Zukunft aus Plastik

Southwest Greens stellt Greens aus Plastik her. Kaum zu glauben, aber: Das ist nachhaltig.

Nick Faldo ist begeistert von der Firma South­west Greens, Profis wie Bernd Wiesberger,  Dustin Johnson, Justin Rose, Annika Sörenstam, Phil Mickelson, Rickie Fowler oder Jack Nicklaus trainieren fast täglich auf dem Kunstrasen. „Wir haben über 70 Tourspieler, die unsere Produkte zu Hause zum Trainieren verwenden“, sagt Ing. Gerhard Karl, Geschäftsführer der Firma South­west Greens Central Europe, die den Kunstrasen herstellt.  Was die Golfgreens für Profis ausmacht? Man kann die Ballrollgeschwindigkeit einstellen, also schneller oder langsamer. Das hat bei Wiesberger vor seinen beiden Dänemark-Siegen sehr gut geklappt. Was liefert man Hobbyspielern? Ein Puttinggreen für daheim. Und für Golfclubs kann man Zeit und Geld sparen sowie der Umwelt etwas Gutes tun. Gerhard Karl spricht mit der Golf Week über das Produkt von Southwest Greens, das in vielen Jahren vermutlich auf den allermeisten Golfplätzen zu finden sein wird.

Gerhard Karl hat vor 17 Jahren angefangen und baut hunderte Anlagen.

Die Geschichte

Jack Nicklaus hat gemeinsam mit dem Firmengründer von South­west Greens fünf Jahre lang getüftelt, wie ein Kunstrasen für Golf beschaffen sein muss, damit er die Eigenschaften wie ein Naturgreen hat. Am Ende stand das Produkt: „Der Belag muss ja die Eigenschaften eines Golfgreens haben. Die alten Kunstrasen waren nur flach – das kann man auf eine Ebene legen und zum Putten verwenden, aber nicht für ein Golfgreen.“ Zum Vergleich: Ein Blatt Papier kann man nur in eine Richtung biegen – ein „Hügel“ ist unmöglich. „Es braucht die richtigen Fasern, die sich auch über Unebenheiten auslegen lassen“, führt Karl aus. „Zudem muss das Green Golfbälle aus größeren Entfernungen aufnehmen können, ohne dass der Ball wegspringt wie auf einem Trampolin. Pitchmarken (Einschlaglöcher vom Ball am Green) sollten auch nicht hinterlassen werden.“ Nicklaus hat viele Plätze im alpinen Bereich und auf Inseln ausgestattet – auf denen gibt es nicht genug Wasser, darum brauchten sie Alternativen. Mittlerweile gibt es weltweit über 50.000 Anlagen, die in den letzten zwei Jahrzehnten gebaut wurden. 

Das Problem

Inseln muss man im Kopf behalten, genauso wie den Klimawandel. Denn an vielen Orten, die auf Rasen setzen, werden robustere, nicht endemische Grassorten gesetzt, um ein schönes Grün zu haben. Oder es gibt eben nicht genug Wasser, wie zum Beispiel auf Inseln. Eine Thematik, die mit heißeren Sommern mit den Jahren immer wichtiger werden wird. Denn klar ist: Kunstrasen braucht nicht so viel Pflege und vor allem kein Wasser wie ein konventioneller Platz. „Nachhaltigkeit ist ein ganz großer Bereich“, meint Karl. „Vielleicht noch nicht vor 25 Jahren, da war das noch nicht so ein großes Thema. Man wollte beispielsweise auch auf einer Insel, wo es nur Salzwasser gibt, Golf spielen. Es braucht viel Energie und Entsalzungsanlagen. Heutzutage steht der Klimawandel schon im Fokus.“ 18 Greens mit im Schnitt je circa 500 Quadratmetern haben eine Gesamtfläche von circa 9.000 m2, dazu noch die Tees und die Übungsanlagen wie Putting Green und Chipping Green. In Summe sind das circa 12.000 m2. Diese im Vergleich zum Rest des Platzes kleinen Flächen benötigen den größten Pflegeaufwand, so Karl. Tägliches Mähen und Bewässern, mehrmaliges Düngen, Besanden, Belüften pro Jahr, und dann noch der Pflanzenschutz gegen Pilze und Schädlinge. Ein Naturgreen braucht sehr viel Pflege und Aufmerksamkeit, was im Hausgarten nahezu unmöglich ist. Zudem benötigt ein Naturgreen viel Luft und Wind, damit es gut auftrocknen kann. Gärten sind da oft sehr klein strukturiert und mit Bäumen und Hecken versehen, die das Auftrocknen einschränken; damit sind Pilzkrankheiten keine Seltenheit.

