Von 14. Juni bis 14. Juli findet in Deutschland die Fußballeuropameisterschaft der Herren statt. Gespielt wird in zehn Städten – Berlin, München, Dortmund, Stuttgart, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, Köln, Gelsenkirchen und Leipzig. 24 Nationen nehmen am Turnier teil. Gastgeber Deutschland war fix qualifiziert, die anderen 23 Starter mussten sich qualifizieren. Außer Russland, die Sbornaja ist aufgrund des Angriffskrieges vom Bewerb ausgeschlossen. Bei insgesamt 24 Teilnehmern aus 53 Mitgliedsverbänden wundert es wenig, dass neben dem Gastgeber und Top-Nationen wie Spanien, Italien, England, Frankreich, Niederlande, Portugal, Belgien und Kroatien nicht nur Länder wie Österreich (und die Schweiz, Dänemark, Schottland, Serbien, Ukraine, Tschechien, Türkei, Polen) auch mehr oder weniger Außenseiter wie Ungarn, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Georgien und Albanien am Turnier teilnehmen. Spätestens jetzt stellt sich die Frage: Was hat das alles mit Golf zu tun?
Ausgleich
Nehmen wir dazu einmal die Österreicher her. Von 29. Mai bis 3. Juni war der Großkader auf Trainingslager, dann folgten ein Testspiel, weitere Trainingstage und am 7. Juni die Bekanntgabe des 23-Mann-Kaders. Am 8.6. ist ein letztes Testspiel, dann gibt es ein paar Tage frei, ehe man sich am 12. Juni in Berlin einfindet. Es folgen die drei Vorrundenspiele, das letzte am 25. Juni. Schön wäre es, wenn das Turnier für sie noch länger dauern würde. Nachdem die ersten beiden Teams der sechs Gruppen sowie die besten vier Drittplatzierten aufsteigen und das Achtelfinale von 29. Juni bis 2. Juli stattfindet, bedeutet das für Spieler, Trainer, Betreuuer und Co, dass man rund einen Monat zusammen ist, für 18 von 24 Mannschaften eben deutlich länger. Kurz gesagt: Es braucht ein passendes Quartier, und Golf ist eine Sportart, die entspannt und bei der man sich nur sehr schwer verletzen kann. Darum beziehen einige Nationen Resorts, wo es einen Golfplatz gibt oder einer in der Nähe ist.

Wo gibt’s Golf?
Die DFB-Auswahl steigt in Herzogenaurach in Bayern am adidas Homeground ab. Dort gibt es Volleyball, Basketball und Tennis, der GC Herzogenaurach ist nicht weit entfernt. Gruppengegner Schottland ist im Resort Obermühle in Garmisch-Partenkirchen daheim. Direkt im Hotel gibt es kein Golf, die Schotten müssten sich ins Umland bewegen. Ungarische Teamspieler, untergebracht im Hotel Tannenhof im Allgäu, haben hingegen keinen Club in der Nähe. Die Schweiz, untergebracht im Waldhotel in Degerloch, findet in Stuttgart mit Sicherheit Angebote.
So viel zur Gruppe A. In Gruppe B ist Spanien im Öschberghof im Schwarzwald untergebracht. Dort stehen gleich mehrere Golfplätze zur Verfügung, genauer gesagt deren drei. Gruppengegner Kroatien ist in Brandenburg im Resort Mark Brandenburg zugegen, hier punktet das Hotel eher mit Spa, zu wenige Golfclubs gibt es in der Berliner Gegend aber auch nicht gerade, man muss nur ein bisschen fahren. Italien, untergebracht im Vier Jahreszeiten Iserlohn, hätte in der Nähe zumindest Minigolf, der nächste Platz beim Märkischen Golf Club eV Hagen ist rund 17 Kilometer auf der Autobahn entfernt. Die vierte Nation, Albanien, ist im SportCentrum Kaiserau untergebracht, dort gibt es so gut wie alles – außer Golf.
Im Resort
Slowenien aus der Gruppe C hat alles richtig gemacht. Das Vesper in Wuppertal hat eine renommierte und beliebte Golfanlage. Dänemark residiert im Hotel Lauterbad, der Golf-Club Freudenstadt ist nur 2,2 Kilometer entfernt, also einen gemütlichen Morgenlauf weit. Die Serben, im Augsburg’schen Hotel Maximilian’s untergebracht, haben zwar keinen Golfclub in der Nähe, aber immerhin eine Puppenkiste und einen Zoo. England, das wundert wenig, setzt gleich ganz auf das Spa & GolfResort Weimarer Land. Der dortige Golfclub hat 45 Löcher und gilt über die Grenzen hinaus als toller Ort für eine Runde Golf. Passend, hat doch Superstar Harry Kane ein Handicap von 0. In der Gruppe D spielt Polen, man steigt im Sheraton Pelikan Hotel mitten in Hannover ab, der nächste Golfclub ist außerhalb der Stadt. Die Niederlande sind in Wolfsburg im Ritz-Carlton untergebracht, in der VW-Stadt gibt es zwar den Golf, aber wenige Gelegenheiten zu spielen. Österreichs Schlosshotel Berlin, man müsste schon durch den Grunewald durch, um zum Berliner GC Gatow und nach Berlin-Wannsee zu kommen. Ein bisschen eine Anfahrt für Michael Gregoritsch, aber das sollte für Ralf Rangnick drin sein. Der letzte Gegner der Gruppe, Frankreich, residiert im Best Western Premier Parkhotel & Spa, nördlich von Paderborn ist man etwas unterversorgt, was Golf betrifft.

Bisschen abschlagen
Belgien, Favorit in der Gruppe E, ist im Schlosshotel Monreposi in Ludwigsburg untergebracht. In der Domäne Monrepos gibt es einen 18-Loch-Platz, inmitten einer reizvollen Landschaft aus Obstbaumwiesen, Eichen, Buchen, Linden und Ahorn. Das nächste Golf-ähnliche Spiel für Gruppengegner Slowakei beim Hyatt Regency in Mainz ist Discgolf, gefolgt von Minigolf. Rumänien, das in Würzburg im Hotel Melchiorpark absteigt, hat den schönen GC Würzburg in der Nähe, wobei Nähe relativ ist. Für eine Morgenrunde sind acht Kilometer zum Gehen eigentlich viel. Die Ukraine verweilt im Neuhofer Légère Hotel in Taunusstein. Es gibt einen Citygolfplatz, also eher nichts für die großen Buben. In Gruppe F ist die Türkei im Sporthotel Fuchsbachtal untergebracht. Der Name ist Programm und umfasst auch alle Angebote der Golfregion Schaumburger Land. Ein bisschen Anreise muss man aber in Kauf nehmen. Georgien findet in Velbert sicher einen Golfplatz, das portugiesische Teamquartier Klosterpforte bei Harsewinkel wirbt mit einem Golfplatz. Gleich vier Clubs sind im Umfeld zu finden. Tschechien bewohnt das Steigenberger Hotel Treudelberg, gleich beim Golf & Country Club Hamburg Treudelberg mit 27 Bahnen. Man sieht also: Wer nicht gleich in einem Golfresort stationiert ist, hat zumeist eines in der Nähe. Und eines darf man nicht vergessen: Die hochbezahlten Fußballprofis erleben eben eine stressige Zeit, da braucht es das entsprechende Umfeld. Zwischen Kameras, Mikrofonen, großen Stadien und Reisen sowie Freud und Leid ist eine Golfrunde eben eine super Sache. Eine Frage bleibt noch offen: Welcher Spieler würde gewinnen? Vermutlich Harry Kane oder auch Thomas Müller.
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