Er hat’s wieder nicht geschafft. Schon mehrfach hat Christian Lindner sich und seinen Parteifreunden versprochen, „beim nächsten Mal“ dabei zu sein bei seinem „doppelten Heimspiel“ – beim an den 2016 verstorbenen ehemaligen Bundespräsidenten (1974–1979) erinnernden Golfturnier um den Walter-Scheel-Pokal. Wie einst Walter Scheel ist der heutige FDP-Chef Christian Lindner seit ein paar Jahren Mitglied im Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee, wo der Cup der Liberalen Anfang Juni schon zum fünften Mal in Folge ausgetragen wurde; aber viel mehr als die Platzreife ist für ihn sportlich dabei noch nicht herausgesprungen.
Dem rhetorischen Annäherungsschlag, den Lindner vor der Siegerehrung auf der Clubhausterrasse als Entschuldigung für seine erneute Turnierabstinenz ausführt, fehlt es freilich weder an Länge und Präzision noch an politischer Deutlichkeit: „Ich glaube, dass Ihre Freude, mich beim Golfspiel dilettieren zu sehen, geringer ist als Ihre Erwartung, dass ich ‚grüne‘ unsinnige Politik verhindere“, mutmaßt der Bundesfinanzminister, und der Beifall der aus dem ganzen Land angereisten Turnierteilnehmer – bis auf wenige Ausnahmen wie den sozialdemokratischen ehemaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit sämtlich Mitglieder oder zumindest Sympathisanten der Liberalen – ist ihm gewiss.
Ampelzoff und Klimakleber
Anhaltender Zoff in der Berliner Ampelkoalition um den richtigen Kurs in der Verkehrs- und Klimapolitik, Schlechte-Laune-Themen wie das umstrittene Gebäudeenergie-Gesetz aus dem Hause von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), nervende Klimakleber-Aktionen, drohende Etatkürzungen und bescheidene Umfragewerte der Koalitionsparteien – Regierungsmitglied in Berlin zu sein ist derzeit offensichtlich nur eingeschränkt vergnügungssteuerpflichtig und lässt Christian Lindner so gut wie keine Zeit zum Training auf Driving Range und Putting-Green.
Unter den Folgen mangelnder Spielpraxis leidet an diesem Tag auch die golferische Performance von Karlheinz Busen. Bei dem FDP-Bundestagsabgeordneten aus dem Münsterland, in seiner Fraktion Experte für Jagd und Forst, schleicht sich zwischen exzellenten Fairwayschlägen und sensationellen Putts immer mal wieder das eine oder andere unerklärliche Socket ein und verhindert einen besseren Score. Vielleicht liegt’s am Dauerärger über in seinen Augen falsch verstandenen Umweltschutz der Grünen, die der Ausbreitung der Wölfe in Deutschland nichts entgegensetzen und bewirtschaftete Waldgebiete und Kulturlandschaften zunehmend in Urwälder und unberührte Wildnis verwandeln möchten.
Solche Idiotie nervt!
Karlheinz Busen
Österreicher siegt
Während Dr. Matthias Frederichs aus Niedersachsen als Nettosieger den Wanderpokal, eine bronzene Walter-Scheel-Büste, gewann, holte sich ein Österreicher den Bruttosieg. Der schon seit zwei Jahrzehnten in Berlin/Brandenburg lebende, aus Salzburg stammende Gastronom Roland Brenneis betreibt in Großbeeren südlich der Hauptstadt das kleine, aber feine und bei den Besuchern der nahen GolfRange Berlin-Großbeeren sehr beliebte Restaurant Umami – und erfreut sich des beeindruckenden Handicaps 3,0. Ob Christian Lindner irgendwann golferisch in seine Fußstapfen treten kann, steht dahin. Dessen neues Versprechen lautet nicht mehr „Nächstes Jahr bin ich dabei“, sondern „Dereinst werde ich mal mitspielen“. Schließlich kann niemand vorhersehen, was in der Ampelkoalition „dereinst“ noch passieren wird …
Medianachweis: Wolfgang Weber