Die Lösung

„Das ist nicht wirklich nachhaltig“, sagt Karl. Hier schlägt das synthetische das natürliche Produkt, zumindest wenn es nach den besonderen Anforderungen geht. Der Kunstrasen wird einmal verlegt und hält mehrere Jahre. „Fußball, Tennis, Golf, es gibt viele Sportplätze, die auf moderne Kunstrasen zurückgreifen können, weil sich die Technologie entsprechend entwickelt hat“, führt er aus. „Klar, manche Dinge wie Wimbledon oder Wembley oder eben auch Augusta werden immer auf Naturrasen setzen. Aber gerade im Golf kann man mit unserem Rasen den Pflegeaufwand, den Wasser- und Düngereinsatz sowie Spritzmittel reduzieren. Das ist ein Gewinn für alle.“ Somit sind Puristen auch beruhigt. Mag sein, dass Rasen aus erdölbasierten Kunststoffen auf den ersten Blick nicht ökologisch nachhaltig scheinen, aber im Kontext mit der enormen Pflege, die die Natur in diesem besonderen Bereich braucht, schon.

Nicht dasselbe

„Wir produzieren die Granulate selber, aus denen wir die Fäden ziehen“, stellt Karl klar. „Dann weben wir den Rasen je nach Verwendung mit kurzen oder längeren Fasern, und wenigen bis vielen Knoten pro Quadratmeter.  Am Ende des Produktzyklus wird von uns wieder zu 100 % recycelt.“ Sprich: Es wird auf Nachhaltigkeit geachtet. Allerdings, das darf man zugeben, war die Nachhaltigkeit in den Anfangstagen der 90er nicht der Hauptfokus. Es gab derartige Lösungen einfach gar nicht: „Darum haben wir das selber in die Hand genommen. Jetzt ist das ein großer Vorteil, weil wir über den Prozess von Anfang bis Ende Rechenschaft ablegen können. Würden wir einzelne Rohstoffe zukaufen, wüssten wir nicht zu 100 %, wo das herkommt, und könnten die Lieferketten nicht so gut nachvollziehen. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir dadurch die Nachhaltigkeit garantieren können.“ Kunststoff, so Karl, sei nicht generell schlecht. Schwermetalle oder unnötige chemische Prozesse könne man jedoch bei diesem Rasen komplett ausschließen. 

Spart und schont

Und letztlich gehe es um den Lebenszyklus der Produkte. „Man baut einen Golfplatz ja nicht für fünf Jahre, sondern zumindest 30 bis 50 Jahre“, erklärt Karl. „Der Einsatz unserer Kunstrasen amortisiert sich bereits nach zwei bis drei Jahren.“ So könnte sogar alle zehn bis 15 Jahre erneuert werden und die Umweltbilanz stimme immer noch. Hinzu komme, dass die Technologie immer besser werde. Kunstrasen ist also ein Win-win-win-Produkt. Es ist nachhaltiger, billiger, schonender für die Umwelt und leichter in der Pflege. „Ich gehe davon aus, dass die meisten Golfplätze der Welt, bis auf die gro­ßen, traditionsreichen Plätze, auf Sicht alle mit Kunstrasen umgebaut werden“, sagt Gerhard Karl abschließend. „Die meisten Golfplatzbetreiber werden über kurz oder lang umstellen. Als ich vor 17 Jahren angefangen habe, haben wir im ersten Jahr drei Anlagen gebaut. Heute sind es über 300.“

Medianachweis: GolfUP-Les Jumeaux, SWG

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