KI: Game-Changer für Training und Spiel

Mentale Stärke vs. künstliche Intelligenz: wie KI Spieler unterstützt – „but the head still makes the difference“.
Auch dieses Foto wurde mittels KI generiert.

Roboter und Avatare, die einem die Hand zum Gruß reichen, smarte Assistenten, die das Leben auf eine ganz neue Ebene heben – auf der IFA 2024 (Innovation for All) wurde die Zukunft greifbar. Vom 5. bis 10. September verwandelte sich das Messegelände in Berlin in einen Ort, an dem Innovation und Technologie auf faszinierende Weise mit­einander verschmolzen. Die wohl größte Bühne gehörte dabei der künstlichen Intelligenz (KI): Von selbstlernenden Haushaltsgeräten bis hin zu KI-gesteuerten Gesundheitstrackern präsentierten führende Marken, wie KI unser tägliches Leben revolutionieren wird. Für die Besucher der IFA 2024 war klar – die Zukunft ist längst da, und sie klopft mit technologischen Innovationen an unsere Tür. 

Aus der Welt des Golfsports

Auch wenn der Golfsport bzw. KI-basierte Tools dafür bei der IFA 2024 kein explizites Thema waren, kann und wird auch er sich dieser Entwicklung nicht entziehen. Längst hat KI auch auf den Golfanlagen und in den Trainingszentren weltweit Einzug gehalten. Vor allem die Art und Weise, wie Golfer – sowohl Profis als auch Amateure – ihre Fähigkeiten verbessern, unterliegt gerade einem umfassenden Wandel. KI-basierte Tools und Gadgets haben das Potenzial, das Spielniveau hinsichtlich Schlagtechnik und Präzision deutlich zu heben. Auch der ÖGV ist überzeugt, dass „KI mittelfristig wohl in das gesamte Golferlebnis integriert werden wird. Nicht nur für Spielanalyse und -strategie“, wie es auf Anfrage heißt. Zudem geht man beim ÖGV davon aus, dass „KI-basierte Tools helfen, den Golfsport breiter aufzustellen und einem größeren Publikum zugänglich zu machen“. Dennoch sei es wichtig, den menschlichen Faktor nicht zu vergessen – „KI sollte als Unterstützung und nicht als Ersatz für Trainer oder die soziale Komponente des Sports gesehen werden“.

KI-gestützte Schwunganalyse

Einer der zentralen Bereiche, in denen KI bereits einen erheblichen Einfluss ausübt, ist die Schwunganalyse. Moderne KI-gestützte Tools, wie TrackMan oder Arccos, ermöglichen es Golfern, ihren Schwung mit einer Präzision zu analysieren, die früher nur den besten Spielern und ihren Trainern vorbehalten war. 

Diese Systeme nutzen fortschrittliche Algorithmen, um Daten wie Schwunggeschwindigkeit, Ballflug, Schlägerwinkel und Treffmoment in Echtzeit zu erfassen und zu interpretieren. Die Stärke dieser Tools liegt in ihrer Fähigkeit, sich individuell an den Spieler anzupassen. Anhand der gesammelten Daten erstellt die KI ein detailliertes Profil des Spielers, das Stärken und Schwächen identifiziert. Auf dieser Basis können maßgeschneiderte Trainingspläne entwickelt werden, die gezielt auf die Verbesserung spezifischer Aspekte des Schwungs abzielen. Dies führt zu einer Personalisierung des Trainings, die bislang undenkbar war.

Persönlicher Coach

Ein weiterer revolutionärer ­Bereich ist der Einsatz von KI bei virtuellen Coaching-Anwendungen. Diese Programme bieten den Spielern die Möglichkeit, jederzeit und überall auf professionelles Coaching zuzugreifen, ohne dass ein physischer Trainer anwesend sein muss. Systeme wie Golf AI Coach analysieren Schwungvideos, die vom Spieler hochgeladen werden, und liefern sofortige Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge.

Was diese virtuellen Trainer so wertvoll macht, ist ihre Fähigkeit, sich kontinuierlich zu verbessern. Je mehr Daten sie von einem Spieler sammeln, desto besser wird ihre Analyse und ­desto präziser werden die Ratschläge. ­Diese Tools sind besonders für Amateure von unschätzbarem Wert, die nicht die Möglichkeit haben, regelmäßig mit einem professionellen Trainer zu arbeiten. Durch die Integration von KI in den Trainingsalltag wird es auch Hobbysportlern ermöglicht, ihre Technik mit der gleichen ­Effizienz und Genauigkeit zu verbessern wie ein Profi.

Daten, Daten, Daten

Die Verfügbarkeit von Big Data und die Fähigkeit der KI, diese Daten zu analysieren und verständlich aufzubereiten, eröffnen Golfern neue Dimensionen des strategischen Spiels. Systeme wie Game Golf und Shot Scope sammeln während jeder Runde detaillierte Statistiken über das Spielverhalten und bieten tiefgehende Einblicke in alle Aspekte des Spiels – vom Abschlag bis zum Putt.

