Ein neuer und ein alter Champion

Die BMW International Open verabschiedet Berhard Langer in den Tour-Ruhestand. Es gewinnt der Schotte Ewen Ferguson.

Seit nunmehr 35 Jahren ist die BMW International Open fest mit dem deutschen Profigolf verbunden. Und als das Turnier unter der Titelsponsorschaft der bayrischen Autobauer 1989 zum ersten Mal im Golfclub München Eichenried an den Start ging, galt besonders ein deutscher Profi als Zuschauermagnet – Bernhard Langer. 

Bye-bye, DP World Tour!

Bereits mit einem Masters-Sieg (1985) ausgestattet, sorgte der Anhausener damals für großes Zuschauerinteresse in Eichenried und machte Golf in Bayern und Deutschland populärer. Wie sehr der Name Langer nach wie vor in Europa mit dem Golfsport verbunden ist, zeigte nun sein „letztes Hurra“ vor den Toren Münchens. Tausende von alten und jungen Fans strömten Donnerstag und Freitag auf die Anlange, um dem „Altmeister“ bei seinem letzten Auftritt auf der DP World Tour  zuzusehen. Denn schon im Vorfeld hatte Langer angekündigt, zumindest auf der ehemaligen European Tour seine Schläger an den Nagel hängen zu wollen. 

Bernhard Langer zog mit Martin Kaymer und Marcel Siem an den ersten beiden Tagen die Zuschauer nach Eichenried.

Wie ein Champion

Und es sollte ein würdiger Abschluss werden. Als Bernhard Langer nach tollem Kampf am Freitagnachmittag zum letzten Mal die 18. Bahn spielte, waren die Zuschauer noch einmal wie gebannt. Level Par lag der 2-fache Masters-Sieger für das Turnier und benötigte für den immer noch möglichen Cut einen Albatros. Also zückte Langer nach einem soliden Abschlag den Driver of the Deck, um das Grün anzugreifen. Auch wenn der Versuch knapp im Teich landete, spielte Langer trotzdem noch ein vielumjubeltes Up-and-Down-Par und verabschiedete sich so im Stile eines echten Champions von den Zuschauern. Ein gro-ßes, rundes „Danke, Bernhard“-­Banner zierte die 18, als der Mann, der Golf in Deutschland salonfähig machte, unter Standing Ovations zum letzten Mal den Interviewbereich des Turniers betrat. 

Langers Anfänge

Auf seine Legacy und den letzten Auftritt angesprochen, rang der 66-jährige Champions-Tour-Dominator ein ums andere Mal mit den Tränen. „Es ist schwer, in Worte zu fassen. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, denn ich bin in einem Dorf mit 800 Einwohnern aufgewachsen, wo niemand wusste, was Golf ist. Als ich meinen Klassenkameraden damals erzählte, dass ich Golf spielen wollte, hielten sie mich für verrückt. Sie dachten, ich wollte ein Minigolfer werden“, so Langer über den Anfang seiner Karriere. „Selbst als ich die Schule beendete und versuchte Golfprofi zu werden, wussten die Leute nicht einmal, was das ist. Diesen Beruf gab es bei uns noch gar nicht. Es war also sehr schwierig und kompliziert, aber es war mein Traum. Und ich konnte diesen Traum 50 Jahre lang leben“, so Langer weiter, der natürlich auf einen schier unendlichen Fundus aus Golferlebnissen zurückgreifen kann. 

Viel erlebt

„Ich habe wunderbare Erinnerungen aus der ganzen Welt, nicht nur aus Europa, sondern auch aus Asien, Australien, Japan, Amerika und Südafrika. Ich konnte um die Welt reisen und mich mit Königen und Königinnen treffen. Ich habe mit allen möglichen Leuten Golf gespielt, egal ob es sich um erfolgreiche Geschäftsleute oder den durchschnittlichen Metzger oder Maurer oder was auch immer handelte, es hat Spaß gemacht, es war großartig“, zog der Ausnahmesportler, der als Teil der Big Five dem Golfsport in den 80er-und 90er-Jahren in Europa einen großen Boom bescherte, Bilanz. Stichwort Big Five: Zusammen mit seinen europäischen Kollegen Seve Ballesteros, Sir Nick Faldo, Sandy Lyle und Ian Woosnam etablierte sich Langer in der absoluten Weltspitze und machte in Sachen Ryder Cup das Team Europa konkurrenzfähig.

