.

Berliner Golf Club Gatow

Zugegeben, es gibt teurere Golfplätze auf dieser Welt als den des BGC Gatow. Aber auf keinem anderen Platz ging es jemals um so viel „Kohle“ wie hier, ganz im Westen Berlins, wo zu Mauerzeiten „die Sonne abends im Osten unterging“, wie die jahrzehntelang eingeschlossenen West-Berliner mit Galgenhumor frotzelten. 

An Loch 6, einem Par 5, kommt bei jedem Longhitter Freude auf. Von einem hohen Plateau-Abschlag aus gilt es, den Ball in eine gigantische, gut 50 Meter tiefe Senke mit einem langgestreckten Fischteich hinabzudreschen. Erst zwei Löcher später, mit einem „blinden“ Schlag einen Steilhang hinauf, endet dieser Ausflug in den Berliner Unter­grund und die mys­teriösen Untiefen der deutschen  Nachkriegsgeschichte. 

Denn das große, gut 400 Meter lange und 200 Meter breite Loch von Gatow, das uns heute drei spektakuläre Spielbahnen beschert, galt zu Zeiten des Kalten Krieges als überlebenswichtig für das „eingemauerte“ West-Berlin. Hier lagerte, in einer riesigen „Badewanne“ aus Beton und dicken Folien, die viele Hunderttausend Tonnen schwere „Senats-Kohlereserve“, sorgsam eingebunkert, um im Fall einer Wiederholung der Berlin-Blockade von 1948/49 sicherzustellen, dass die Millionen-Metropole nicht erfröre. 

Während der damaligen Luftbrücke hatte der von der britischen Royal Airforce genutzte Militärflugplatz Gatow für die Versorgung Berlins mit Lebensmitteln, Treibstoff und Kohle eine fast ebenso große Rolle gespielt wie der berühmtere alte Flughafen Tempelhof im amerikanischen Sektor. 

Auf dem Militärgelände gleich neben dem Flugfeld hatten britische Pioniere Ende der 60er-Jahre einen schmucken 9-Loch-Golfplatz angelegt, der nach dem Abzug der Alliierten 1994 in deutsche Hände überging und später erweitert werden konnte. Vor der Sonnenterrasse des eins­tigen Offiziersheims, das den Gatower Golfern als Clubhaus mit historischem Touch dient, stehen vier große Fahnenmasten. Neben der gelben Clubfahne wehen die rot-weiße Landesflagge mit dem Berliner Bären, die schwarz-rot-goldene Fahne der Bundesrepublik und – auf den Brexit sei gepfiffen! – der britische Union Jack. 

Very british: Im Berliner Golf Club Gatow darf bis heute der Union Jack nicht fehlen.

Golf Club Bad Saarow

Von der 14. bis zur 16. Bahn des Stan-Eby-Platzes wird der Score zur absoluten Nebensache. Ob du Par oder Bogey spielst, ist nicht so wichtig. Dass du hier und heute auf der bewaldeten Kuppe des Silberbergs mit weitem Panoramablick über das von Theodor Fontane sogenannte „Märkische Meer“ überhaupt Golf spielen kannst, ist, in der Rückschau betrachtet, ein echter Glücksfall. 

Vor der Wende war die sanfte Anhöhe westlich des Scharmützelsees streng abgeriegeltes militärisches Sperrgebiet. Auf dem Silberberg war zu Zeiten des Kalten Krieges eine Flugabwehr-Raketeneinheit der Nationalen Volksarmee der DDR (NVA) stationiert. Heute umkurven drei Fairways mehrere dunkelgraue im Unterholz verborgene Stahlbetonbunker, die der Wald mit Jahr für Jahr größerem Erfolg zuzuwuchern versucht. 

Als im Jahr 2000 der britische Golfplatz-Architekt Stanford Eby den – nach Arnold Palmer­ und Nick Faldo – dritten 18-Löcher-Platz des größten brandenburgischen Golfresorts nahe Bad Saarow kreierte, bedeutete das auch eine vielleicht europaweit einmalige klassische Konversion ehemaligen Militär­geländes. Schwerter zu Pflugscharen? Eine moderne Übersetzung der biblischen Friedensbotschaft lautet: Raketen zu Golfschlägern!

Im Prendener „Waldhaus“, heute Clubhaus des GC Prenden, gingen zu DDR-Zeiten die Stasi-Granden ein und aus.

