Dass Troon sozusagen vom Schotten zum Amerikaner und schließlich zu einer globalen Qualitätsmarke wurde, geht einzig und allein auf das Konto von Tom Weiskopf. Der aus Ohio stammende Golf-Professional, der 2022 im Alter von 79 Jahren verstarb, hatte im Juli 1973 auf dem berühmten Links Course von Royal Troon nahe Glasgow die British Open Championship gewonnen, der wichtigste seiner insgesamt 16 Turniersiege auf der PGA Tour.
Als er in den 80er-Jahren erstmals den Auftrag erhielt, in Scottsdale, Arizona einen herausragenden Golfplatz zu kreieren, verpasste er dem Course nicht nur ein beeindruckendes Design, sondern – in Erinnerung an seinen größten Triumph – auch einen legendären Namen: Der Troon Country Club ist bis heute einer der exklusivsten Privatclubs im Golfmekka Arizonas.
„Member for a Day“
Der reiche Owner war von dem Weiskopf-Platz so begeistert, dass er bei dem Altmeister gleich einen zweiten in Auftrag gab, der im Gegensatz zum Country Club nicht „strictly private“, sondern zugänglich für Greenfee-Spieler sein sollte. Da dieser Platz nur wenige Kilometer entfernt, ganz im Norden von Scottsdale, entstand, wurde er der Einfachheit halber Troon North genannt.
Erster Manager der neuen Anlage wurde Dana Garmany. Der aus Alabama stammende Golflehrer und -manager hatte in diversen Staaten schon reichlich Erfahrungen gesammelt – auch über die Qualitätsunterschiede zwischen exklusiven Privatclubs und oftmals eher biederen öffentlichen Golfanlagen.
Troon North wurde sein Experimentierfeld für ein ganz neues Management-Konzept: Der Tom-Weiskopf-Design-Course, so Garmanys Idee, sollte „public“ sein, aber in sämtlichen Bereichen – von der Qualität der Fairways und Grüns über die Trainingsanlagen und den Pro-Shop bis zum Food & Beverage-Angebot und dem Service auf dem Platz und im Clubhaus – absolute Top-Standards setzen. Jeder Gastspieler solle sich als „Member for a Day“ willkommen fühlen, so Garmanys Vorgabe, und für sein Greenfee ein unvergessliches, luxuriöses Golferlebnis geboten bekommen.
Modellprojekt
Die Rechnung ging in jeder Hinsicht voll auf. Der Ruf von Troon North als „top-notch“, als Resort der absoluten Spitzenklasse, verbreitete sich – auch dank Top-Bewertungen in diversen Golfmedien – in Windeseile im ganzen Land. Entwickler, Besitzer und Vorstände zahlreicher Resorts von Florida bis Hawaii besuchten das Troon-Modellprojekt in Scottsdale, und viele verspürten den Wunsch, es bei sich zu Hause zu kopieren. Doch dafür brauchte es Ideen, viel Know-how und entsprechendes Personal.
All dies versprach Dana Garmany zu liefern – mit seiner neu gegründeten Golf Management Company, die selbstverständlich den Namen des Vorzeigeresorts in Scottsdale trug: Troon. „Der Name wurde zum Synonym für ‚luxury golf experience‘“, erläutert stolz Dolf May, der uns an einem ruhigen Wochenend-Nachmittag durch das Troon-Headquarter im Geschäfts- und Restaurantviertel Kierland Commons in Scottsdale führt. Es nimmt die oberen beiden Stockwerke eines recht unscheinbaren Geschäftshauses in der Main Street ein, dessen Erdgeschoß sich eine Modeboutique und ein Yoga-Studio teilen.
Weltmarktführer
Dass sich in diesem bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebten Ausgehviertel die Firmenzentrale des Weltmarktführers in Sachen Golf-Management versteckt, wird am ehesten deutlich an einer stattlichen Reihe von Golfbags, die in der Lobby in einer langen Nische aneinandergereiht stehen. Die Bags tragen die eingestickten Namen und teilweise die händischen Autogramme von Gary Woodland, Matt Kuchar, Colin Montgomerie, Justin Thomas, Cheyenne Woods, Matt Fitzpatrick und Alex Noren. Sie alle bilden das „Team Troon“, werden von Dana Garmanys Unternehmen gesponsert und stehen ihm als Gegenleistung für diverse Promotion-Aktionen zur Verfügung.
Außer diesen Top-Professionals stehen dreieinhalb Jahrzehnte nach der Unternehmensgründung mittlerweile rund 30.000 feste und freie Mitarbeiter auf der Payroll von Troon. Vom Golfsport angefixte Frauen und Männer wie Dolf May, dessen Troon-Karriere 2010 in Troon North – wo sonst? – begann, als Veranstalter von Turnieren und exklusiven Firmenevents. Zwei Jahre später wechselte er ins Global Headquarter, ist seitdem als Vice President zuständig für Sales & Marketing im Heimatmarkt, der aktuell rund 440 Golfresorts in 45 der insgesamt 50 US-Bundesstaaten umfasst. Allein in Arizona gibt Troon derzeit in 52 Privat- und Public Resorts den Ton an, in Kalifornien sind es 45, in Florida sogar 56.
