Da sich die Kategorie „…. der Woche“ beim letzten Mal großer Beliebtheit erfreut hat, folgt nun zu den diesjährigen U.S. Open bereits der nächste Streich. Auf dem Gelände des Oakmont Country Club, vor den Toren Pittsburghs, spielten sich wieder jede Menge Dramen ab. Es wurde Pech gehabt, Glück gehabt, es gab gutes, sowie schlechtes Wetter, und es wurde eine ganze Menge tolles Golf gespielt. Und hier sind sie nun, die Typen der Woche von den U.S. Open 2025.
Der aufsteiger der woche
Endlich, endlich, endlich. Viktor Hovland scheint langsam zurück in die Spur zu finden. Nachdem sich der Norweger nach seinem Sieg beim FedEx Cup 2023, von Selbstzweifeln, was sein Golfspiel angeht, geplagt, regelrecht selbst zerstört hat und Schwunggedanken und Coaches gewechselt hat wie andere Unterhosen, geht es für „The Hov“ jetzt anscheinend wieder bergauf. Für viele galt der Norweger in der vorletzten Partie am Finaltag als einer der Favoriten auf den U.S.-Open-Titel, doch ganz so weit waren sein Spiel und sein Gedankenkarussell dann anscheinend doch noch nicht. Am Ende sprang aber ein sehr, sehr starker dritter Platz für Viktor Hovland heraus, der ihm hoffentlich eine gute Portion Selbstvertrauen für die Zukunft geben wird. „Ich bin in letzter Zeit immer sehr hart mit mir ins Gericht gegangen. Und auch wenn ich weiß, dass ich noch eine Menge Arbeit vor mir habe, um wieder dahin zu kommen, wo ich vom Schwung her schon war, waren diese Woche ein paar gute Dinge dabei“, zeigte sich der Norweger dann auch endlich einmal so etwas wie halbwegs zufrieden mit seinem Spiel.

Der Pechvogel der Woche
Das ist für viele Zuschauer auf jeden Fall Sam Burns. Über dreieinhalb Tage spielte der fünffache PGA-Tour-Sieger den unfassbar schweren Platz in Oakmont fast fehlerfrei, vermied hohe Scores und galt vor der Finalrunde in Führung liegend als einer der Favoriten auf den Titel. Doch als das Turnier wegen sintflutartiger Regengüsse für mehr als die Dauer eines ganzen Fußballspiels unterbrochen wurde, ging es mit dem Spiel von Burns bergab. Nach Wiederanpfiff unterliefen ihm 3 Bogeys und dazu noch 2 Doubles, die in den sozialen Medien heiß diskutiert wurden. „Play as it lies“, sagt man ja im Golf so schön. Aber wenn die Lage von Burns’ Ball nach seinem Drive an der 15 kein „zeitweiliges Wasser“ war, dann kenn ich mich auch nicht mehr aus. Drop gab es keinen, dafür ein Double Bogey, eine Menge Frust, weil seine Mitstreiter mehrfach Free Drops aus „zeitweiligem Wasser“ bekamen und es am Ende statt eines möglichen Major-Titels nur der geteilte 7. Platz wurde.

Der Fast-Comebacker der woche
Zusammen mit Sam Burns im finalen Flight am Sonntag schickte sich mit Adam Scott die große Überraschung des Turniers an, den großen Wurf zu landen. Natürlich ist der heute 44-jährige Aussie durchaus noch in der Lage, die Murmel im großen Stil über den Golfplatz zu jagen, doch mit einer solch starken Vorstellung des Masters-Siegers von 2013 hatten wohl die wenigsten gerechnet. Ein Happy End für Golfromantiker gab es aber leider keines. Denn auch Adam Scott machte die Wetterunterbrechung am Finaltag einen dicken Strich durch die Rechnung. Gleich 4 Bogeys und ein Double musste Scott zum Ende der Runde notieren und sah seine Felle im Regen von Oakmont regelrecht davonschwimmen. Das hielt den Australier nach der Runde aber nicht davon ab, dem Sieger sehr, sehr herzlich zu gratulieren. Und damit kommen wir zu …
Der Sportsmann der woche 1
Bühne frei für Robert Mac-Intyre. Schwierige Bedingungen mit einer satten Portion Sauwetter, das ist ein Schotte doch auf jeden Fall gewohnt, oder? (Stereotyp-Schalter wieder aus.) Ist auch egal, denn „Bob“ zauberte am Finaltag hinter einem gewissen Jon Rahm und einem gewissen Rory McIlroy (beide 67) mit 68 Schlägen (zusammen mit einem gewissen Hideki Matsuyama – na klingelt’s? Alles Masters-Sieger!) die drittbeste Runde des Tages aufs Parkett. Damit blieb der Schotte der einzige Spieler, der am Wochenende, egal bei welchem Wetter, zwei Runden unter 70 Schlägen ablieferte und sich dadurch logischerweise ganz weit vorne auf dem Leaderboard wiederfand. Sein Gesamtscore von eins über Par für das Turnier bedeutete am Ende den alleinigen zweiten Platz, doch noch viel mehr bleibt dem Zuschauer Bobby Macs Reaktion auf den finalen Putt des Siegers in Erinnerung. Als der Ball im Loch verschwand, sah man Robert MacIntyre vor dem Fernseher lachend applaudieren und diesen Schlag mit einem dicken „Wow“ unterstreichen. Das nennt man in diesem Moment wohl einfach „Sportsmanship“, und daran könnten sich so einige Spieler gerne mal ein Beispiel nehmen. Hut ab, Bobby Mac, deine Zeit wird noch kommen.
Der Sportsmann der woche 2
Tyrrell Hatton ist in Golfkreisen ja mittlerweile schon berühmt und berüchtigt für seine zumeist sich selbst vernichtenden und auch irgendwie lustigen kleinen Wutanfälle. Und auch bei den U.S. Open konnte man den Engländer wieder viele, viele Male beim Schimpfen über sicht selbst oder was auch immer beobachten. Dabei vergisst man schnell, dass Tyrrell Hatton eben auch ein sehr, sehr guter Golfer ist und vor allem ein echter Grinder. Also jemand, der immer in der Lage ist, sich bei wichtigen Turnieren an der Spitze festzubeißen. Dass es am Ende nicht ganz für den ersten Major-Titel reichte, liegt vor allem an seinen zwei Bogeys auf den letzten beiden Bahnen, die ihm ein mögliches Stechen verwehrten. Doch auch mit einer Menge Frust im Bauch nach der Runde zeigte sich Tyrrell im abschließenden Interview von seiner echten Sportsmann-Seite. „Natürlich bin ich enttäuscht über das Ende meiner Runde, aber dieser Putt gerade, wow. Ich freue mich einfach sehr für ihn, ein Major mit so einem tollen Schlag zu holen“, entfuhr es Hatton als Live-Reaktion. Einfach eine tolle Geste, und auch hier gilt: Seine Zeit wird kommen.

