Mit dem Masters ist das erste Major des Jahres im Kasten, und wenn man die Geschehnisse im kleinen, beschaulichen Ort Augusta näher verfolgt hat, kann man mit Fug und Recht behaupten: Eine denkwürdige Woche liegt hinter uns. Es gab Aufreger, Helden, Bösewichte, Lustiges, Außergewöhnliches und Spannendes. Hier meine ganz persönliche „… der Woche“-Liste zum Masters.
Interview der Woche
Der Par-3-Contest am Mittwoch, bei dem die Profis mit Familie auf Hole-in-one-Jagd gehen, gehört zu den echten Highlights der Woche in Augusta. Ganz vorne mit dabei Frankie Fleetwood, 7 Jahre alter Spross von Tommy Fleetwood, der beim Interview von Sky Sports Rede und Antwort zu seinem Spiel stand. „Ich habe mein Bestes gegeben, um über das Wasser bis aufs Grün zu kommen. Ich habe trainiert, so viel ich konnte. Es hat dieses Jahr noch nicht gereicht, aber ich bin dran und werde weiter mein Bestes geben“, so Frankie im Stile eines Profis. Da konnte sich auch der grinsende Shane Lowry im Hintergrund nicht mehr zurückhalten und frotzelte. „Bei den Fleetwoods geht’s ja früh los mit dem Medien-Training.“
Aufreger der Woche
Okay, wenn man als amtierender U.S. Amateur Champion die Ehre hat, in Augusta die ersten beiden Runden mit dem amtierenden Masters-Champion zu spielen, dann kann es durchaus sein, dass man mit einer gewissen Portion Nervosität an den Start geht. Im Fall von José Luis Ballester aber anscheinend mit so viel Nervosität, dass dem Spanier in seiner Auftaktrunde dermaßen die Blase drückte, dass er sich auf Bahn 13 genötigt sah, sich vor den Augen einiger Patrons „Erleichterung“ in Rae’s Creek zu verschaffen. Strafschläge gab es dafür zwar nicht, aber natürlich waren die Herren von Augusta gar nicht amused, und auch Ballester entschuldigte sich gleich am Freitag recht kleinlaut zu dem Vorfall. Dass er ein richtig guter Golfer ist, konnte der Spanier beim Masters leider nicht so ganz unter Beweis stellen. Dafür bleibt ihm beim bevorstehenden Wechsel ins Profilager aber jetzt noch genug Zeit, und vielleicht läuft es beim nächsten Masters dann auch etwas besser.
spruch der Woche
Dieser kam wie schon des Öfteren mal wieder aus dem Lager von Sir Nick Faldo. Als der 3-fache Träger des grünen Jacketts am Donnerstag das Rot-gelbe-was-zum-Teufel-hat-er-sich-dabei-nur-gedacht-Outfit von Sergio García entdeckte, entfuhr dem „Sir“, um ehrlich zu sein, nicht ganz zu Unrecht, folgender Satz. „Gebt ihm ein paar Rollschuhe, dann kann er mir einen Burger servieren.“
held der Woche
Ist für mich einfach mal Nick Dunlap. Wenn man am ersten Tag mit sage und schreibe 90 Schlägen ins Clubhaus kommt und am folgenden Tag überhaupt die Cojones hat, sich dem Platz und den Zuschauern erneut zu stellen, das allein verdient großen Respekt. Viele Spieler hätten sich nach solch einem Desaster verkrochen und mit einer „Verletzung“ zurückgezogen. Nicht so Nick Dunlap, der sich dann am Freitag trotz schwerer Schaffenskrise mit einer tollen 71er-Runde (ja, das ist 19 Schläge besser!!!) absolut „redeemed“ hat. Flightpartner Billy Horschel klopfte Nick nach der 18 auf die Schulter und sagte: „Ich bin stolz auf dich.“ Das kann er auch sein, der Held der Woche, denn Zitat Nick Dunlap: „Ich werde niemals aufgeben.“
bösewicht der Woche
Eigentlich sollte es im Sport ja keine Bösewichte geben, doch wenn sich einem schon die Chance bietet, Patrick Reed in seiner finalen Endgegnerversion zu sehen, dann muss man sie einfach nutzen. Zaghafter konnte ein Applaus an Tee 1 für einen ehemaligen Masters-Sieger eigentlich nicht ausfallen. Die Patrons hatten einfach Angst. Angst, dass dieser schwarze Ritter ihnen am Ende mit einer Fabelrunde einen Strich durch die Rechnung macht und Rory oder Bryson oder egal wem den Titel wegschnappt. Patrick Reed lebt einfach diesen Charakter. Er ist muffig, egal ob im Interview oder vor oder auf der Runde oder egal wann. Doch Patrick Reed ist auch ein guter Golfer, und das stellte er einmal mehr unter Beweis. Zwei Schläge fehlten ihm an Ende für ein Stechen. Alleiniger dritter Platz. Aufatmen.