Diese Daten werden in Echtzeit verarbeitet und können sofort genutzt werden, um taktische Entscheidungen auf dem Platz zu treffen. Noch wichtiger ist jedoch die langfristige Analyse, die Spielern ermöglicht, Trends in ihrem Spiel zu erkennen und gezielt an den Schwachstellen zu arbeiten. Für Amateure bedeutet dies, dass sie mit den gleichen Tools arbeiten können wie Profis und dadurch ihre Entwicklung auf ein höheres Niveau bringen können.

Golfsimulatoren und Virtual Reality

Auch Golfsimulatoren haben sich in den letzten Jahren zu unverzichtbaren Trainingshilfen entwickelt, die durch den Einsatz von KI noch leistungsfähiger geworden sind. Moderne Simulatoren wie der TrackMan 4 oder der Full Swing Golf Simulator nutzen KI, um realistische Platzbedingungen und Spielsimulationen zu bieten, die dem Spieler ein Trainingserlebnis ermöglichen, das dem echten Spiel sehr nahe kommt. Diese Simulatoren erfassen detaillierte Schwung- und Ballflugdaten, die in Echtzeit analysiert werden, um dem Spieler ein sofortiges Feedback zu geben.

Mit der Weiterentwicklung von Virtual Reality (VR) könnte sich dieser Bereich in Zukunft noch weiter ausdehnen. VR-Golftraining kombiniert mit KI könnte es den Spielern ermöglichen, in einer vollständig immersiven Umgebung zu trainieren, die nahezu identisch mit realen Bedingungen ist. Diese Technologie wird das Training nicht nur zugänglicher, sondern auch effektiver machen, indem sie es den Spielern ermöglicht, sich ohne die Zwänge der physischen Welt auf bestimmte Aspekte ihres Spiels zu konzentrieren.

Mentale Stärke bleibt zentrales Element

Bei all dem Fortschritt betont ­allerdings Matthias Schwab, dass die durch KI gewonnenen Daten nur bedingt helfen – vor allem im Golfsport. Denn hier komme es in erster Linie auf die mentale Stärke des Spielers an. Daher ist er überzeugt: „Künstliche Intelligenz spielt im Golfsport derzeit eine eher geringe Rolle, denn am Ende zählt immer der Mensch. Die körperliche Verfassung, mentale Stärke und die Fähigkeit, seine Fertigkeiten auf den Platz zu bringen, sind entscheidend. Golf ist die technisch schwierigste Sportart. Golf ist zu 80% ein mentales Spiel, und der Erfolg hängt davon ab, wie man in Drucksituationen reagiert. Vor allem Schlägerhersteller beschäftigen sich intensiv mit KI, aber selbst mit den besten Informationen und Daten aus der KI kommt es letztlich auf die Umsetzung auf dem Platz an. Ein guter Trainer, wie es Willi Hofmann für mich war, ist momentan noch viel wichtiger als künstliche Intelligenz; er ist nicht nur Trainer, sondern auch Berater, Wegbegleiter, Vorbild und Freund. Das alles ist zumindest derzeit noch viel wichtiger im Golfsport als KI“, meint der österreichische Golfprofi.

Ein Blick in die Zukunft

Die Integration von KI in den Golfsport steht noch am ­Anfang, doch die Richtung ist klar: Der Sport – vor allem die Trainingsmöglichkeiten – wird durch diese Technologie tiefgreifend verändert werden. In naher Zukunft könnten wir eine noch stärkere Personalisierung des Trainings erleben, bei der KI nicht nur Schwunganalyse und Coaching übernimmt, sondern auch die gesamte Trainingsplanung und -durchführung steuert. KI könnte zum Beispiel tägliche Trainingsroutinen erstellen, die auf den aktuellen Fitness- und Leistungsdaten des Spielers ­basieren, und diese dynamisch anpassen, um maximale Effizienz zu gewährleisten.

Zudem könnten zukünftige KI-Systeme in der Lage sein, mentale Aspekte des Spiels zu analysieren und zu coachen, ­indem sie die psychologische Verfassung des Spielers in Echtzeit überwachen und gezielte ­mentale Übungen vorschlagen. Dies würde das Training auf eine ganzheitliche Ebene heben, die sowohl ­physische als auch psychische Aspekte berücksichtigt.

Ein weiterer spannender Ausblick ist die mögliche Verbreitung von KI-gestützten Wettbewerbsformaten, bei denen Amateure direkt gegen Profis antreten können, indem sie deren Spielstrategien und Schwünge in Echtzeit simulieren und kopieren. Dies könnte zu einer neuen Form des Wettkampfs führen, bei der die Grenze zwischen Profi- und Amateursport zunehmend verschwimmt.

Übrigens: Der Bundesverband Golfanlagen e.V. (BVGA) führt gerade eine entsprechende Marktumfrage zu diesem Thema in der D-A-CH-Region durch. Die Ergebnisse folgen in der nächsten Ausgabe.

Medianachweis: Peter Suwandschieff – KI-generiert _ Adobe/ Firefly

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