Positiv ins Jahr

In den Wintermonaten sieht man den Golfsport weniger als im Sommer, das weiß Robert Fiegl, Generalsekretär des Österreichischen Golfverbandes (ÖGV), ganz genau.

Der Österreichische Golfverband ist für die aktuellen Herausforderungen gut aufgestellt.

In den Wintermonaten sieht man den Golfsport weniger als im Sommer, das weiß Robert Fiegl, Generalsekretär des Österreichischen Golfverbandes (ÖGV), ganz genau. Das heißt aber nicht, dass man untätig war. „Wir konnten neue namhafte Partner gewinnen, arbeiten an sehr aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit sowie Digitalisierung, und nicht zuletzt konnten wir unser neues ÖGV-Trainings- & Kompetenzzentrum realisieren­ und sind bereits an dessen Ausbau“, erklärt er im Interview mit Golf Week. Das ist aber noch nicht alles, denn „besonders erfreulich ist natürlich, dass die Entwicklung der Mitgliederzahlen nach wie vor sehr gut ist und die Golfclubs positiv und gut vorbereitet in die Zukunft blicken können“. Golf ist anhand der Mitgliederanzahl der viertgrößte Sportverband Österreichs, wenn man Wirtschaftskennzahlen wie Wertschöpfung und dergleichen heranzieht, laut Fiegl gar in den Top 3. In der Corona-Zeit kam es zu einem sehr starken Wachstum, ebenso 2022. Dies sei umso bemerkenswerter, als man damit rechnete, Teile der Beginner aus 2020/21 wieder zu verlieren. „Zieht man in Betracht, dass viele Sportarten in den letzten Jahren massiv an Mitgliedern verloren haben, ist es auch erfreulich, dass Golf gegen diesen Trend reüssieren konnte“, zeigt er sich zufrieden. Das liege vor allem an der guten Arbeit in den Clubs, der Verband unterstütze nur. Explizit danken möchte er Sportminister Werner Kogler, denn das von ihm initiierte Sport-Förderprogramm „Sportbonus“ konnte erfolgreich umgesetzt und genutzt werden, knapp 3.000 Neumitglieder wurden gewonnen, und über 260.000 Euro konnten aus diesem Topf an die Clubs ausgeschüttet werden.  Auf die aktuelle Situation blickt er aber mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Robert Fiegl

Gemischte Gefühle

Denn das Jahr 2023 brachte nach Corona mit der Energiekrise, Inflation und dem zum Teil anhaltenden Fachkräftemangel viele Herausforderungen. Fiegl stellt klar: „Was wir an Mitgliedern gewinnen, fressen uns die massiven Kostensteigerungen mehr als weg. Die Preisexplosionen sind tatsächlich besorgniserregend, nicht nur, aber auch für Golf.“ Die Golfbranche sei stark und gut aufgestellt, werde auch diese Her­ausforderungen meis­tern, aber „es ist viel Professionalität und Arbeit dafür zu leisten. Unsere Golfer sind erstklassige Qualität gewohnt, sowohl vom Golfplatz als auch von der Gastronomie.“ Für manche Bereiche gute, engagierte, ausgebildete Mitarbeiter zu finden sei enorm schwierig geworden. Auf den Punkt gebracht: „Die Kostenexplosion ist eine Bedrohung für die Vielfalt in der österreichischen Golflandschaft – in etlichen relevanten betrieblichen Bereichen war diese sogar überproportional.“ Von den Personalkosten über den täglichen Betrieb bis zu einzelnen Faktoren wie Sand, Dünger und Treibstoffe. Langfristig sei dies jedoch der Anstoß, um in den kommenden Jahren mit einer Neuaufstellung im Bereich der Platzpflege und in Sachen Energie die Kosten und gleichzeitig den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.

Klima-Gedanken

Auch die Ressourcenknappheit aufgrund des Klimawandels ist eine Herausforderung, die man  gemeinsam stemmen müsse. Gleichzeitig brauche es in allen Bereichen Aufklärungsarbeit, um Bewusstsein dafür zu schaffen, dass „unsere Golfanlagen bereits heute naturnah und naturschonend gepflegt werden. Wo vorher oftmals eine landwirtschaftliche Monokultur war, haben wir heute auf unseren Golfplätzen Naturreservate geschaffen.“ Man möchte dies in Zukunft verstärkt kommunizieren, Studien beauftragen und Fakten aufzeigen. Seit zwei Jahren sei der ÖGV zudem in Arbeitsgruppen und persönlichen Gesprächen mit Bundesminister Kogler und dem Ministerium rund um das Thema Kostensteigerung/Energie, das erleichtere die herausfordernde, ja bedrohliche Situation des österreichischen Vereinswesens zu meis­tern: „Viele Golfanlagen haben bereits in Solarenergie investiert oder planen Investitionen im Bereich Solar- und Windenergie.“ Was der gesamte Sport bräuchte, wären Investitionsförderungen, aber auch eine Art „Kreditgarantie“ durch die öffentliche Hand. Sportvereine haben oft große Schwierigkeiten, für die Restfinanzierung auf Bankkredit zuzugreifen: „Da liegt noch ein großer Hund begraben.“ Und Golf will diesbezüglich vorangehen und das Gespräch suchen.