Abschied der Woche

Der kommt, wie könnte es anders sein, natürlich von Bernhard Langer. Der größte deutsche Golfer und Wegbereiter dieses einfach coolen Sports hatte bereits im Vorfeld des 89. Masters seinen Abschied angekündigt. Zum sensationell 41. Mal trat der Anhausener im Augusta National Golf Club an und ließ auch im Alter von 67 Jahren wieder einmal sein Können aufblitzen. Mit zum Teil über 70 Meter weniger Weite im Gepäck als die jüngere Konkurrenz zauberte Bernhard Langer wie in alten Zeiten. Nach einer 74 zum Auftakt spielte der zweifache Champion in Runde zwei fabulös auf und lag lange Zeit in Sachen Qualifikation fürs Wochenende voll im Soll. Doch dann wurde Langer die 15. Bahn zum Verhängnis, als seine Annäherung beim dritten Schlag zurück ins Wasser spinnte. Das daraus resultierende Double Bogey und ein um Haaresbreite verpasster Par-Put auf dem letzten Grün ließen Langer um den knappstmöglichen Abstand am Cut scheitern. Jeder Patron und Fan vor dem Fernseher hätte diesem Ausnahmesportler einen schöneren Abschied aus Augusta gegönnt. Doch als Bernhard Langer anschließend unter Standing Ovations das 18. Grün verließ und von seiner Familie in die Arme genommen wurde, fand das Kapitel Masters dann doch noch ein versöhnliches Ende. „Ich habe vor einigen Jahren den Vorsitzenden in Augusta gefragt, wie lange man als Gewinner dieses Turniers denn antreten darf. Gibt es da ein Alterslimit oder wie läuft das ab, und seine Antwort lautete: Du wirst merken wann es so weit ist“, so Langer.
Duell der woche
Als Bryson DeChambeau bei den letzten Sonnenstrahlen am Samstagnachmittag einen irre langen Birdieputt auf dem 18. Grün versenkte und sich damit bis auf zwei Schläge an den führenden Rory McIlroy heranspielte, dachte ich mir: „Das wird ein richtig tolles Duell um den Sieg morgen.“ McIlroy vs. DeChambeau, PGA Tour gegen LIV, Europa gegen USA, der gebeutelte Zweitplatzierte der letzten U.S. Open gegen den Mann, der ihm den Sieg entriss, klassischer Golfer vs. YouTube-Star usw., usw. Und nach den ersten beiden Bahnen der Finalrunde sah es auch mehr denn je nach einem wirklich spektakulären Zweikampf der beiden Protagonisten aus. McIlroy begann mit einem Double, einem schwachen Par auf der 2, und Bryson übernahm mit Par und Birdie die Führung. Doch wer sich jetzt auf einen spannenden Zweikampf im letzten Flight freute, wurde enttäuscht. Bahn um Bahn verlor Bryson DeChambeau völlig überraschend total den Fokus. Durch jede Menge Fehlschläge, schlecht dosierte Putts und daraus resultierende Schlagverluste geriet der zweifache U.S.-Open-Sieger ruckzuck ins Hintertreffen. Je länger die Finalrunde dauerte, umso mehr kristallisierte sich das wahre Duell heraus. Es hieß nicht McIlroy gegen DeChambeau, es hieß McIlroy gegen sich selbst. Denn was hat Rory in den letzten Jahren nicht alles an bitteren Pillen schlucken müssen, wenn es um die Majors ging. Doch führt man sich seine zum Teil harten Niederlagen noch einmal vor Auge, fällt auf: Zumeist war es Rory selbst, der sich diese durch schlechte Schläge nebst Scores zugefügt hatte.
