Warum, Sergio?

Ein unrühmlicher Abgang, die 18er-Frage – auch diese Themen gehören freilich zum Golf dazu.

Das Vereinigte Königreich, somit die Heimat des Golfsports, trägt Trauer. Viele, weil Queen Elizabeth II. gestorben ist, manche, weil jetzt Charles König ist. Die Queen, oder eher gesagt, die britische Krone an sich war halt nicht überall auf der Welt beliebt. Manchen ist sie offenbar aber besonders chorizo. Eindrucksvoll bewies das Sergio Garcia. Mit 42 eigentlich ein bisschen zu alt für pubertäres Verhalten, schlug der gebürtige Spanier in Wentworth bei der BMW PGA Championship ab. Jetzt lassen wir beiseite, dass LIV-Spieler auf der Tour eher unerwünscht sind und er einem Landsmann einen Platz wegschnappte. Er golfte eine maue 76 und dann starb die Queen. Garcia verließ den Ort des Geschehens. Vielleicht könnte man bis hierhin noch sagen, er wäre unter Druck gestanden, hätte einen schlechten Tag und überhaupt ist er ja auch nicht der einzige LIV-Spieler und so weiter und sofort. Dass er sich dann kurz darauf grinsend bei einem texanischen College-Football-Spiel zeigte, brachte für so manche, vor allem in den sozialen Medien, das Fass zum Überlaufen. Bereits bei den BMW International Open in München Anfang des Sommers sorgte er mit einer Tirade in der Umkleidekabine, die von mehreren Spielern belauscht wurde,  für Unmut: „Diese Tour ist beschissen, ihr seid alle beschissen, hättet das saudische Geld nehmen sollen!“ „Erstaunlich, wie schnell man den Respekt vor jemandem verlieren kann, zu dem man sein ganzes Leben lang aufgeschaut hat“, hieß es kurz darauf in einem kaum kryptischen Tweet des Schotten Bob MacIntyre. „Er hat eine ganze Zeit lang viele Leute getäuscht“, heißt es in einer publik gewordenen Nachricht von einer Person, die Garcia während seiner gesamten Karriere gut gekannt hat, „aber ich denke, sein wahres Gesicht ist jetzt sichtbar.“

Warum die 18?

Auf der ganzen Welt schnappen sich Caddies die Flagge von Loch 18. So weit, so bekannt. Die Frage ist: warum eigentlich? Es ist halt eine Tradition wie viele andere auch, bei denen man vielleicht mittlerweile gar nicht mehr so genau weiß, warum sie existiert. „Ich weiß nicht, wie es dazu kam“, sagt Scott, der sich seine dritte Masters-Flagge mit der Arbeit an der Tasche von Scottie Scheffler verdient hat, neben den beiden vorherigen, die er 2012 und 2014 mit Bubba Watson einsackte. „Aber es ist eine coole Tradition, eine riesige Belohnung und etwas Besonderes. Wer auch immer damit begonnen hat, ich bin dankbar dafür.“ Ein US-amerikanisches Medium begab sich auf die Suche. Nachdem man festgestellt hatte, dass so manche diesbezügliche Geschichte sowohl wenig druckreif als auch unwahr war, fragte man die alten Haudegen. Jemanden wie Pete Bender, der sein erstes Turnier für Frank Beard beim Lucky Strike International 1969 in San Francisco absolvierte. „Ich weiß nicht, wann es angefangen hat, aber jetzt ist es eine große Sache mit Caddies. Als ich 1970 mein erstes Turnier gewonnen habe, habe ich gar nicht daran gedacht“, sagt Bender. Er verwies den findigen Redakteur an Mike „Fluff“ Cowan, der es wissen könnte. „Wenn du in der letzten Gruppe ins Ziel kommst, ist es einfach, die Flagge zu bekommen“, sagt Fluff. „Du nimmst sie einfach.“ Unbefriedigend. Auch Mike Hicks, Caddy-Veteran, hat keine Ahnung, wo der Brauch herkommt. Vielleicht ein Caddy von Tiger Woods? „Ich bin mir nicht sicher, wo die Tradition der Caddies begann, die Flagge vom 18. Grün zu entfernen. Aber ich würde mich freuen, wenn Sie es herausfinden können.“ 

