Golf gestreamt

Netflix & Chill ist eine sehr bekannte und beliebte Freizeitbeschäftigung. Eine weitere, mit dem Streaming-Anbieter eng verbundene Angelegenheit ist das Binge-Watching, also eine ganze Staffel in einem schauen. Das ging früher auch, aber da brauchte es halt DVDs. Her­umliegen und in das Kastl oder die Röhre schauen ist natürlich der Golfer Sache nicht, genauso wenig wie mittlerweile beim Streaming-Anbieter. Denn der räumt, wie andere Sender auch, dem „Doku­tainment“ mehr Raum ein, und hier kommt Golf, nun ja, ins Spiel. Nach Formel 1 und Tennis­ nahm man sich das Golfen zur Brust und brachte im Winter „Full ­Swing“ auf den Markt, eben Dokutainment. Bei dem Ausdruck handelt es sich um ein Kofferwort aus Dokumentation und Entertainment, es  bezeichnet eine unterhaltsame Darbietung dokumentarischen Materials. Ähnlich dem Infotainment, aus dem sich der Begriff herleitet, handelt es sich auch bei Dokutainment um eine Verbindung von Dokumentarischem und reiner Unterhaltung. Fakten und Hintergrundwissen werden für ein Massenpublikum spannend und unterhaltend aufbereitet – wobei die Qualität der Informationen und der Wahrheitsgehalt vernachlässigt werden. Wie auch immer, es ist in, und Netflix macht es. Also stellt man die Golfer in den Mittelpunkt. So hieß Folge 1 „Frenemies“ (also Freunde, die Feinde sind, oder umgekehrt).

Begleitet wurden die Kindheitsfreunde Jordan Spieth und Justin Thomas im Kampf um den Sieg bei der PGA Tour, wo sie „zu erbitterten Rivalen“ werden. Weitere Themen sind etwa auch die Karriere von Brooks Koepka, Ian Poulters Überlegungen, die PGA-Tour-Karte aufzugeben und einen lukrativen LIV-Vertrag zu unterschreiben. Joel Dahmen stellt sich seiner Vergnügungssucht. Eine Folge dreht sich um die PGA-Tour-Neulinge Sahith Theegala und Mito Pereira und der Frage, ob sie die Herausforderung trotz aller Schlagfertigkeit womöglich unterschätzen. Zum Abschluss der acht Folgen umfassenden ers­ten Staffel trifft Rory McIlroy bei der Open Championship auf Cam Smith und kämpft innerhalb der PGA Tour für Veränderungen. Ob Golf durch Netflix so einen Boom erleben wird wie etwa die Formel 1, wird man sehen. Jedenfalls gefiel es den Produzenten so gut, dass im März 2023 verlautbart wurde, dass eine weitere Staffel auf jeden Fall folgen werde. Doch die echten Golfer sind nicht die Einzigen, die zum Netflix-Golfuniversum gehören.

Der Klassiker

Ganz im Zentrum steht da beispielsweise Adam Sandler, wohl jedem Golfer wegen des 1996 erschienenen Films „Happy Gilmore“ bekannt. Seit sieben Jahren gehört er auch zum Netflix-Universum, und im Jahr 2023 kommen gleich drei neue Filme mit dem Comedian. In einem kürzlich von Golf Trending geposteten Video erklärte Sandler, wie sehr er sich jetzt für Golf interessiert. Der Schauspieler und Golfer hat laut Quellen ein Golf-Handicap von etwa 16. Doch trotz seines wachsenden Talents auf dem Spielfeld ist er gezwungen, etwas zu tun, was er lieber nicht tun würde. Auf die Frage, ob die Fans erwarten, dass er sich wie Happy Gilmore verhält, bejahte er dies. „Ich muss – ich werde buchstäblich dazu aufgefordert“, sagte er, „wenn ich an einen neuen Ort gehe, ist es eine Garantie für den Eröffnungsabschlag … Ich meine, es ist einfach so, die Leute kommen, schauen, und ich muss das tun.“ Er stellt klar: „Ich mache den Gilmore-Swing und mache ihn weiterhin.“ Vielleicht erbarmt sich Netflix ja auch und schenkt uns allen noch eine Fortsetzung von „Happy Gilmore“.

Golfender Star

Die Verbindungen zwischen ­Streaming und Golf gehen aber tiefer. Denn klarerweise spielt auch der eine oder andere Schauspieler gerne Golf. Etwa Jason Bateman, der im Hit „Ozark“ die Hauptrolle innehatte.  Kurz zur Story der vier Staffeln: Der selbstständige Finanzberater Marty Byrde sieht sich gezwungen, mit seiner Frau Wendy und den Kindern Charlotte und Jonah von Chicago in ein Sommer­resort in den Ozarks in Missouri zu ziehen. Um sich und seine Familie vor der Rache eines Drogenbosses zu schützen, verspricht er diesem, 500 Millionen US-Dollar in fünf Jahren zu waschen. In Ozark angekommen, muss er bald erkennen, dass er nicht der Einzige mit kriminellen Geschäften ist. Ozark entpuppt sich als kleine Welt des Drogenhandels und der Geldwäsche. Hauptdarsteller Jason Bateman mag Golf so sehr, dass er 2023 am AT&T Pebble ­Beach Pro-Am teilnahm, gemeinsam mit Harrison Endycott. Es ist zudem bekannt, dass Batemans Tochter auch mit ihrem Vater auf den Golfplatz geht. Er hat bereits Pläne, mit seiner Tochter Kurse auf der ganzen Welt zu spielen.

Nachwuchs?

Doch nicht nur – Bateman wird es verzeihen – ältere Semester spielen gerne Golf. In den Tiefen des Internets gibt es auch das eine oder andere Video von Finn Wolfhard. Er wurde in Vancouver­ in der kanadischen Provinz ­British Columbia geboren, ist deutsch-französischer Abstammung und spielt Mike Wheeler in der Science-Fiction-Mystery­serie „Stranger Things“. Der neueste Hit ist übrigens „Wednesday“. Diese Serie basiert auf der bekannten Fernsehserie „The Addams Family“, die 1964 das erste Mal zu sehen war. Die Serie dreht sich um die gleichnamige Titelfigur, die ein Monster-Mysterium an der Schule lösen will. Ob die Hauptdarsteller irgendwann auch golfen? Fraglich, aber sie wären ja noch jung.

Und mehr?

Golf ist nun einmal ein zentraler Bestandteil der (US-amerikanischen) Popkultur. In unzähligen Serien, also auch auf Netflix, gibt es Szenen auf Golfplätzen oder Anspielungen auf das Spiel. Dass Golf neben König Fußball, Tennis, Formel 1 oder typischen US-Sportarten wie Basketball so viel Raum bekommt, ist begrüßenswert. Es zeigt letztlich auch, wie relevant das Golfspiel für die Gesellschaft ist. Oder wie es Brandon Riegg, Vice President Unscripted and Documentary Series Netflix, in einer Aussendung zur Verkündung von „Full Swing“ formuliert: „Diese Show hat schnell Kernfans von Golf ­angesprochen und auch brandneue Fans aus der ganzen Welt angeworben. Wie so vieles in unserem wachsenden Sportangebot.“ Auf in die zweite Staffel von „Full Swing“, die wird nämlich kommen.

Medianachweis: Sportcom/Getty Images