The Good, the Bad and the Clubpro

Die PGA Championship in diesem Jahr war im wahrsten Sinne des Wortes „filmreif“ und hat Geschichte geschrieben.

Die 105. Ausgabe der PGA Championship war eines der spektakulärsten Turniere der vergangenen Jahre. Es war die Geschichte von Gut, „Böse“ und einem Clubpro, der wie einst Kevin Costner in „Tin Cup“ zum großen Helden avancierte. Doch bevor wir beginnen, sei auch noch lobend erwähnt, dass alle drei deutschsprachigen Teilnehmer (Stephan Jäger T50, Yannik Paul T69 und Sepp Straka hervorragender T7)  den Cut überstanden, genauso wie Phil Mickelson der damit unglaubliche 100 (!) Majorcuts vollmachte. 

Der Gute 

Viktor Hovland kannte die Situation bereits. Es war Sonntag, Finaltag und Majortime. Und zum dritten Mal in Folge war der Norweger mitten drin im Kampf um einen Majorsieg. Dieses Mal im letzten Flight, einzig Brooks Koepka vor der Nase. Wenn Viktor in der Vergangenheit überhaupt kritisiert wurde, dann für sein kurzes Spiel und ab und zu für die vom Sponsor auferlegten, zum Teil sehr knalligen Klamotten. Ansonsten gab es wirklich nichts auszusetzen am sehr sympathischen Pro aus Oslo, der sich Woche um Woche immer mehr der absoluten Weltspitze nähert. Auf dem East Course des Oak Hill Country Clubs war vom eher mäßigen kurzen Spiel nichts zu sehen, ganz im Gegenteil. Und so leuchtete neben seinen Outfits auch der Name Hovland ganz weit oben auf dem Leaderboard auf. Nachdem er bei Open Championship und Masters das Nachsehen hatte, wollte Viktor es in Sachen Major-Finalrunde in Rochester, New York, besser machen. Und das gelang ihm auch lange Zeit richtig gut. Mit Birdies auf 13 und 14 war der 25-jährige Norweger kurz vor Schluss bis auf einen Schlag an den Führenden Brooks Koepka herangerückt. Spannung kam auf – und dann? Dann kam die 16 (Par 4), und für den aufmerksamen Fernsehzuschauer das Déjà-vu des Turniers. Am Vortag hatte Leader Corey Conners an eben diesem Loch seinen Abschlag in den Fairwaybunker gesetzt und seinen Ball beim Versuch aufs Grün zu kommen in die Bunkernarbe gedroschen. Der Free-Drop am Bunker (eingebetteter Ball) half wegen extrem schlechter Position eher wenig und so standen am Ende ein Doublebogey und der Verlust der Turnierführung für den Kanadier zu Buche. Und Viktor Hovland? Dem passierte im wichtigsten Moment seiner Karriere genau dasselbe Missgeschick. Genau wie bei Conners war die Luft nach diesem Fauxpas komplett raus bei Viktor, der sich mit einem Birdie auf der 18 aber immerhin noch den zweiten Platz mit Scottie Scheffler teilte. „Das tut richtig weh gerade. Auf der anderen Seite ist es schön zu sehen, dass sich mein Spiel in die richtige Richtung entwickelt. Geteilter Zweiter ist nicht annähernd so cool wie alleiniger Erster, aber es macht Spaß, überhaupt die Möglichkeit zu haben, so ein Turnier zu gewinnen“, so Hovland nach seiner Schlussrunde. 

Seine Majorzeit wird kommen: Viktor Hovland wurde geteilter Zweiter.