Am Ende bleibt die Analyse: Vielleicht gibt es keine Antwort. Mungo Park hat damit möglicherweise 1903 in Prestwick begonnen oder es war Allan Robertson im Jahr 1850. Es ist ein Mysterium. In dem Fall darf wohl jeder die Story glauben, die ihm am besten gefällt. Auf zu Handfesterem.

Beliebt: die 18er-Flagge. Aber warum? So klar ist das einfach nicht.

So viel PS

Über 50 Millionen US-Dollar hat Jordan Spieth auf der PGA Tour bislang gecasht. Mit diesem Geld kann man allerhand Sinnvolles anstellen. Oder Unsinniges. Etwa: Zur Bank gehen, ein bisschen Kredit aufnehmen und sich einen Premier League-Klub kaufen, Chelsea kostete Roman Abramowitsch rund 210 Millionen. Oder man kauft sich 1650 Renault Zoe-Elektroautos. Oder man steckt die Kohle einfach in fette Luxukarossen. 

Das hat Jordan Spieth getan. In seiner Garage steht auch ein BMW-Elektroauto und dazu noch elf andere, die zum Teil schlichtweg nicht unter den Punkt „Nachhaltigkeit“ fallen. Etwa ein rund 85.000 Dollar teurer Mercedes CLS, der in rund fünf Sekunden von Null auf Hundert beschleunigt. Oder ein fetter Ford F150 mit V8-Motor, der mit 14 Litern auf 100 Kilometer auch nicht gerade grün ist. Er hat außerdem noch einen Toyota 4Runner oder einen Jeep Grand Cherokee, wenn‘s ein bisschen ruppiger zugehen sollte. Doch, so berichtet The Sun, Spieth hat sich noch ein bisschen mehr gegönnt. In seinem über sieben Millionen Dollar teuren Anwesen in Texas gibt es nicht nur ausreichend Platz für seine fetten Karren, sondern auch beispielsweise einen Basketballcourt. Kann man natürlich alles machen, muss man andererseits natürlich auch wiederum nicht.  

Abschied nehmen

Zum Abschluss noch ein paar Trauerbekundungen zum Tod der eingangs erwähnten Königin. „Rest in peace, Your Majesty“, postete etwa Lee Westwood auf Instagram, mit einem Bild von ihm und der Queen. Er sagte über ein Treffen einmal: „Wir sprachen übers Reisen, wo ich zuletzt war und wohin ich als Nächstes muss.“ Smalltalk, wie eben mit einer älteren Verwandten. Justin Rose erklärte via Web: „Ein Leben für die Pflicht. Wir sind Ihnen zu großem Dank verpflichtet und der gesamten königlichen Familie gilt mein tiefstes Mitgefühl. RIP Eure Majestät.“ Nick Faldo, seit 2009 Ritter und somit „Sir“, ließ via Instagram wissen: „Leider hat die Welt an diesem Tag ihre liebenswerteste und bemerkenswerteste Monarchin verloren, die sie je gekannt hat, Ihre Majestät Queen Elizabeth II. Ihre Größe und ihr Vermächtnis werden auf ewig in unseren Herzen und Gedanken weiterleben. Demütig wollen wir unser tiefstes Beileid und unsere Sympathien für King Charles und die gesamte Royal Family zum Ausdruck bringen. “ Möge sie in Frieden ruhen. Es gibt schlechtere Staatsoberhäupter als Queen Elizabeth II.

Lee Westwood verabschiedete sich wie andere von der Queen.

Medianachweis: Sportcomm/Getty Images

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