Sepp Straka hat sich genau zu dem Golfer entwickelt, den sich sein Trainer John Tillery bei der ersten gemeinsamen Übungsrunde vorgestellt hatte. „Ich möchte nicht wie ein seltsamer Prophet klingen, aber ich wusste, dass er so gut sein kann, denn ich habe schon bei unseren ersten Übungen gesehen, dass dieser Typ es draufhat“, sagte Tillery. „Ich wusste, wenn er richtig trainiert und an seinem Körper arbeitet, kann er ein Topspieler werden.“

neuer meilenstein
Bei der Truist Championship erreichte der 32-jährige gebürtige Österreicher einen neuen Meilenstein in seiner immer noch jungen Karriere. Im Duell der europäischen Ryder-Cup-Teamkollegen setzte sich Straka mit einem Gesamtscore von 16 unter Par mit zwei Schlägen Vorsprung gegen den Iren Shane Lowry und den Amerikaner Justin Thomas durch und holte so seinen insgesamt bereits vierten Titel auf der PGA Tour.
Straka gelangen in der Finalrunde auf dem Wissahickon Course des Philadelphia
Cricket Club ein Eagle und drei Birdies auf dem Weg zu einer 68 (2 unter Par). Der gebürtige Wiener, der im Jänner The American Express Championship gewann, ist neben Rory McIlroy der einzige Spieler, der in dieser Saison mehrere Siege auf der PGA Tour erringen konnte, was Tillery prophetisch erscheinen lässt. Als die beiden Ende 2021 ihre Zusammenarbeit begannen, rangierte Straka in der offiziellen Golf-Weltrangliste außerhalb der Top 200. Mit seinem vierten Karrieresieg eroberte Straka mit Rang 9 zum ersten Mal in seiner Karriere eine Top-10-Platzierung.

präzises eisenspiel
„Der Wechsel zu John Tillery als meinem Schwungtrainer war einer der wichtigsten Schritte“, sagte Straka nach seinem Sieg in Philadelphia. „Als ich anfing, mit ihm zu arbeiten, wurde mein Eisenspiel richtig gut.“
Das Eisenspiel von „The Oz“ („der Ochse“), wie Straka von seinen amerikanischen Freunden genannt wird, war entscheidend, als es darauf ankam. Am letzten Loch, dem schwierigsten des Platzes, verteidigte Straka seinen Vorsprung von einem Schlag, schlug den Ball aber in den linken Fairway-Bunker und hatte noch 200 Meter bis zur Fahne. Straka schlug ein grandioses 4er-Eisen Richtung Pin und erhöhte den Druck auf Lowry, der drei Putts benötigte und den Weg frei zu Sepps Sieg machte. „Man wird am 18. Loch aus dieser Entfernung, wo alles auf dem Spiel steht, selten einen besseren Schlag sehen“, sagte selbst Golf-Channel-Analyst Brandel Chamblee, der als Oberkritiker bekannt ist. „So beendet man ein Golfturnier.“
Und selbst der stets so zurückhaltende Sepp Straka war stolz: „Ja, das macht schon Spaß, wenn man den so hinbekommt“, sagte Straka, der den ganzen Tag mit seinen Nerven zu kämpfen hatte. „Es ist schwer zu essen, ich fühlte mich irgendwie den ganzen Tag übel. Man spürt seine Arme, Beine nicht mehr. Man versucht einfach, sich durchzukämpfen“, sagte er.

ryder cup im visier
Strakas Coach John Tillery ist überzeugt, dass der Österreicher im Ryder-Cup-Hexenkessel von Rom an Vertrauen in seine Fähigkeiten gewonnen hat. Es gibt keinen größeren Druck im Golfsport als den alle zwei Jahre stattfindenden Wettbewerb zwischen den USA und Europa, und Straka bewies 2023 als Rookie für die siegreiche europäische Mannschaft in Italien, dass er damit umgehen kann. „Es ist ein großer Unterschied zwischen Nervosität und Angst“, sagte Tillery. „Sepp hat sich vielleicht gefragt, ob er gut genug ist, aber er hatte keine Angst. Er hat in dem Chaos etwas Frieden gefunden.“
Straka und Lowry, die sich an dem Finalsonntag in Philadelphia ein tolles Duell als Gegner lieferten, waren in Rom Partner bei den Vierer-Matches und könnten dies im September in New York wiederholen. Nach dem Sieg beim Signature Event auf der PGA Tour ist Straka erstmals unter den Top 6 der fix qualifizierten Spieler für das europäische Ryder-Cup-Team geführt. „Ich wusste, wenn ich weiterhin gutes Golf spiele, habe ich eine Chance, dabei zu sein“, sagte Straka über den Ryder Cup, der Ende September am Bethpage Black Course in New York ausgetragen wird. „Ich bin mir sicher, dass mir das bei der Rangliste sehr helfen wird. Ich bin sehr dankbar und hoffe, dass ich mein gutes Spiel fortsetzen und weiterhin Punkte sammeln kann.“
JT und jäger in form
Einer der Hoffnungsträger im Team der gastgebenden US-Amerikaner wird Justin Thomas sein, der in diesem Jahr wieder zu alter Form zurückkehrte. Nach seinem eindrucksvollen Sieg bei der RBC Heritage vor wenigen Wochen mischte JT auch in Philadelphia vorne mit und beendete das Turnier schlaggleich mit Shane Lowry auf Platz 2. Es war dies bereits die sechste Top-Ten-Platzierung in dieser Saison.
Einen Formschub beim mit 20 Millionen Dollar dotierten Signature Event gab es auch bei Deutschlands bestem Golfer Stephan Jäger, der mit einer bogeyfreien Schlussrunde (66, –4) noch den geteilten 7. Platz erreichte. Damit geht es auch für den gebürtigen Münchner in den Rankings wieder steil nach oben.
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