Der Böse

Nachdem der „Good Guy“ auf der 16 seine Titelchancen begrub, war der Weg frei für den „Bad Guy“ aka Brooks Koepka. Die berüchtigten Golffans in Rochester machten kein Hehl aus ihrer Abneigung für die meisten der teilnehmenden LIV-Spieler (siehe und höre das Pairing DeChambeau, Koepka in Runde 3), doch so leicht ließ sich ein Brooks Koepka nicht aus der Ruhe bringen. „Ich mag die Fans hier. Bei schlechten Schlägen wird man ausgebuht, bei guten gibt es Applaus“, hatte der bis dato vierfache Majorsieger Mitte des Turniers noch ganz locker ins Mikro geplaudert. Überhaupt schien Koepka von dem Drumherum um die Themen LIV – Verletzungen – Karriereknick völlig unbeeindruckt. Ganz im Gegenteil: Brooks schien nach Rochester gekommen zu sein, um der Welt zu zeigen, dass er es noch absolut draufhat. Er kam in den Oak Hill Country Club, um ein weiteres Major zu gewinnen. Und so sahen die Fans, ob sie es wollten oder nicht, genau den Brooks Koepka, der sich binnen dreier Jahre (2017–19) gleich vier große Titel gesichert hatte. Lange Drives, präzise Eisen ins Grün, nervenstarke Putts. Grobe Fehler? Fehlanzeige. Tag um Tag kletterte der Amerikaner weiter nach oben auf dem Leaderboard und ging völlig verdient als Führender in die Finalrunde. Auch der beliebte Gag, dass man den LIV-Spielern ja immer erklären müsse, sie hätten bei so einem Turnier ja noch eine Runde mehr zu spielen als „gewohnt“, zog dieses Mal nicht. Im Gegensatz zu Augusta, als Brooks gegen Jon Rahm in Runde 4 nicht den Hauch einer Chance hatte und mächtig unterging, feuerte er auch am Sonntag aus allen Rohren. Kalt wie eine Hundeschnauze nahm Brooks Koepka Bogeys und blöde Sprüche der Zuschauer einfach hin und triumphierte am Ende mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Ich habe viel aus der Finalrunde in Augusta gelernt und glaubt mir, ich bin sehr hart mit mir selbst ins Gericht gegangen“, so Koepka, dem sein Caddie Ricky Elliott auch in schweren Zeiten die Treue hielt. „Es gab einen Zeitpunkt, da musste er sich eingestehen, dass er nicht mithalten kann. Brooks war am Boden zerstört und ich war mir nicht sicher, ob er noch daran geglaubt jemals wieder ganz vorne zu landen“, so Elliot über die vergangenen Jahre, in denen sein Schützling von einer Verletzung in die nächste schlitterte. Doch spätestens seit der PGA Championship 2023 sind zwei Dinge gewiss: Brooks Koepka is back und die LIV Tour hat ihren ersten Majorsieger. „Das ist bestimmt gut für LIV, aber mir geht es in erster Linie um mich. Dieser Sieg ist der schönste, weil ich weiß, wie viel Arbeit darin gesteckt hat“, gab der Champ dann in seiner gewohnten Art ganz trocken zu Protokoll. Und nach Platz 2 in Augusta und Rang 1 in Oak Hill kann er das auch. 

Der Clubpro

Und dann war da ja noch ein Golfer namens Michael Block. Ein bis dato völlig unbekannter Clubpro, der im für jedermann zugänglichen Arroyo Trabuco Golf Club in Mission Viejo, Kalifornien für bis dato 150 Dollar pro Stunde Golf-Unterricht gab. Und dieser Michael Block lieferte eine Show ab, die so schnell kein Golffan vergessen wird. Nach außen hin völlig unbeeindruckt spielte Block das Golf seines Lebens und schaffte nach zweimal 70 Schlägen nicht nur den Cut, sondern befand sich auf einmal unter den besten Spielern der Welt ganz weit vorne auf dem Leaderboard. Die Majorsieger, Ryder-Cup-Helden und ehemaligen „Nummer Einsen der Welt“ trauten ihren Augen nicht, „Wer ist dieser Typ?“, stellten sich wohl die meisten Pros die völlig berechtigte Frage. Die Antwort darauf ist eigentlich ganz simpel. Michael Block ist einer von uns! Er ist kein mit Millionen-Dollar- Deals gepamperter Tour-Pro, sondern ein bodenständiger Typ, der mit zum Teil zehn Jahre alten Schlägern völlig unaufgeregt seine Runden dreht. Und genau deshalb zog er in Rochester auch alle Zuschauer in seinen Bann. 

Unglaublich, unfassbar, Michael Block eben.

