Er ist eine der schillerndsten Figuren im internationalen Golfsport – nicht nur wegen seiner sportlichen Erfolge, sondern auch wegen seiner persönlichen Abgründe. In diesem Jahr gelang dem Argentinier Angel Cabrera ein geradezu sensationelles Comeback mit gleich zwei Major-Siegen in nur sechs Tagen auf der PGA Tour Champions: dem Gewinn der Senior PGA Championship und der prestigeträchtigen Regions Tradition. Doch diese sportlichen Höhenflüge stehen im scharfen Kontrast zu seiner jüngsten Vergangenheit – einer Zeit hinter Gittern, die Cabrera zu einem der umstrittensten Charaktere des Golfsports machte.
„El pato“ ist zurück
Mit dem Spitznamen „El Pato“ (die Ente) ist Cabrera nicht nur in seiner Heimat Argentinien eine Golflegende. Bereits 2007 triumphierte er bei der US Open, 2009 gewann er das Masters in Augusta. Nach Jahren der sportlichen Stagnation und persönlichen Turbulenzen meldete sich Cabrera 2024 eindrucksvoll zurück. Er gewann letzten Sommer auf der Legends Tour das Paul Lawrie Matchplay. Im Hanbury Manor Marriott Hotel & Country Club in Hertfordshire, England, besiegte er im Finale den Südafrikaner James Kingston mit 3&1.
2025 startete „El Pato“ dann auch auf der PGA Tour Champions voll durch. Im April gewann er bereits in Boca Raton, Florida, die Premiere des James Hardie Pro-Football Hall of Fame Invitationals. Sein Sieg bei der Regions Tradition, einem der fünf Major-Turniere auf der Champions Tour, war der nächste große Achtungserfolg und sein erster Major-Sieg auf Seniorenebene.

doppelschlag
Die Regions Tradition fand Mitte Mai im Greystone Golf & Country Club in Birmingham, Alabama, statt. Wegen starker Regenfälle wurde die Finalrunde auf Montag verschoben. Cabrera spielte eine beeindruckende Schlussrunde von 64 Schlägen (−8) und beendete das Turnier mit einem Gesamtergebnis von 20 unter Par. Mit einem entscheidenden Birdie-Putt auf dem 18. Loch sicherte er sich den Sieg mit einem Schlag Vorsprung vor dem US-Amerikaner Jerry Kelly.
Nur eine Woche später gewann der 55-jährige Argentinier die Senior PGA Championship im Congressional Country Club in Bethesda, Maryland. Mit einer konstanten Finalrunde von 69 Schlägen (−3) erreichte Cabrera ein Gesamtergebnis von 8 unter Par. Er setzte sich knapp gegen den Iren Padraig Harrington und Thomas Bjørn (Dänemark) durch, die beide am Ende einen Schlag zurücklagen.
Der Longhitter aus Córdoba ist nun zweifacher Major-Sieger, sowohl auf Profi- als auch auf Seniorenebene.„Ich bin extrem glücklich, nachdem ich zwei Turniere in Folge und sogar drei Turniere innerhalb eines Jahres gewonnen habe. Besonders nach allem, was passiert ist“, erklärte Cabrera.

geschichtsträchtig
Mit diesen Siegen wurde Angel Cabrera der erste Spieler der Geschichte, der die ersten beiden Senior-Majors des Jahres in aufeinanderfolgenden Wochen gewann. Zuvor hatten auch Spieler wie Lee Trevino (1992), Bernhard Langer (2017), Alex Čejka (2021) und Steve Stricker (2023) die ersten beiden Senior-Majors des Jahres in Folge gewonnen, jedoch nicht in aufeinanderfolgenden Wochen.
„Ich wusste nicht, dass es so schnell gehen würde, zwei Turniere in Folge zu gewinnen, besonders mit all diesen großartigen Spielern auf dieser Tour“, sagte Cabrera. „Ich bin sehr emotional und stolz.“
30 monate haft
Cabreras Erfolge sind besonders bemerkenswert, da er erst im August 2023 nach einer 30-monatigen Haftstrafe wegen Körperverletzung und Bedrohung auf die Tour zurückgekehrt war. Im Jahr 2021 wurde er in Brasilien festgenommen und später nach Argentinien ausgeliefert. Grund waren mehrere Anklagen wegen häuslicher Gewalt und Bedrohung durch frühere Lebensgefährtinnen. Nach einem aufsehenerregenden Prozess wurde Cabrera zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, die er in Córdoba verbüßte.
Während seiner Haftzeit zeigte er Reue und arbeitete daran, sein Leben zu ändern. In einem späteren Interview sprach Cabrera offen über seine Fehler: „Ich habe schlimme Dinge getan. Ich akzeptiere, was ich verdient habe. Aber ich bin auch entschlossen, ein besserer Mensch zu sein.“
Kaum ein anderer Golfer hat sich nach einem derartigen Absturz so erfolgreich rehabilitiert – zumindest auf dem Platz. Seine beiden Titel auf der Champions Tour machten deutlich, dass der Argentinier nicht nur physisch wieder in Form ist, sondern auch psychisch genug Stabilität gefunden hat, um auf höchstem Niveau zu bestehen.
erfolg vs. moral
Doch außerhalb des Sports bleibt Cabrera eine umstrittene Figur. Seine Vergangenheit wirft lange Schatten, und viele stellen sich die Frage, ob sportlicher Erfolg moralisches Fehlverhalten aufwiegen kann – oder darf. Angel Cabreras Talent ist unbestritten, seine Fehler ebenso. Ob sein Comeback auf Dauer Bestand hat, wird sich zeigen.
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