Die Golfwelt verfiel am 28. Mai in eine Schockstarre, als sich an Tag 3 der Charles Schwab Challenge in Forth Worth, Texas, die Meldung vom Tod Grayson Murrays in Windeseile verbreitete. Weniger als 24 Stunden zuvor brach der 30-jährige US-Amerikaner, der im Jänner erst die Sony Open für sich entscheiden konnte, seine zweite Runde im Colonial Country Club nach 16 gespielten Löchern mit dem Hinweis ab, dass er sich krank fühle. PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan gab tags darauf die Nachricht von Murrays Tod bekannt und sagte, er sei „sprachlos“. Graysons Eltern Eric und Terry Murray bestätigten am Sonntag in einer Erklärung, dass ihr Sohn Selbstmord begangen habe.
Familie unter Schock
„Wir haben die letzten 24 Stunden damit verbracht, die Tatsache zu akzeptieren, dass unser Sohn gestorben ist“, hieß es in der Erklärung. „Es ist surreal, dass wir es nicht nur uns selbst eingestehen müssen, sondern es auch der Welt gegenüber zugeben müssen. Es ist ein Albtraum. Wir haben so viele Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Aber eine: Wurde Grayson geliebt? Die Antwort ist ja. Von uns, seinem Bruder Cameron, seiner Schwester Erica, seiner gesamten Großfamilie, von seinen Freunden, seinen Mitspielern und – so scheint es – von vielen von Ihnen, die dies hier lesen. Wir möchten der PGA Tour und der gesamten Golfwelt für die überwältigende Unterstützung danken. Das Leben war für Grayson nicht immer einfach, und obwohl er sich das Leben nahm, wissen wir, dass er jetzt in Frieden ruht.“
Probleme im Griff
Grayson Murray kämpfte in den letzten Jahren hartnäckig mit Depressionen, Angstzuständen und Alkoholismus und hatte stets offen über seinen Kampf dagegen gesprochen. Im Jänner, als er in Hawaii bei den Sony Open seinen zweiten Tour-Titel holen konnte, schien der aus Raleigh, North Carolina, stammende Golfprofi seine langjährigen Probleme endlich im Griff zu haben. Laut eigenen Angaben war er zu diesem Zeitpunkt bereits acht Monate abstinent vom Alkohol, und dank seiner Verlobten Christiana Ritchie habe er auch den Weg zurück zum Glauben an Gott gefunden. Das Paar, das zusammen in Palm Beach Gardens, Florida, lebte, verband die gemeinsame Liebe zum Golfsport und der christliche Glaube, als sie sich 2021 beim American-Express-Turnier in Palm Springs kennenlernten. Grayson machte ihr im Dezember 2023 in einem Country Club in Nashville, Tennessee, einen Heiratsantrag, den er in einem inzwischen gelöschten Instagram-Post verkündete. „Die einfachste Entscheidung meines Lebens“, schrieb Murray damals. „Ich liebe dich so sehr, Baby. Ich kann es kaum erwarten, den Rest meines Lebens mit dir zu verbringen. Gott ist so großartig.“
Leben mit Christus
Wie Murray ist auch Christiana Ritchie eine begeisterte Golferin: Sie war Kapitänin ihres Highschool-Teams und spielte während ihres Studiums an der University of Southern California Golf, wo sie 2018 einen Bachelor of Real Estate Development erwarb. Ritchie zeigte Mitte April ihren beeindruckenden Schwung beim Masters 2024, wo sie beim Par-3-Contest für Murray als Caddie ging. Im Jänner lobte Murray seine Partnerin nach seinem Sieg bei den Sony Open in höchsten Tönen: „Ich habe jetzt eine wundervolle Verlobte, die ich sehr liebe und die mich unterstützt. Wir haben vor der Finalrunde gebetet, dass der liebe Gott über uns wacht, und egal, wie das Ergebnis ausfallen würde, es würde nicht lebensverändernd sein. Ich glaube, ich habe diesen Teil meines Lebens eine Zeitlang vernachlässigt. Als ich meine Verlobte kennenlernte und sich unser Leben in den letzten drei Jahren veränderte, haben wir unser Leben Christus gewidmet. Das steht in unserer Beziehung in Zukunft an erster Stelle.“
Beziehung zu Ende?
Auch wenn zu Redaktionsschluss unbestätigt, mehrten sich jedoch zuletzt die Anzeichen dafür, dass die Beziehung zwischen Grayson Murray und Christiana Ritchie wohl Risse erhalten hat. Eigentlich hätte die Hochzeit bereits Ende April steigen sollen, doch wurde diesbezüglich nichts publik. Im Gegenteil findet sich auf Murrays Instagram-Profil kein einzig gemeinsames Foto der beiden mehr. In dem nach dem Ableben veröffentlichten Statement der Familie von Grayson Murray wurde seine Verlobte nicht einmal erwähnt. Und auch Ritchie selbst gab bis zum heutigen Tag keine Stellungnahme zum Tod ihres Partners bekannt.
Giftige Abgase
Während die genauen Motive für den Selbstmord weiter im Dunkeln bleiben, wurde der Tathergang öffentlich gemacht. Demnach starb Murray vermutlich an einer Kohlenmonoxidvergiftung, nachdem sein Haus in Florida mit giftigen Abgasen gefüllt worden war. Der 30-jährige zweifache PGA-Tour-Gewinner soll seinen Land Rover in seiner Garage im Erdgeschoß laufen lassen haben und dann nach oben gegangen sein, wo er Abgase in das dreistöckige Gebäude in Palm Beach Gardens pumpte. Samstagfrüh hörten Anwohner das Heulen eines Kohlenmonoxidmelders, und die Polizei wurde um 10.49 Uhr zum Haus des Golfstars gerufen. Für Grayson Murray kam jede Hilfe zu spät. „Die PGA Tour ist eine Familie, und wenn man ein Familienmitglied verliert, ist man nie wieder derselbe“, erklärte PGA-Tour-Boss Monahan. „Wir trauern um Grayson und beten um Trost für seine
Angehörigen.“
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