Paige Spiranac ist eine Social-Media-Sensation und kann auf satte vier Millionen Follower auf Instagram verweisen. Die sportliche Frau fällt dabei oft in für den Golfplatz unkonventionellen Outfits auf, sagen wir das einmal so. Mag sein, dass neben den nun folgenden Sätzen noch ihr Aussehen als „All-American Girl“ ein Grund für den Erfolg ist, aber jüngst erklärte sie, warum sie sich anders kleidet als andere. „Ich war Leistungsturnerin, bevor ich zum Golfsport wechselte. Deshalb fühlte ich mich in Sportkleidung wohl“, wird sie in Medien zitiert. Als sie anfing, Golf zu spielen, „hatte ich nicht genug Geld, um mir eine ganz neue Golfgarderobe zu kaufen. Also trug ich oft das, was ich gerade in meinem Kleiderschrank hatte, nämlich Leggings und Tanktops.“ Den Sport erlernte sie auf öffentlichen Plätzen, wo es keine strikte Kleidungsordnung gab und auch Männer eben in abgerissenen Jeans herumlaufen. Heute ist das alles kein Problem, und sie ermutigt Menschen auch, sich nicht von einer Kleiderordnung abschrecken zu lassen, denn die Atmosphäre kann schon einschüchternd sein: „Ich glaube, viele Leute haben Angst davor, Golf zu spielen, weil es dort manchmal nicht sehr einladend sein kann. Weil du solche Angst hast vor der Frage: ‚Was trage ich, was mache ich, werde ich ein Mitglied in einem Country Club?‘“ Ihr Tipp an die Welt da draußen: „Du kannst das Spiel immer noch respektieren und die Tradition aufrechterhalten, es muss nicht nur um die Garderobe gehen.“ Dem ist einiges abzugewinnen. Und so ehrlich darf man sein: Muss jede Etikette immer bis zum letzten Punkt und Beistrich eingehalten werden?
Unterm Nordlicht
Damit zu etwas ganz anderem. Der nördlichste Golfplatz der Welt, auf dem Besucher auf vom Nordlicht beleuchteten Löchern spielen können, wurde von einem kanadischen Entwickler gekauft. Lofoten Links, eingebettet in die raue Landschaft der abgelegenen norwegischen Lofoten-Inseln, ist ein oberhalb des Polarkreises gelegener Platz und für sein anspruchsvolles, aber lohnendes Design bekannt. Das bedeutet, dass Lofoten Links im Herbst der perfekte Ort ist, um die Nordlichter zu beobachten, während Golfer im Sommer eine Runde in der Mitternachtssonne spielen können. Das gefällt vielen: Der Platz wurde von „Golf Digest“ auf Platz 24 der Welt und vom „Golf Magazine“ auf Platz 88 der Welt gewählt. „Wir freuen uns sehr, mit Lofoten Links zusammenzuarbeiten, einem spektakulären Anwesen, das mühelos zu unserer Vision passt, Weltklasse-Golf und Erlebnisse an den bemerkenswertesten Reisezielen der Welt zu bieten“, sagte Ben Cowan-Dewar, CEO und Mitbegründer von The Cabot Collection.

Job-Description Caddie
Wir wechseln wieder wild das Thema. Caddies – sie gehören zu den Golfgrößen dazu, stehen aber nicht im Rampenlicht. Ein Internetuser hat es neulich auf die Spitze getrieben und Richtung Ted Scott, Scottie Schefflers Caddie, Folgendes geschrieben: „Ich werde Ted Scott 1,5 Millionen Dollar zahlen, damit ich nächstes Jahr als Caddie fungieren kann. Teddy Boy kann auf der Couch sitzen und muss sich keine Sorgen machen, in ein Loch zu treten und sich den Knöchel zu brechen. Das ist fair.“ „Caddie“ sei der am meisten überbewertete „Job“ der Geschichte, meinte ein anderer. „Es gibt buchstäblich 10 Millionen Menschen in den USA, die Teds Job machen könnten.“ Scott reagierte cool: „Nicht jeder möchte Zeit mit dir verbringen, weil du negativ bist und gemeine Dinge twitterst.“ Vielleicht hat es aber auch finanzielle Gründe, warum Scott so ruhig blieb. Wenn man davon ausgeht, dass Scheffler und sein Caddie der 10-7-5-Struktur (zehn Prozent des Siegerschecks, sieben Prozent für Top-10-Platzierungen und fünf Prozent für alle sonstigen Ergebnisse, Anm.) folgen, hätte Scott in dieser Saison satte 5,24 Millionen Dollar kassiert. In der Geldrangliste der PGA Tour der Spieler (!) würde das einen Platz unter den Top 20 bedeuten. Und damit weg vom Geld, hin zu einem kontroversiellen Thema.

Darf sie das?
Hailey Davidson wurde als Mann geboren, ist aber trans. Als solche konnte sie 2021 als erste Transperson ein Golfturnier gewinnen, im Jänner holte sie den Sieg bei einem Event der NXXT Women’s Pro Tour. Davidson spielte ab 2015 als Mann Turniere, begann mit der Hormontherapie und weist Vorwürfe eines Vorteils zurück. Seit ihrer Geschlechtsanpassung würde sie rund 27 Meter kürzer abschlagen. Wie auch immer, im März kündigte die in Florida ansässige Minitour an, dass ihre Teilnehmerinnen künftig bei der Geburt biologisch weiblich sein müssen. Seitdem sorgt sie für Kontroversen. Während die Thematik außerhalb des Sports klar ist – jeder Mensch soll so leben, wie er, sie, them und so weiter will –, ist das im Wettkampfsport unterschiedlich. Argumentiert wird, dass ein Körper, der eine biologisch männliche Pubertät durchgemacht hat, einen Vorteil gegenüber Frauen hat, weswegen die meisten Sportarten eine strikte Trennung vorsehen. 2010 hat sich die LPGA aber entschieden, den Grundsatz zu kippen, dass Spielerinnen bei der Geburt weiblich sein müssen, nachdem es eine Klage gegeben hat. Nun hätte sich Davidson fast für die U.S. Women’s Open qualifiziert, der dritte Versuch für eine Tourkarte könnte für 2025 klappen. US-Profispielerin Amy Olson hat eine klare Meinung dazu: „Die Frauen haben zu hart und zu lange gearbeitet, um dabei zusehen zu müssen, wie ein Mann um ihren Platz konkurriert und ihn einnimmt.“ Davidson konterte via Instagram nicht gerade diplomatisch: „Ich werde Athleten nie verstehen, die eine Transgender-Konkurrentin für ihr eigenes sportliches Versagen verantwortlich machen. Wenn du nicht die Verantwortung für deine Misserfolge übernimmst, wirst du nie gut genug sein, um es zu schaffen.“ Die LPGA wird ihre eigenen Regeln nun einmal überprüfen. Es gibt ein Beispiel aus der Vergangenheit. Mianne Bagger wurde in Kopenhagen als Mann geboren, zog nach Australien und unterzog sich 1995 einer geschlechtsangleichenden Operation. 2004 gelang es ihr, als erste transgeschlechtliche Golferin an einem Frauen-Profiturnier, den Australian Open, teilzunehmen, nachdem der australische Golfverband seine Teilnahmeregelungen für Golferinnen mit männlicher Vergangenheit geändert hatte. Danach erkämpfte sie sich, an Profiturnieren in Europa, Südafrika und den USA teilzunehmen.
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