Der Mann der woche
Ja und wer ist denn jetzt eigentlich dieser „Er“ oder der Spieler, dem alle anderen seinen ersten Major-Sieg so von Herzen gönnten? Sein Name ist John Michael „J. J.“ Spaun. Ja, bei dem Namen klingelt es vielleicht, hat dieser J. J. doch bei der Players Championship in diesem Jahr erst im Stechen gegen Rory McIlroy den Kürzeren gezogen. Apropos kurz. Gerade einmal 1,75 Meter misst der Journeyman aus Kalifornien, und damit ist auch schnell klar, welche Stärken dieser Mann auf dem Golfplatz hat. Nein, es ist nicht die Länge vom Tee, sondern die Präzision und, wie man in dieser Woche beobachten konnte, eine gehörige Portion Resilienz aka Widerstandsfähigkeit. Nach dem ersten Tag lag J. J. Spaun nach einer 66er-Runde ohne Bogey, die im Vorfeld des Turniers wohl kaum jemand für möglich gehalten hatte, in Führung. In der Folge wusste sich der 34-jährige Kalifornier weiterhin in Szene zu setzen und galt vor der Finalrunde im vorletzten Flight immer noch als Mitfavorit auf den Titel. Dann kam die Nacht auf den Sonntag. Es ist 3 Uhr früh, als sich der gestandene Tourprofi auf den Weg vom CVS Pharmacy macht, seine jüngste Tochter Violet hat Magen – Darm. „Sie hat sich die ganze Zeit erbrochen und nichts bei sich behalten. Das war schon ein echt holpriger Start in den Tag“, so Spaun über die Geschehnisse. Zum Start der Finalrunde folgte bei dem wohl etwas durchgeschüttelten Amerikaner dann auf den ersten Löchern wohl prompt die Rechnung für den ungeplanten nächtlichen Ausritt. 5 Bogeys auf 6 Bahnen, Führung futsch, Turnier futsch, das war’s. Dachte man zumindest. Im Gegensatz zu Adam Scott und Sam Burns aber kam für J. J. die Unterbrechung wie ein Geschenk des Himmels daher. Es war seine Chance, nach dem desaströsen Start auf Reset zu drücken und sich zurück ins Geschehen zu spielen. „Die Unterbrechung hat mir sehr geholfen. Man macht Pause, und dann geht es frisch los. Ich habe mich sogar umgezogen. Ich wollte ein komplett anderer Spieler sein. Mein Team und ich haben uns besprochen, und mir war klar: 4 Schläge Rückstand bei einer U.S. Open, wo eh keiner der Spieler davonzieht, da geht noch was“, so Spaun. Und meine Güte, wie da noch was ging. Mit Schlaggewinnen auf 12 und 14 spielte sich J. J. zurück ins Geschehen und setzte diesem mit einem sensationellen Abschluss auf 17 und 18 die Krone auf. Drive aufs Grün nebst Birdie auf der 17 und der Putt zum Birdie und Sieg auf der 18 aus
21 Metern ließen die Fans regelrecht ausrasten. Als der Ball ich Loch verschwand,
J. J. seinen Putter in die
Luft warf und seinen Caddie und wenig später die Familie mit frisch wiederhergestellter Violet „Dada won“ herzte, war er sensationel U.S.-Open- Champion.
der MVP der woche
Einen sehr großen Anteil am Sieg von J. J. Spaun hat sein Caddie Mark Caren. „Es mag den Fans und Zuschauern gar nicht so aufgefallen sein, aber Mark war den ganzen Tag über in meinem Ohr und hat mich bei der Stange gehalten“, so Spaun über den Mann an seiner Tasche, der dazu noch Unterstützung von oberster Stelle bekam. „Als wir den Putt an der 18 lasen und überlegten, wusste ich, dass mein Vater Ed (verstarb letztes Jahr) auf uns herunterschaut. Ed hat uns einen guten Read gegeben“, entfuhr es Mark nach dem Putt. Und das auch noch passend zum amerikanischen Vatertag.
die prüfung des jahres
… und nicht der Woche sind in jeder Saison einfach die U.S. Open. Mit einem Siegerscore von 1 unter Par gelang der PGA of America geradezu eine Punktlandung. Der Platz im Oakmont Country Club gilt ohnehin als einer der schwersten des Landes und brachte die gestandenen Profis einmal mehr an ihre Grenzen. Ein echter Test also, der mit J. J. Spaun den verdienten Sieger fand.
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