Die FTI Touristik GmbH hat nach intensiver Prüfung und in enger Abstimmung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Axel Bierbach und dem Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) entschieden, alle Reisen mit Abreisetermin bis 5. Juli 2024, abzusagen. So wandte sich das Reiseunternehmen Anfang Juni an die Öffentlichkeit. Eine Weiterführung der Tätigkeiten ab 6. Juli 2024 durch alternative Anbieter werde gegenwärtig geprüft. Was das nun bedeutet, das versucht Golf Week mit Brancheninsidern zu ergründen.
Branche im Schlingern?
Diese Pleite bedeutet allerdings nicht, dass der nach TUI und Dertour drittgrößte deutsche Reiseanbieter verschwindet. Wie es weiter geht, ist aber zu Redaktionsschluss noch offen. Über FTI selbst hört man übrigens auch nichts Schlechtes. Bislang war es ein guter Partner gewesen, die mehreren Dutzend Personen in Linz wären stets bemüht gewesen. Die Pleite kam auch überraschend, weil eigentlich ein Großinvestor präsentiert wurde. Doch die Branche selbst ist gestählt, es ist nicht die erste große Pleite; hier sei etwa an Thomas Cook oder Neckermann erinnert.
Mario Schomann, Founder und CEO von Golf Globe, meint: „Allgemein bezogen auf die Reisebranche wird es eine Umverteilung der Marktanteile von FTI hin zu den großen anderen Reisekonzernen geben.“ Das finde bereits jetzt statt, „denn wir befinden uns kurz vor den Sommerferien“, diese hätten direkt Auswirkungen, denn „mit Bekanntwerden der Insolvenzanmeldung durch die FTI Gruppe haben alle großen Veranstalter ein Paket an Konditionen aufgelegt, mit denen man für die Sommerferien um die Kunden wirbt.“ In Bezug auf Golfreisen erwarte er sich persönlich eher weniger Auswirkungen, denn das würden eher andere Konzerne machen. „Unter den großen Reisekonzernen sind hier lediglich die TUI, hinter deren Golfreisengeschäft wir mit Golf Globe stehen, als auch die Rewe Touristik zu nennen, die Golfreisen aktiv anbieten.“
Kurzfristig
Wie es nun im Detail zu dieser Schieflage gekommen ist, wird sich wohl erst zeigen, wenn sich der Nebel verzogen hat. Corona hat, so hört man aus der Branche, wohl eine gewisse Rolle gespielt. Dazu kommen sehr enge rechtliche Vorgaben. Die Kosten sind unter Umständen hoch, Reiseveranstalter sind für alles haftbar, sei es ein ausgefallener Flug oder – wenn man nun etwa an die Türkei denkt – die Auswirkung eines Terroranschlags. Die Haftbarkeit geht weit, für manche sei sie sogar „grenzwertig“. Die Streiks in Deutschland hätten einen nicht genannten Reiseveranstalter „ein Vermögen“ gekostet, andere wohl auch. Auf der Seite der Leistungsträger im Zielgebiet – Hotels und Co – erwartet Schomann, dass es aufgrund von ausbleibenden Zahlungen durch FTI zu kurzzeitigen Turbulenzen kommen kann, die man aber durch das Sommergeschäft schnell kompensieren werde: „Die FTI Gruppe hatte viele Urlauber bereits in Hotels beispielsweise in der Türkei oder Ägypten gebucht, sodass diese Zimmer aktuell für die Hochsaison wieder in den Markt kommen und nochmal verkauft werden müssen.“ Diese Kontingente würden jetzt aber zügig von den anderen Veranstalter übernommen, als Teil der Abwicklung von FTI.
Wie reagiert der Kunde?
Spannend sei es, meint er weiter, wie Kunden und Verbraucher nun reagieren würden, also ob sie weiterhin auf Reisebüros setzen. Denn eines ist vielleicht nicht allen klar: Wer für seine Golfrunde bestehend aus acht Menschen Flüge, Flughafentransfers, Hotels, Greenfees und Co selbst bucht, wird dadurch selber zum Reiseveranstalter. Es ist davon abzuraten, für eine Gruppe Flug, Hotel und Co selber zu buchen. Theoretisch können die Teilnehmer sagen, dass derjenige, der bucht, dann haftbar ist. Und Achtung! Es gibt einige Agenturen, die den deutschsprachigen Markt mit Billigstpreisen überfluten, es gibt da aber nicht die in der Europäischen Union geltenden Konsumentenschutzrechte, da der Firmensitz beispielsweise im Vereinigten Königreich und der Türkei ist – aber das ist eben nicht (zum Teil: mehr) die EU. Wer garantiert, dass dieses oder andere Unternehmen das volle Service übernehmen, wenn etwas schiefgeht? Richtig: niemand. Wer im Reisebüro bucht, hat diese Sicherheit, sei es, wenn das Unternehmen als Vermittler oder Veranstalter auftritt. Sobald man seine Reise selbst zusammenstellt, ist man selber verantwortlich. „Ich empfehle jedem potenziellen Kunden eines Reiseveranstalters, genau hinzuschauen, ob ein Reiseveranstalter zum Beispiel hierzulande über eine Insolvenzversicherung und eine deckungsstarke Haftfplichtversicherung verfügt. Leider gibt es immer noch Fälle, bei denen dies nicht der Fall ist. Man sieht aber am Fall FTI, dass dies sehr wichtig ist und in solchen Fällen auch gut funktioniert“, meint Schomann.

Achtung, wenn es in die Ferne geht – da können ungeahnte Dinge passieren.
Haben Sie vertrauen!
Ein weiterer wichtiger Punkt noch: Am Ende sind Reiseveranstalter in Summe oftmals günstiger. Es werden große Kontingente bei Flug, Hotel und Co erstanden und vermittelt. Wer sich via Checkfelix, Booking und Co die Reise zusammenstellt, hat vielleicht den Eindruck, dass es günstiger ist – im Gesamtpaket ist das oftmals eben nicht der Fall. Spannend sei es, meint er weiter, wie Kunden und Verbraucher nun reagieren würden, also ob sie weiterhin auf Reisebüros setzen. Schomann blickt da hoffnungsvoll in die Zukunft: „Letztendlich wird jetzt – glücklicherweise – genau das immer wichtiger, wofür wir schon seit Jahren als Reiseveranstalter stehen: Qualität und Professionalität. Und daher ist es lohnenswert, sich vor einer Reisebuchung ein Bild über den jeweiligen Reiseveranstalter zu machen und sich entsprechend beraten zu lassen.“

Auf Reisen kann immer Unvorhersehbares geschehen. Ein Reisebüro hilft.
Ab ins Reisebüro
Man muss es ganz klar festhalten: Nur wer seine Reise über einen Veranstalter bucht, der innerhalb der EU, besser noch: Österreich oder Deutschland ansässig ist, hat die notwendige rechtliche Sicherheit. Und selbst wenn eine Reise vielleicht individuell zusammengestellt etwas günstiger sein soll, ist es doch ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass man abgesichert ist, wenn irgendwas schiefgehen sollte –was auch immer das sein mag. Wie schnell das gehen kann, haben die letzten Jahre eindrucksvoll bewiesen …
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