Toller Abschied

„Es war ein Privileg, mit den Big Five, wie man sie nennt, zu spielen. Ich glaube, wir haben uns gegenseitig angespornt, und ich glaube, wir haben die Tour in den 80er- und 90er-Jahren zu dem gemacht, was sie heute geworden ist. Es hat Spaß gemacht, gegen diese Jungs zu spielen, und die jungen Leute profitieren jetzt davon“, so Langer zum Abschluss seiner DP-World-Tour (European-Tour)-Karriere. Auf den Abschied in Eichenried angesprochen, begann der 2-fache Masters-Sieger richtig zu strahlen: „Schon der Start heute war super. Da waren überall Menschen in 3–10 Reihen. Es war eine unglaubliche Atmosphäre, und die 18 war zum Schluss noch einmal Weltklasse. Die bayerischen Fahnen und die vielen Zurufe waren sehr emotional. So etwas habe ich noch nie erlebt. Es freut mich sehr, dass ich das heute erleben durfte und dass die Leute den Weg auf sich genommen haben, um mich ein letztes Mal zu sehen“, verabschiedete sich die Golflegende vom aktuellen DP-World-Tour-Geschehen. 

Nur ein deutscher Sieg

Zusammen mit Langer hatten an den ersten beiden Tagen Marcel Siem und Martin Kaymer in einem rein deutschen Starflight aufgeteet, konnten die hohen Erwartungshaltungen aber leider nicht ganz erfüllen. Während Siem sich als Sieger der Vorwoche „zu viel unter Druck gesetzt hatte“ und wie Langer den Cut verpasste, schaffte Kaymer zumindest den Einzug ins Wochenende und wurde am Ende genau wie Landsmann Matti Schmid geteilter 32. „Es war wirklich eine tolle Woche, es waren viele Kinder und Jugendliche da. Als ich zum ersten Mal bei einem Turnier zugeschaut habe, war ich total froh, wenn ich einen Ball oder einen Handschuh geschenkt bekommen habe. Nun kann man das wieder zurückgeben und so vielleicht das ein oder andere Kind oder den einen oder anderen Jugendlichen inspirieren. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wiederkommen kann. Die BMW International Open liegt mir halt einfach am Herzen“, so der bis heute einzige deutsche Sieger des Events (2008). Bester Spieler für Schwarz-Rot-Gold wurde am Ende Jeremy Paul auf dem geteilten 20. Rang, während Bernd Wiesberger die österreichischen Farben bei 10 unter Par und dem 16. Platz hochhielt.

Viel geboten

Doch auch wenn keine deutschsprachigen Profis um den Titel mitspielten, tat dies der guten Stimmung auf der Anlage keinen Abbruch. Über 50.000 Golffans strömten während der Turnierwoche auf die Anlage und bekamen in der Public Area mit gro­ßem Biergarten bei zumeist gutem Wetter jede Menge geboten. Mit einem starbesetzten Pro-Am am Mittwoch wurde die BMW International Open traditionell eröffnet, der Long-Drive-Event mit Champion Martin Borgmeier und Co brachte die Zuschauer am Donnerstagnachmittag in Verzückung. Und natürlich ließ es sich Bernhard Langer trotz des verpassten Cuts bei der Players’ Party im P1 am Freitag nicht nehmen, „kräftig“ anzuzapfen. 