Einer von uns

„Michael ist ein ganz normaler Typ. Er interagiert mit den Fans, alles, was er macht und sagt, ist echt und er ist nebenbei auch ein guter Golfer“, brachte es Blocks Caddie in der Turnierwoche, John Jackson, am besten auf den Punkt. Als Michael Block am Samstag so knapp um die Top 10 platziert seine Runde mit keinem Geringeren als Justin Rose bestritt, war die „Block Party“ längst in vollem Gange. Erneut zeigte der 46-Jährige keine Nerven und erneut sollten am Ende nur 70 Schläge auf seiner Scorekarte stehen. Zum dritten Mal in dieser Woche und zur großen Freude der „wild Rochester crowd“, die das Rampenlicht zu 100 % auf den Mann aus Reno, Nevada richtete. „Das ist der nächste Bürgermeister von Rochester“, schrie ein Fan, und wer weiß, wenn so etwas machbar ist, dann wohl im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. 

Schlag des Turniers

Nach seiner dritten Runde gab sich Michael Block cool, lobte brav Kollege „Rosie“ und schaute wenig später ziemlich verdutzt in die Kameras, als ihm sein Flightpartner für die Finalrunde mitgeteilt wurde: Rory McIlroy. „Wow, das gibt es doch gar nicht“, entfuhr es Blockie, dessen größtes Highlight seiner unglaublichen Reise im Oak Hill Country Club ihm aber sogar noch bevorstehen sollte. Es war Sonntagnachmittag und die Fans stimmten selig ihre „Blockie“-Chöre an, als der Mann der Stunde, ach was, der Mann der Woche, ach was: der Mann des Monats mit Rory McIlroy den Abschlag der 15 (Par 3, 135 Meter) betrat. Der Nordire legte vor, verfehlte das Grün auf der rechten Seite und wartete gespannt auf seinen Flightpartner. Die Sonntagsrunde von Michael Block war bis zu diesem Zeitpunkt golferisch gesehen eher ruhig verlaufen. Ein paar Bogeys hatte der Amerikaner hinnehmen müssen und der Hauch einer ganz großen Sensation mit einem möglichen Sieg oder „Stockerlplatz“ war längst verflogen. „Wir haben überlegt, ein 6er-Eisen zu nehmen, aber dann ließ der Wind nach und wir sind bei Eisen 7 gelandet, genau die richtige Länge“, erklärte John Jackson den Moment, kurz bevor der „Shot heard around the world“ geschah. Michael Block schlug seinen Ball mit einem „kleinen netten Draw“ (O-Ton Rory McIlroy) Richtung Fahne und realisierte erst überhaupt nicht, was passierte. Denn sein Ball flog per „Slamdunk“ direkt zum Hole-in-One ins Loch. Der Jubel der Fans war ohrenbetäubend und erst als Rory ihn umarmte, war Michael Block klar, was eben geschehen war. „Das war wie schon die ganze Woche einfach surreal“, so der real-life Kevin Costner, der dieser Cinderella-Story gut eine Stunde später das perfekte Ende verlieh. 

Immer weiter

Sein unglaubliches Phil-Mickelson-Gedenk-Par auf der 18 brachte die Menge erneut zum Kochen. Und Block? Der wusste in diesem Moment überhaupt nicht, dass er sich mit diesem Par und dem Gesamtscore von +1 nebst geteilten 15. Platz direkt für die PGA Championship 2024 im Valhalla Golf Club in Louisville, Kentucky qualifiziert hatte. „Ich hatte keine Ahnung. Wenn ich gewusst hätte, was da auf dem Spiel steht, hätte ich die 18 wohl total vergeigt. Ich wollte den Fans mit dem dritten Schlag einfach noch einmal was bieten“, so der Held von Rochester, für den die positiven Meldungen nach wie vor nicht abreißen wollen. Dass seine Social-Media-Kanäle explodieren würden, war ja schon abzusehen. Doch viel mehr dürften den Pro Michael Block die Einladungen zu weiteren PGA Tour Events gefreut haben. „Ich habe immer gewusst, dass ich gut Golf spielen kann, aber es leider nie konstant über drei oder sogar vier Runden geschafft. Hier hat das endlich einmal geklappt“, gab Michael Block in einem seiner nicht mehr zählbaren Interviews total entspannt zu Protokoll. Überhaupt scheint den „Clubpro“ so gut wie gar nichts aus der Ruhe zu bringen. Nicht einmal die Tatsache, dass sein Preisgeldscheck knapp 2000 Trainerstunden, die, wie man munkelt, bereits bis 2030 ausgebucht sind, wert ist. Was für eine Wahnsinnsgeschichte.

Medianachweis: Sportcomm/Getty Images

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