Verbesserungen

Natürlich beobachte man genau, wie sich die Welt, in der Golf gespielt wird, entwickelt. „Es gibt aber jeden Grund, zuversichtlich zu sein, denn viele Trends wie hin zur Natur, neue Arbeitszeitmodelle, Home­office oder Work-Life-Balance sprechen eindeutig für den Golfsport“, meint Fiegl, der jedoch weiß: „Aber auch hier gilt es die USPs auszuarbeiten und zeitgemäß zu kommunizieren. Gerade in dieser Richtung setzen wir heuer noch stärker auf moderne, digitale Medien.“ Golf war letztlich nie eine Boom-Sportart, aber stetig attraktiv und sowohl mit traditionellen als auch zeitgemäßen Attributen ausgestattet: „Ich denke, die gesamte Golfbranche und alle ihrer Partner sehen die kommende Saison positiv und erfolgreich. Vor allem auch unsere Reisepartner können nach den harten Corona-Jahren wieder aufatmen, die Nachfrage ist sehr stark, Golf und Golfreisen liegen im Trend.“

Der Sport

Das Sportliche hat Niki Wiesberger im Blick, er leitet Marketing & Projektmanagement. Mit der Entstehung von LIV hat sich da im internationalen Profi­sport einiges getan, und der Sport war medial omnipräsent. Kein Verlust, wie Wiesberger meint: „Auch die bestehenden Profi-Touren wurden dadurch zur Anpassung an modernere Zeiten und ein jüngeres Publikum motiviert. Man sollte aber – ohne die Eckpfeiler des Sports anzusägen – selbst über neue und attraktivere Formate nachdenken. „Es muss auch nicht immer alles gemächlich zugehen. Der Golfsport darf auch ein bisschen lauter werden“, so Wiesberger. „Man muss nicht alles gut finden, aber der Golfsport muss sich der heutigen Zeit anpassen und moderner und jünger werden.“ Wichtig sei, dass immer der Sport und die herausragenden Leistungen der Athleten im Vordergrund stehen. Entscheidend sei, welche Chancen sich für junge, aufstrebende Spieler auftun und wie sich in Zukunft Profikarrieren gestalten lassen. Der LIV selbst steht der Verband neutral gegenüber, auch das öffentliche Beschuldigen rund um die Teilnahme hätte nicht sein müssen. „Es gibt einen neuen Anbieter, der offensichtlich viel Geld investiert. Das zeigt, dass der Golfsport international sehr stark ist. Jeder Golfprofi hat für sich aus wirtschaftlicher als auch aus sportlicher Sicht eine Entscheidung zu treffen, und Spieler, die zur LIV gehen, haben die verschiedenen Punkte für sich abgewogen und beurteilt.“ Konkurrenz belebt eben das Geschäft. Allerdings macht es die Arbeit, wie so oft, für kleinere Länder schwierig: „Dennoch versuchen wir in Österreich – teilweise auch recht kreativ – regelmäßig Events der höchsten Spielklassen anzuziehen.“

N.Wiesberger

Die Talente

Bleibt abschließend noch der Turniersport, den Nikolaus ­Zitny als Sportdirektor verantwortet.­ „National hat der Turnier­kalender traditionell mit der 4er-Meis­terschaft begonnen, viele weitere attraktive Turniere werden folgen“, erklärt Zitny. „Im Profibereich sind natürlich die Euram Bank Open im GC Adamstal auf der Challenge Tour sowie die Riegler & Partner Legends auf der Legends Tour zu erwähnen. Bei Third-Level­-Touren wie der Alps Tour oder der Pro Golf Tour finden auch drei Turniere in Österreich statt: die Gösser Open, die Haugschlag NÖ Open presented by perfect eagle und die Raiffeisen Pro Golf Tour St. Pölten.“ Man freue sich auch, dass die DP World Tour Qualifying School wieder zu Gast in Österreich ist. Das ist aber nicht alles: „Im Amateursport haben wir mit  Mannschafts-EM und -WM  wieder ein intensives Jahr vor uns. National freuen wir uns über 50 Ranglistenturniere und Meisterschaften in allen Altersklassen, sogar bei den Super Senioren 75+.“ Und die eigenen Topgolfer? „Wir haben das große Glück, einige Ausnahmesportler in unseren Reihen zu haben, das ist für ein kleines Land nicht selbstverständlich.“ Diese Spieler hätten bereits mehrfach bewiesen, dass hier herausragende Talente heranwachsen: „Die Nummer 1 bei den Herren-Amateuren, Maxi Steinlechner, wird heuer ins Profilager wechseln. Beim weiblichen Nachwuchs ist Anna Neumayer ein vielversprechendes Talent, das im nächsten Jahr den Wechsel auf ein US College vollziehen wird.“

Sportdirektor N. Zitny

Aufgrund der Dichte der Themen wird der traditionelle Rundruf dieses Jahr zweigeteilt. Das Gespräch mit dem DGV erscheint am 5. Mai.

Medianachweis: Sportcom/Getty Images, © GEPA Pictures/ÖGV.

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