Zu zweit gegolft, aber doch alleine

Amy Olsen spielte im siebten Monat schwanger. Ob das die Etikette verletzt? Eher nicht! ­Ansonsten gibt es Regeln, die keine sind.

In den offiziellen Golfregeln steht viel, manches kommt informell dazu – später mehr. Aber schwanger Golf zu spielen, das ist nirgends Thema. Das mag auch daran liegen, dass Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Gentlemen Golfers of Leith das erste schriftlich bekannte Regelwerk zu Papier brachten, die Gleichstellung von Frauen und Männern wohl gar kein Thema war, schon gar nicht zur Zeit der Ursprünge von Golf. Die werden heutzutage in Holland im Jahr 1297 oder Frankreich um 1200 datiert. Jedenfalls spielte Amy Olson, 1992 in den USA geboren, bei den US Open mit einem Baby im Bauch, genauer gesagt: im siebten Monat. „Als ich herausfand, dass ich schwanger war, schrieb ich einigen Müttern auf Tour eine SMS, wann der beste Zeitpunkt sei, aufzuhören. Ich bin seit zehn Jahren hier dabei, also kenne ich mehrere Freundinnen, die das durchgemacht haben und während ihrer Schwangerschaft gespielt haben. Und ich wusste auch, dass sie irgendwann vor der Geburt aufgehört hatten zu spielen“, erzählt sie in einem Interview. „Ich habe immer wieder von Leuten gehört, die in der 28. bis 30. Woche gespielt haben. Darüber hinaus war es ziemlich grenzwertig. Ich dachte: Ich bin in der 31. Woche in Pebble Beach.“ Einfach sei es aber nicht, so die 31-Jährige: „Eines der schwierigsten Dinge für mich während meiner Schwangerschaft war das Anfangen. Früher brauchte ich fünf Bälle, um mich aufzuwärmen. Jetzt brauche ich 50 bis 55 und dann bin ich müde.“ Realistisch gesehen sei ihr Abschlag momentan nicht so gut. Ob sie glaubt, eine gute Punktzahl erreichen zu können? „Ja, aber zu sagen, dass ich konkurrenzfähig sein kann, ist wahrscheinlich übertrieben. Die US Open sind sozusagen das höchste Level unseres Spiels und ich dachte, wenn ich dort mitspielen kann, wenn ich mich qualifiziere, werde ich dabei sein. Ich werde das Fairway hinunterwatscheln, was auch immer nötig ist.“ Da kann man eben nichts machen: „Golf ist schon so lange ein Traum von mir, genau wie das Muttersein. Die Kinder werden Filmmaterial und Fotos sehen und mir sagen können: Du warst da, das warst du. Ich denke, das wird etwas ganz Besonderes sein und – auch wenn sie sich nicht daran erinnern – eine gemeinsame Erinnerung.“ Das Ergebnis flatterte übrigens erst nach Redaktionsschluss herein.

Amy Olson im intensiven Austausch mit ihrem Caddy.

Nicht verstoßen

Zurück zu den Regeln des Golfs. Derer gibt es einige, aber es gibt auch so etwas wie eine informelle Etikette. Ein US-Magazin hat zwölf No-Gos identifiziert. Spoiler: Schwanger golfen gehört nicht dazu. Also: 1. Zu spät anfangen: Der Golfpartner ist gerade fertig geworden, also ist es jetzt an der Zeit, dass man sich sein Eisen von allen Seiten ansieht und analysiert. 2. Darum bitten, den Flaggenstock wieder einzustecken: Nach den neuen Regeln hat man das Recht, die Flagge drin zu lassen, aber man sollte seine Spielpartner nicht mit Sturheit nerven. 3. Den Flaggenstock nicht greifen: Sofern man nicht zu einer Gruppe voller Fahnenträger gehört,  sollte man hie und da die Fahne hochziehen. 4. Lange Putts auf einem überfüllten Putting Green üben: Ja, Distanzkontrolle ist wichtig, aber man sollte das Übungsgrün nicht verstopfen. 5. Ein Loch auf einem kleinen Putting Green „einnehmen“: Wenn bei einem Loch viel los ist, sollte man es vermeiden, verschiedenste Versuche zu machen. 6. Losgehen während eines Backswings:  ein häufiger Fehler des übereifrigen Golfspielers. 7. Rechen in Bunkern zurücklassen: Erklärt sich von selbst, oder? 8. Kümmere dich um deinen Schatten: Wenn der Schatten über einem fremden Ball schwebt, kann das ablenken. 9. Zwischen einem Spieler und seinem Ball laufen: Das ist nicht nur nervig, es ist auch ein bisschen respektlos. 10. Platziert den Bag nicht auf einer Linie mit dem nächsten Grün: Sie haben Ihren Birdie-Putt gelocht und freuen sich auf den nächsten Abschlag – das einzige Problem ist, dass die Tasche auf der anderen Seite des Grüns steht und die Partner warten müssen, während Sie versuchen, die durch schlechte Planung verlorene Zeit aufzuholen. 11. Warteschlangen: Manchen Golfern ist das wichtiger als anderen, aber es ist besser, sich nicht in einer Linie hinter dem Loch aufzuhalten, wenn andere  putten. 12. Zu pünktlich kommen: Wer erst ein paar Minuten vor dem Abschlag kommt, ist technisch pünktlich, praktisch zu spät.