Anspruch: „Simply the best“
„Troon ist über die vielen Jahre immer weiter gewachsen, und zwar in allen Bereichen“, sagt May. „Wir bieten sozusagen ein Rundum-sorglos-Paket, egal wo in einem Club der Schuh drückt, ob bei der Agronomie und Platzpflege oder im Food & Beverage-Bereich, im Personalwesen, bei Verkauf oder der Digitalisierung in der Buchhaltung, sei es im Risikomanagement oder in juristischen Fragen – in jeder Hinsicht haben wir den Anspruch, ‚simply the best in Golf‘ zu sein.“ Die schiere Größe und Personalstärke und das über mehr als drei Jahrzehnte – zum Teil auch über Akquisition anderer Firmen – angesammelte Know-how von Troon sind dabei ganz entscheidende Faktoren.
Das alles hat natürlich auch seinen Preis – beziehungsweise bei Troon eine schier unendlich breite Palette von Preisen, wie Dolf May erläutert: „Unsere wichtigste Aufgabe ist es, bei jedem Gastgolfer durch ‚dynamic pricing‘ den besten Preis für die Golfclub-Besitzer zu erzielen. Das funktioniert im Prinzip wie in der Hotel- und der Airline-Branche.“ Mit dem Unterschied, dass beispielsweise auf dem Monument Course von Troon North und dem absolut gleichwertigen Pinnacle Course, der seit 1996 ebensfalls zu dem Vorzeigeresort gehört, die Auslastungsraten deutlich höher sind als bei den meisten Hotels und Airlines.
Dann klettern die Preise
Wie er und sein Team das schaffen, erklärt Mike Friend, der jetzige Director of Sales im „Flagship-Resort“ Troon North. Während in Europa die meisten Golfclubs kaum mehr als einen Werktags- und einen Wochenendtarif kennen, kommt es in Arizona vor allem auf die Jahreszeiten an. Im – für die meisten Golfer viel zu heißen – Sommer ist in Troon North die „base rate“ für eine Golfrunde „schon“ ab rund 100 Dollar zu haben, in der „Shoulder Season“ im Herbst liegt das normale Greenfee schon beim Zwei- bis Dreifachen; und in der „High Peak Season“ im Frühjahr, wenn zehntausende „Snowbirds“ aus Kanada und den Nordstaaten auf den Fairways des „Grand Canyon State“ einfallen, „ja dann“, sagt Mike Friend, ohne mit der Wimper zu zucken, „kann der Preis für eine Golfrunde bei uns gerne auch mal deutlich über 500 oder gar 550 Dollar liegen“.
Wohl dem Golftouristen, der seine Reise schon Monate im Voraus minutiös durchplant und dann auch schon genau weiß, wo er wann spielen möchte. Mike Friend: „When our Tee-Sheet is still wide open, noch kaum Startzeiten gebucht wurden, gibt es den günstigsten Preis. Aber wenn die Buchungen dann richtig anlaufen, das Tee-Sheet sich langsam füllt, dann fangen die Greenfee-Raten an, nach oben zu klettern.“ Durch dieses „dynamic pricing“ könne es durchaus passieren, ergänzt Friend, dass vier Flight-Partner zusammen spielen, die vier unterschiedliche Greenfees bezahlt haben.
14 Troon-Resorts in Europa
Wer hingegen hofft, ein Last-Minute-Schnäppchen ergattern zu können, wenn er nur lange genug mit der Buchung wartet, hat die Rechnung ohne die Up-Marketing-Experten von Troon gemacht. Für die Restplatz-Vermarktung haben die sich ganz spezielle Tools ausgedacht: Für „Frequent Player“ – Äquivalent zu vielfliegenden Airline-Kunden – gibt es sogenannte „Troon Cards“ in zahlreichen Variationen und zu unterschiedlichen Preisen, für einzelne oder mehrere Bundesstaaten oder auch „nationwide“; Soldaten, Veteranen, Polizisten und Feuerwehrleute erhalten als besonders günstige Variante eine „Patriot Card“.
Besitzer einer solchen „Troon Card“ können Greenfees zum halben Preis oder gar mit noch stärkerem Rabatt erwerben, allerdings frühestens drei Tage vor der jeweiligen Tee-Time. In den gesamten USA nehmen gut 150 von Troon gemanagte Public Courses an diesem Vielspieler-Programm teil, allein in Arizona sind es mehr als 30. Insgesamt hat Troon – Eigenwerbung: „the world’s largest golf and golf-related hospitality management company“ – Management-Verträge für rund 500 Golfanlagen in 45 US-Bundesstaaten sowie rund 30 weiteren Ländern rund um den Globus.
In Europa nehmen derzeit 14 Resorts die Dienste von Troon in Anspruch, darunter Costa Navarino in Griechenland, das Finca Cortesin Resort und der Las Colinas Golf & Country Club in Spanien, das Trump Turnberry Resort in Schottland und als einzige deutsche Anlage der Golf Club Pfalz in Neustadt an der Weinstraße; die Pfälzer ließen ihren schönen, aus dem Jahr 1970 stammenden Golfplatz vor sechs Jahren durch ein Experten-Team von Troon komplett sanieren und modernisieren. Seitdem ist alles neu, die Grüns, das Bunkerkonzept, die Drainagen, das hochmoderne Bewässerungssystem. Nur beim Greenfee blieb der GC Pfalz
konservativ deutsch; das in Arizona erfundene „dynamic pricing“ wollte man denn doch lieber nicht nach Rheinland-Pfalz importieren.
Medianachweis: Troon