Es sollte sich für Bernhard Langer zu einem Wettlauf gegen die Zeit entwickeln, um Hale Irwins Siegesrekord auf der PGA Tour Champions zu brechen, doch die Zeit hatte keine Chance. Am 2. Juli, zwei Monate vor seinem 66. Geburtstag, verbuchte Langer auf der wohl größten Bühne des Seniorengolfsports, den U.S. Senior Open, in dominierender Manier seinen rekordverdächtigen 46. Sieg. Spieler in seinem Alter sollten eigentlich gar nicht mehr gewinnen. Irwin war 61 Jahre alt, als er den letzten seiner 45 Seniorensiege erzielte. Bis Langer kam, war Scott Hoch mit 63 Jahren und fünf Monaten der älteste Sieger der Senioren-Tour. Mit diesem Sieg nun in der SentryWorld in Stevens Point, Wisconsin, verbesserte Langer diesen Rekord zum bereits fünften Mal. Und er tat dies, während er sich mit Wisconsins Lieblingssöhnen Steve Stricker und Jerry Kelly auseinandersetzen musste. Er hatte in der letzten Runde einen Vorsprung von zwei Schlägen vor Kelly und drei Schlägen vor Stricker, und obwohl er seine letzten drei Löcher allesamt mit Bogeys beendete, gewann er dennoch locker mit zwei Schlägen Vorsprung vor Stricker und drei Schlägen Vorsprung vor Kelly. Mit Runden von 71, 68, 68 und 70 Schlägen (Gesamt 277) gewann der 65-jährige Anhausener die 43. Auflage der U.S. Senior Open. Das ausgezeichnete deutsche Ergebnis komplettierte Alex Cejka mit seinem geteilten neunten Rang.
Langer Prozess zur 46
„Das war ein langer Prozess, aber ich bin sehr, sehr glücklich“, sagte Langer. „Ich hätte nie gedacht, dass es bei den U.S. Senior Open passieren würde, aber ich freue mich sehr, dass diese Woche der Rekord von 46 Siegen erreicht wurde. Es ist sicherlich eines der großartigsten Turniere und dieses Feld zu schlagen, bei dem alle anwesend waren, insbesondere Stricker und Kelly in ihrer Heimat, ist ein ganz besonderes Gefühl. Ich bin sehr dankbar dafür.“
Es war Langers zwölfter Major-Titel bei den Senioren, dazu notieren ja noch seine zwei Masters-Titel. Es war sein zweiter Sieg bei den U.S. Senior Open, 13 Jahre nach seinem ersten. Und es ist auch seine elfte Saison mit mehreren Siegen, nachdem er Anfang des Jahres das Chubb Classic gewonnen hatte. Langer schloss die U.S. Senior Open mit einer Eins-unter-Par-Runde von 70 Schlägen ab und blieb bis zu den letzten Löchern weitgehend fehlerfrei. Stricker, der in dieser Saison seinen dritten Major-Sieg in Folge anstrebte, erzielte eine 2-unter-Par-69-Runde, während Kelly sich mit einer Par-71-Runde zufrieden geben musste. Schon tags zuvor, als Langer mit zwei Schlägen Vorsprung vorne lag, ahnte Kelly, dass die vor ihm liegende Aufgabe schwierig sein würde. „Du weißt, dass Bernhard eine harte Nuss sein wird“, sagte er. „Er riecht schon an der 46.“
Fairways zum Erfolg
Wie aufs Stichwort eröffnete Langer den zweiten Tag in Folge mit Birdie-Birdie, fügte auf Loch sechs ein weiteres Birdie hinzu und führte zeitweise sogar mit sieben Schlägen Vorsprung. Nach vier Runden führte Langer das Feld bei den Fairway-Hits (49 von 56) und den Greens in Regulation (52 von 72) an, was bei einer USGA-Meisterschaft immer ein Erfolgsrezept ist. „Ich wusste, dass es ein harter Tag werden würde, allein weil Steve Stricker in Topform war“, sagte Langer. „Er gewinnt im Grunde beinahe jedes Mal, wenn er am Abschlag steht. Ich wusste, dass er seine Serie von drei Majors in Folge fortsetzen wollte, und ich wusste, dass er alles geben würde.“ Auch Jerry Kelly zollte Langer Respekt. „Dasselbe gilt für Jerry. Er ist einer der besten Ballstriker und ein sehr unterschätzter Golfer. Ich wusste, dass er gut abschneiden würde, weil er einer der geradesten vom Abschlag ist. Meiner Meinung nach lag der Schlüssel in dieser Woche darin, die Fairways zu treffen. Wenn man den Ball aus dem tiefen Rough heraushalten konnte, hatte man eine Chance. Ich denke, das ist einer der Gründe, warum ich so gut abgeschnitten habe.“
Langers gute Gene
Die Rekorde bedeuten dem gebürtigen Schwaben viel. „Seit meinem 45. Titel im Februar war es schwierig, den Rekord aus dem Kopf zu bekommen. Aber diese Woche hatte ich ein gutes Gefühl, ich spielte gut und konnte mich sehr gut konzentrieren. Ich war ,in the zone‘“, kommentierte ein sichtlich ergriffener Bernhard Langer diesen historischen Erfolg bei der Siegerehrung. Unmittelbar danach wurde Langer gefragt, wie lange er noch so weitermachen könne, und er nannte Beschwerden und Schmerzen, die es vor einem Jahrzehnt noch nicht gegeben hatte. „Ich habe zwei schlechte Knie, für diejenigen unter Ihnen, die es nicht wissen, und es tut weh, sich zu bücken und unten zu bleiben“, sagte er. „Wenn ich zu Abend esse und eine Stunde oder so sitze und dann aufstehe, fällt es mir schwer aufzustehen. Das ist einfach schon seit einigen Jahren so. Aber ich habe gute Nachrichten. Meine Mutter wird am 4. August 100 Jahre alt wird, also denke ich, dass ich ganz gute Gene habe. Hoffentlich bin ich noch ein paar Jahre dabei.“
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