Mehr golferische Geschichtsstunden gefällig?

Dann spielen Sie doch mal den großartigen Sandy Lyle Course im Golfpark Schloss Wilkendorf! Und versuchen Sie anschließend im Dorf, wenigstens einen Blick zu erhaschen auf das namensgebende Schlösschen. Es diente zu DDR-Zeiten der NVA als Gästehaus für hohe Offiziere der Warschauer-­Pakt-Armeen. Und Anfang August 1961 trafen sich dort „hohe Tiere“ diverser Ministerien aus Ost-Berlin, um die Details des bereits beschlossenen Mauerbaus zu besprechen.

Im Golfclub Prenden nördlich von Berlin fühlen sich etliche Rote Milane heimisch, der eigentliche Wappenvogel Brandenburgs; denn hätte jemals ein Mensch einen Roten Adler über der Mark gesichtet? Vor der Wende waren in Prenden, wo sich auch der Atombunker für die politische und militärische Elite der DDR befand, ganz andere „rote Vögel“ zu Hause, und zwar exakt in jenem „Waldhaus“, das heute – freilich umgebaut und erweitert – den Prendener Golfern als Clubhaus dient. Einst gingen dort, streng abgeschirmt, Stasi-Chef Erich Miel­ke und dessen Spitzenkräfte der „Firma Horch und Guck“ ein und aus. Das Schönste an Prenden haben sie freilich nie ­kennengelernt: 27 anspruchsvolle und abwechslungsreiche Golfbahnen. Schönes Spiel!

Restaurant-Tipps

Lust auf herzhafte, traditionelle Hausmannskost, begleitet von dem einen oder anderen frisch gezapften Bier? Dann nix wie hin zur „Dicken Wirtin“. Diese schon sehr alte und urige typisch Berliner Kneipe liegt am zauberhaften Savigny-Platz mittenmang in der West-City – und nur wenige Schritte entfernt von einer Vielzahl anderer wichtiger Institutionen des Berliner Nachtlebens: Schwarzes Café, Paris Bar, Jazz­keller Quasimodo, Theater des ­Westens und, und, und …

Wer Bella Italias Kulinarik auf besonders schöne, authentische Weise genießen will, ist im Piccolo Mondo im eher ruhigen Westend, abseits der City-Hektik, genau richtig (Reichstraße 9, U-Bahnhof Theodor-Heuss-Platz). Hier wird gehobene italienische Küche nicht einfach serviert, sondern die Zubereitung von Penne mit Trüffel von den Kellnern inmitten der bestens gelaunten Gästeschar am Tisch wunderbar zelebriert. Hier treffen sich Paare, um den  Hochzeitstag, und wohlsituierte Familien, um ein Jubiläum zu feiern; und die Jeunesse dorée stärkt sich mit Pesce und Pinot Grigio, um anschließend mit dem Sportwagen-Cabriolet in Phase 2 des Nachtlebens einzutauchen. Bussi-Bussi und Salute!

Hotel-Tipps

Für den, der „Berlin vom Allerfeinsten“ erleben will, liegt das Ziel der Wünsche direkt am Pariser Platz, schräg gegenüber dem Brandenburger Tor. Das Hotel Adlon war schon zur Kaiserzeit Berlins erste Adresse. 1907 erstmals eröffnet, im Krieg zerstört und 1997 „wiederauferstanden“ – das Adlon ist mehr als nur ein Grandhotel. Hier nächtigen die Mächtigen, Reichen und Schönen aus aller Welt. Schön, wenn’s aufs Spesenkonto geht …

Die schönste und größte grüne Stadtoase bilden der berühmte Berliner Zoo und der anschließende Tiergarten, quasi der Central Park Berlins. Den schönsten Ausblick darauf bietet das 25hours Hotel Bikini Berlin, gleich gegenüber vom Europa-Center und der Gedächtniskirche. Auf die unmittelbaren Nachbarn auf der ruhigen Nordseite verweist der Name der Institution in der obersten Etage, mit spektakulärer Dachterrasse: Monkey Bar. 

Okay, Panda-Bären, Löwen, ­Giraffen und Elefanten gibt’s allerdings auch im artenreichsten Zoo der Welt. Unbedingt besuchen!

Medianachweis: Pixabay, Wolfgang Weber

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