Duell der woche 2
Das Duell McIlroy gegen McIlroy in Augusta wurde am Sonntag zu einer denkwürdigen Achterbahnfahrt. Immer wenn sich der Nordire die Führung zurückerobert hatte, unterlief ihm wieder ein Fehler. Ganz sicher nichts für schwache Nerven war sein Double Bogey auf der 13. Eigentlich war zu diesem Zeitpunkt das Turnier zugunsten McIlroys so gut wie entschieden. Doch sein Wedge ins Wasser ließ die Konkurrenz noch einmal aufhorchen. Dann ein sensationelles Birdie auf der 15 und ein vielleicht noch viel sensationelleres auf der 17 zur Führung. Wieder sah es so aus, als hätte Rory den Kampf mit sich selbst gewonnen und die Katze im Sack. Und wieder belehrte er die Zuschauer vor den Fernsehern eines Besseren. Krasser Fehlschlag an der 18, Bogey, Playoff.
schlag der woche
Mit diesem sorgte Rory McIlroy im Stechen gegen Justin Rose für die Vorentscheidung. Nach einem krachenden Drive mitten auf das 18. Fairway schlug „Rors“ sein Gap Wedge wie an der Schnur gezogen gut 1,5 Meter an den Stock und riss die Patrons am Grün damit von ihren Klapp- und Campingstühlen. Unter stehenden Ovationen näherten sich die beiden Kontrahenten dem Grün, und nachdem Justin Rose seine Chance zum Birdie vergab, kürte sich Rory Mcilroy wenig später zum Masters-Sieger 2025. Als der Putt im Loch verschwand, sank Rory in die Knie und ließ seinen Emotionen freien Lauf.
Statistik der Woche
Was auf jeden Fall noch fehlt, ist der „Stat“ der Woche, der mir seit Donnerstag im Kopf geblieben ist. Als Rory McIlroy seine astreine Runde mit zwei Double Bogeys zunichtemachte, flimmerte Folgendes über den Bildschirm: „Noch nie hat jemand mit mehr als einem Double Bogey ein Masters gewonnen – sprich: Rory, du bist jetzt schon raus.“ Rory McIlroy, nun einer von sechs Career-Grand-Slam-Siegern, hatte am Ende sogar deren 4 zu Buche stehen.
GEntleman der Woche

Das ist ganz klar Justin Rose. Wenn man Nachwuchssportlern ein Video zeigen möchte, wie man sich im Moment einer Niederlage verhält, sollte man das Video vom Finale auf dem 18. Grün und das Interview danach zeigen. „Es ist gerade nicht einfach für mich, und ich habe das ja schon einmal erlebt, hier im Stechen zu verlieren“, so Rose nach der Runde. „Aber diese Woche und auch die letztes Jahr bei den Open haben mir gezeigt, dass ich mit den Besten der Welt mithalten kann. Mein Spiel ist da, das Einzige, was fehlt, ist mein eingravierter Name in einer dieser tollen Trophäen“, so Rose. Was ihm auf keinen Fall fehlt, ist eine große, große Portion Sportsmanship, und allein dafür hätte er einen weiteren großen Titel verdient.
Lob der Woche
Dieses geht zum Schluss ganz klar an die Herren vom Augusta National Golf Club. Denn nach wie vor sind Handys auf dem Gelände streng verboten, und das führt unter anderem auch dazu, dass die Patrons ihre Hände frei haben zu applaudieren und für richtig Stimmung sorgen. Auch die Bilder, die aus Augusta um die Welt gehen, sind einfach schön anzuschauen. Strahlende Fans mit „Gesichtern“, in denen sich Freud und Leid der Profis abzeichnen. Großes Kompliment, meine Herren, weiter so.
Medianachweis: Sportcomm /Getty images, Sportcomm /Getty Images, Sportcomm/Getty Images