Nachhaltig Golfen

Der Name ist Programm: tomorrow golf möchte den Golfsport zukunftstauglich gestalten.

Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind aktuell in aller Munde, und das aus gutem Grund. Auch im Golfsport sind sie mittlerweile sehr präsent. Dabei ist oft die Rede vom Wasserverbrauch der Golfanlagen bzw. von der Schaffung und Erhaltung der Biodiversität sowie von der Erzeugung des eigenen erneuerbaren, elektrischen Stroms für die Instandhaltung der Anlagen, wenn es darum geht, Teil der Lösung und nicht Teil des Problems zu sein. Aber die wenigsten denken in dieser Hinsicht wohl an den Golfball selbst oder an die Tees. Wie sollten diese kleinen, aber wesentlichen Utensilien im Golfsport umwelt- oder klimaschädlich sein? Und was könnte dahingehend unternommen werden? Schließlich geht‘s ohne Bälle oder Tees ja nicht … 

Doch man höre und staune: „Ein Golfer verliert im Durchschnitt drei bis vier Golfbälle pro Runde“, betont Lukas Peherstorfer im Gespräch mit der Golf Week. Pro Jahr kommen so weltweit rund 420 Millionen Golfbälle zusammen, die meist in den Wasserhindernissen oder in Büschen und im hohen Gras liegen bleiben. Nur ein kleiner Bruchteil davon wird eingesammelt und neu aufbereitet. Die allermeisten bleiben einfach liegen; meist für eine sehr lange Zeit. Während immer wieder neue Golfbälle nachproduziert und rund um den Globus geschippert werden. Pro Jahr sind das etwa eine Milliarde Stück. Übrigens: Die Zersetzung bzw. Verrottung eines Golfballs kann mitunter bis zu 1000 Jahre dauern. Um diesem Problem entgegenzutreten, haben Lukas Peherstorfer und Raphael Blasi beschlossen, etwas zu unternehmen. Sie haben im Frühjahr 2021 ihr Startup tomorrow golf an den Start geschickt, mit dem verloren gegangene Golfbälle eingesammelt und wieder aufbereitet werden. Mit der spanischen Firma Replay Golf fand man auch schnell einen Umsetzungspartner, der über das nötige Know-how und die Technologie sowie die Produktionsanlagen verfügt, um die Golfbälle qualitativ hochwertig zu recyceln. „Wir wollen Golfern eine nachhaltige Alternative bieten, ohne bei den gewohnten Spieleigenschaften Abstriche zu machen. Und das Feedback der Golfer bisher ist sehr gut“, erklärt Peherstorfer. Er und sein Companion sind selbst leidenschaftliche Golfer. Doch dabei legen sie ihren Fokus eben nicht nur auf die Verbesserung der eigenen Performance auf dem Platz. „Nachhaltigkeit spielt eine Riesenrolle; in jeder Branche und in jedem Industriezweig. Im Golfballmarkt gibt es außer dem Lake Ball-Konzept (Anm.: Die Bälle werden eingesammelt, gereinigt und als Second Hand-Ware wieder verkauft) kein nachhaltiges Angebot von den Herstellern. Wir sind überzeugt, dass der Bedarf danach allerdings groß ist.“ Schließlich entwickelt sich die Nachfrage nach den tomorrow golf-Produkten sehr gut. Der Verkauf findet über den Online-Shop des Startups statt. 

Die von Peherstorfer angesprochenen Lake-Bälle haben seinen Ausführungen zufolge einen schlechten Ruf und werden kaum verwendet. Mit den Golfbällen von tomorrow golf gibt es nun im Bereich Neuware eine attraktive, nachhaltige Lösung. „Die Qualität der Bälle ist einwandfrei und für 90 % der Golfer bestens geeignet“, betont Peherstorfer und verweist auf die Pläne, künftig auch entsprechend zertifizierte Premium-Bälle für Profis respektive Profiturniere anbieten zu wollen.

Das System im Detail

Der Rohstoff für tomorrow golf wird von darauf spezialisierten Unternehmen auf den Partner-GCs eingesammelt – meist aus den Wasserhindernissen getaucht, gereinigt und nach Qualität sortiert. „Dabei gibt es eine Menge Bälle, die leicht beschädigt sind und daher nicht mehr verwendet werden können. Diese werden nun nicht mehr als Abfall entsorgt, sondern von uns verwendet“, erläutert Peherstorfer. 

Während Replay Golf die weißen Kugeln von Golfplätzen weltweit einsammelt und recycelt, sorgt tomorrow golf für den Vertrieb – vorerst in Europa (ohne Großbritannien) und in Zukunft weltweit. Konkret werden von Replay Golf die Kerne der Bälle von der Außenschicht getrennt und neu überzogen.