Der dritte Schotte

Sportlich gesehen stand die 35. BMW International Open ganz klar im Zeichen von Ewen Ferguson. Von Tag 1 an spielte der Schotte vorne mit und übernahm nach einer glänzenden 64er-Runde am Freitag die Führung, die er im Laufe des Turniers erfolgreich verteidigen sollte. Dabei kam ihm vielleicht auch ein wenig das leicht schottische Wetter am Sonntag entgegen. Für eine Art Vorentscheidung sorgte in diesem Jahr die 14. Spielbahn. Während der Engländer Jordan Smith ein Bogey auf der Scorekarte notieren musste, spielte Ferguson ein Birdie und ging zwei Schläge in Führung. Und diese sollte „Ewbo“, wie der Schotte mit Spitznamen genannt wird, bis zum Ende nicht mehr hergeben. Mit einer abschließenden 68er-Runde beendete Ewen Ferguson das Turnier bei 18 unter Par und holte sich mit zwei Schlägen Vorsprung auf Jordan Smith und dem Australier David Micheluzzi (Birdie-Birdie-Eagle-Finish) seinen dritten Titel auf der DP World Tour.

Open-Ticket gelöst

„Ich kann es kaum glauben. Die letzten vier Löcher haben sich angefühlt wie ein Traum, als wäre es gar nicht real. Völlig verrückt. Ich habe so viel besser geputtet und so viel weiter geschlagen als sonst“, sagte Ferguson mit Tränen in den Augen. „Ich wollte das Turnier für meine Eltern sowie meinen Bruder und meine Schwester daheim gewinnen. Ich liebe sie so sehr. Bei jedem Schlag habe ich an sie gedacht. Das Spiel ist so hart, mir fällt eine Zentnerlast von den Schultern, und ich bin einfach nur glücklich“, so Ferguson, der sich durch den Sieg noch direkt für die heimische 152. Open Championship im ­Royal Troon Golf Club diese Woche qualifizierte. 

Richtige Entscheidung

„Ich habe die letzten beiden Wochen bei den KLM Open und auch bei den Italian Open richtig gut Golf gespielt und wollte eigentlich diese Woche einen Open-Qualifier spielen, da ich ja für Royal Troon noch keine Spielberechtigung hatte. Doch ich war so gut drauf, und dann habe ich einfach ganz spontan entschieden, den Qualifier abzusagen und doch in München zu starten. Und jetzt stehe ich hier mit dem Pokal. Das war wohl eine richtig gute Entscheidung“, so Ferguson, der am Turniersamstag seinen 28. Geburtstag feierte und sich das schönste Geschenk am Finaltag mit dem Sieg wohl selbst gemacht hat. 

Happy Caddie

Eine echte Überraschung gab es bei der Siegerehrung dann auch für Ewbos Mann an der Tasche Stevie Neilson, der unter großem Applaus der Zuschauer eine Medaille für den besten Caddie erhielt. Das passte perfekt zu einer abwechslungsreichen Woche im GC München Eichenried, die mit vielen Highlights, einem wirklich sehr gelungenen Abschied eines echten deutschen Sportstars und dem Sieger Ewen Ferguson (nach den beiden Legenden Sandy Lyle und Colin Montgomerie dritter schottischer Sieger) ein würdiges Ende fand. 

Tolle Tage 

„Herzlichen Glückwunsch an Ewen Ferguson zum Sieg bei der 35. BMW International Open. Es waren in diesem Jahr, vor allem am Finalsonntag, anspruchsvolle Bedingungen und damit eine umso bemerkenswertere Leis­tung“, sagte Ilka Horst­meier, Personal- und Immobilienvorständin der BMW Group. „Die Stimmung und Atmosphäre auf der Anlage waren sensationell, besonders an den ersten beiden Tagen rund um den Flight mit Bernhard Langer. Es war uns allen eine große Ehre, dass wir einen der größten Sportler Deutschlands im Rahmen der BMW International Open verabschieden durften. In der Woche wurden zudem 55 Eagles gespielt,­ und die BMW Group freut sich sehr, deshalb 55.000 Euro für ‚Eagles for Education‘ zu spenden, die für mehr Chancen- und Bildungsgerechtigkeit sorgen werden“, freute sich Horstmeier über die wirklich gelungene Woche in ­Eichenried.

Medianachweis: Sportcomm / Getty Images

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