Es gibt No-Gos auf dem Golfplatz – neben den offizielen auch weitere.

Wasser ab?

Zum Abschluss ein ernstes Thema. Mit einer Allgemeinverfügung reagiert die Region Hannover auf den historisch niedrigen Grundwasserstand. Klettert das Thermometer über 24 Grad Celsius, ist es deshalb im Zeitraum von 11.00 bis 18.00 Uhr untersagt, land- und forstwirtschaftliche Flächen, öffentliche und private Grünanlagen wie Gärten und Parks sowie Sportanlagen (Tennis, Fußball, Golf) mit stationären und mobilen Anlagen zu bewässern. „Mit der Allgemeinverfügung wollen wir dazu beitragen, Wasser zu sparen und so der Verschärfung der Situation hinsichtlich der fortlaufenden Zehrung unseres Wasserangebots im Zuge des festzustellenden Klimawandels entgegenwirken“, betonte Regionspräsident Steffen Krach: „Eine Einschränkung der Beregnung trägt hierzu bei. Wasser, das tagsüber ab der Temperaturmarke 24 Grad Celsius eingesetzt wird, verdunstet zum großen Teil ungenutzt.“  Jens Palandt, Dezernent für Umwelt, Klima, Planung und Bauen der Region Hannover, ergänzt: „Der Region Hannover ist bewusst, wie weitreichend die Auswirkungen dieser Allgemeinverfügung sind. Aus diesem Grund haben wir auch bereits im Vorfeld mit dem Landvolk und dem Regionssportbund Klärungsgespräche geführt und dabei wichtige Hinweise bekommen. Diesen Austausch werden wir fortsetzen und gemeinsam nach Lösungen suchen“, so der Dezernent: „Die Folgen des Klimawandels, die wir alle gerade jeden Tag spüren, zwingen uns jedoch zum Handeln, da eine Entspannung der Wetterlage nicht absehbar ist.“ Hoffentlich ist das nicht die Zukunft…

Hoffentlich schaut es nicht bald so in Europa aus.

Voll des Lobes

Was vermutlich auf jeden Fall für die Ewigkeit ist, ist das Wirken von Bernhard Langer. Sein zwölfter Major-Erfolg war gleichbedeutend mit seinem 46. Titel bei den Senioren – alleiniger Rekord. Beim deutschen Golfverband gratulierten einige Weggefährten. Jerry Kelly etwa meint: „Bei Nummer 45 und 46 als wirklich guter Freund von Bernhard in der ersten Reihe zu sitzen, das war etwas Besonderes. Er kann sich jetzt zur Ruhe setzen.“ Steve Stricker, auch kein Leichtgewicht der Szene, meint: „Erstaunlich, nicht wahr? Ja, der Rekord an Siegen in der Geschichte und jetzt zwölf Majors. Er ist immer noch stark mit – wie alt ist er, 65 oder 66? Ich denke, das gibt uns allen, die wir hier draußen noch spielen, Hoffnung, dass wir weiterhin so gut spielen können, wie er es über eine so lange Zeit getan hat. Es ist wirklich beeindruckend.“ 

Jerry Kelly gratuliert als einer von vielen der Legende Bernhard Langer.

Alex Cejka, bekanntlich ebenfalls nicht auf der Golf-Nudelsuppe dahergeschwommen, meint: „Ich kenne ihn schon so viele Jahre, und seine Arbeitsmoral ist unglaublich. Er ist ein harter Bursche, und wenn man ihn nicht auf der Drivingrange sieht, ist er auf dem Laufband. Er ist ein unglaublicher Typ, sehr klug im Course Management, und er kann offensichtlich diese Schläge ausführen; er hat ungefähr 100 Mal in seiner Karriere weltweit gewonnen. Es ist eine Sache, wo jeder Bernhard Langer sein möchte, karrieremäßig.“ Aber auch Langer ändert sich, weiß Tommy Tolles: „Er fängt definitiv an, das Leben ein wenig mehr zu genießen, denn gelegentlich sieht man ihn nach einem Pro-Am ein Bier trinken.“ Prost!

Medianachweis: Sportcomm/Getty Images

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