Die Produktpalette von tomorrow golf soll weiter ausgebaut werden.

Schritt hin zur Kreislaufwirtschaft

tomorrow golf-Mitgründer Raphael Blasi sieht in diesem System ein „innovatives Kreislaufmodell. Auf diese Weise sparen wir rund 39 Gramm des erdölbasierten Kernmaterials pro Ball ein. Das sind fast 90 Prozent des Gewichts eines Golfballs. Und natürlich auch die damit verbundenen CO2-Emissionen.“ Darüber hinaus werden die tomorrow golf-Bälle im Gegensatz zu den meisten anderen Bällen hier in Europa produziert – in Spanien eben. „Wir holen mit unserem Partner Replay Golf diese Industrie wieder nach Europa und haben zudem viel kürzere Transportwege zu den Abnehmern“, verweist Peherstorfer auf die durch und durch nachhaltige Ausrichtung seines Unternehmens. 

Weitere Produkte

In puncto Tees setzt tomorrow golf ebenfalls auf eine deutliche Reduktion der CO2-Emissionen. Daher haben sich die beiden Neo-Unternehmer für Bambus als Material entschieden. „Bambus wächst sehr schnell nach und ist trotzdem stabil genug für diesen Zweck. Bambus-Tees sind aus unserer Sicht die eindeutig nachhaltigere Variante im Vergleich zu den herkömmlichen Tees – trotz der längeren Transportwege.“ Den Rohstoff für ihre Tees beziehen Peherstorfer und Blasi ausschließlich aus zertifizierten Waldgebieten in China. 

Darüber hinaus arbeitet tomorrow golf an der Modifizierung der Außenschicht ihrer Golfbälle – hier soll es ebenfalls bald eine nachhaltige Alternative zum herkömmlich verwendeten Kunststoff geben. 

Auch bei der Verpackung achtet das Startup aus Oberösterreich auf seinen ökologischen Fußabdruck. Das Verpackungsmaterial ist aus Recycling- und Graspapier und komplett plastikfrei. Zudem erfolgt auch der Versand klimaneutral. Das Sortiment soll in Zukunft schrittweise ausgebaut werden. So sind etwa auch weitere Golfball-Modelle geplant, um die Produktpalette insgesamt deutlich auszubauen. 

Für nachhaltig denkende Unternehmen gibt es ein ganz besonderes Angebot: Ihnen stehen individuell bedruckbare Golfbälle zur Verfügung, die sich ideal für Kunden- oder Mitarbeitergeschenke und Messeauftritte eignen.

Der Golfsport muss sich verändern

Das Ziel der beiden oberösterreichischen Startup-Gründer ist es, den Golfsport bereit für die Zukunft zu machen. „Golf muss im Einklang mit der Natur sein und nicht gegen sie arbeiten. Hier muss in Zukunft einiges passieren, denn das Thema Nachhaltigkeit steckt hier sicherlich noch in den Kinderschuhen. Es ist aber gleichzeitig eine Riesenchance und Verantwortung, der sich die gesamte Branche stellen muss – am besten jetzt“, resümiert Peherstorfer. Er und Blasi sehen ihre Mission auch darin, diese Vision bekanntzumachen und das Thema Nachhaltigkeit im Golfsport weiter zu pushen. Sie bezeichnen sich als die Stimme für mehr Nachhaltigkeit im Golfsport. Ihre Aufgabe  ist es daher auch, die Aufmerksamkeit aller Beteiligten – Produzenten, Golfclubs, Spieler usw. – dahingehend zu schärfen und den Impact von Golf aufzuzeigen. „Jeder kann einen Beitrag leisten“, sind sie überzeugt. Dazu müsse allerdings der öffentliche Diskurs in die richtige Richtung gelenkt werden. 

„Auch Hobby-Golfer können das Thema in ihren Clubs ansprechen, um im Clubhaus ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen und die Verantwortlichen der Anlagen dahingehend positiv zu beeinflussen“, ist Peherstorfer abschließend überzeugt. Zudem könne man wiederverwendbare Trinkflaschen mit aufs Grün nehmen, Tees aus Holz oder Bambus einsetzen, bei der Wahl der Kleidung auf Nachhaltigkeit achten oder vorwiegend auf Anlagen spielen, die entsprechend zertifiziert sind. Und: „Unsere Golfbälle verwenden.“ 

www.tomorrowgolf.com

Medianachweis: tomorrow golf

Prev
Einmal leise, bitte

Einmal leise, bitte

Jucad hat im Mai das lautlos fahrende Modell Carbon Silence 2

Next
Urban Chipping

Urban Chipping

In City Golf bringt einen Golfplatz mitten in die Stadt, vor die Kulissen

Das könnte dich auch interessieren
Total
0
Share