Golf im Hochformat

Es wundert wenig: Golf eignet sich perfekt für die Kurzvideoplattform.

Es wundert wenig: Golf eignet sich perfekt für die Kurzvideoplattform. Eine Einführung.

Social Media hat bekanntlich gute und schlechte Seiten. Eine gute Seite ist, dass man mit Menschen in Kontakt treten kann, mit denen selbiger schon lange abriss. Man kann herausfinden, was der Klassenstreber heutzutage so treibt oder – und das machen viele -–sich selbst bestens präsentieren. Der eine oder andere übertreibt es damit zugegebenermaßen. Einer der großen Vorteile von Social-Media-Plattformen ist der unkomplizierte Zugang einerseits und die Möglichkeit viral zu gehen andererseits. Denn TikTok und Co folgen nicht der Logik von TV und älteren Medien. Musste man früher warten, was Fernsehsender einem so zeigen wollen, konnte nur lesen, was Redaktionen in Zeitungen drucken, ist es heute anders. Ein Algorithmus errechnet auf Basis der eigenen Vorlieben und dem, was andere Menschen mögen, was wir sehen. Große und kleine Marken bedienen sich der bekanntesten Gesichter, der Influencer. Ein Vorteil für alle: Die Marke bekommt Aufmerksamkeit in der Zielgruppe, in der sie will, welche eben jener der Influencer entspricht. Und diese „Content Creator“, also Inhaltsersteller, können im Idealfall davon leben. 

Perfect Match

Die Influencer bedienen sich natürlich verschiedenster Plattformen, kaum einer wird nur auf YouTube, Instagram oder TikTok sein. Das sind die bekanntesten Plattformen, aufgrund des Formats der Smartphone-Displays hat sich das Hochformat quasi in Form von Stories oder TikTok (bzw. auf Instagram Reels) durchgesetzt. Ein Gewinn für so manche Sportart, wie eben eine, wo ein Mensch mit einem Schläger einen Ball bedient – ja, Golf eignet sich perfekt. Die Akteure stehen und schaffen tolle Schläge oder treiben Schabernack. Nachdem sich das Internet auch sogenannter Trickshots, mehr oder weniger unmöglich zu erreichender Schläge, erfreut, ein Perfect Match. Dass sportliche, vornehmlich junge Menschen im Internet gerne angesehen werden, passt ja auch zur jungen, feschen Riege an Profis beiderlei Geschlechts. Und, siehe Schabernack, für die älteren Semester bleiben noch Schmähs und Skurrilitäten.

Hype TikTok

Dabei war TikTok nicht immer für solche Videos da. 2016 in China gelauncht, entwickelte sich die App anfangs vor allem für Lippensynchronisation. Sprich: Ein Musikstück läuft und Sie oder ich tun so, als ob wir das singen. Das kam vor allem bei einer sehr jungen Zielgruppe bestens an. Bereits im Jahr 2018 hatte die App 150 Millionen aktive Nutzer pro Monat, aus 150 Ländern.  Während der diversen Lockdowns ab 2020 wurde die App so richtig groß, im Herbst 2021 soll sie global eine Milliarde Nutzer gehabt haben, alleine seit Sommer 2020 sollen 300 Millionen dazu gekommen sein. Kurz gesagt: Die App gehört zu den beliebtesten Social-Media-Plattformen weltweit. Doch es gibt auch Kritik. Es gibt Vorwürfe der Verbreitung von Fake News, Sexismus, Verletzung des Jugendschutzes, Finanzbetrug oder von Cyber-Mobbing. Auch Datenschutz, Zensur und Blockierung von Inhalten werden der chinesischen App vorgeworfen. So soll die chinesische Regierung schon mehrfach politische und religiöse Themen zensiert haben, Kritik werde eingeschränkt, LGBTQI+-Inhalte sollen blockiert worden sein. Dazu kommen Sicherheits- und Datenschutzbedenken, vor allem aus Europa und den USA. Letztlich gibt es auch Spionagevorwürfe. So viel dazu. Am Siegeszug des hochkantigen Kurzvideoformats ändert das aber wenig.

Inhalte finden

Mittlerweile tummelt sich alles, was man sich nur erträumen kann rund um den kleinen weißen Ball, auf TikTok. Medien wie der Golf Channel haben ihren eigenen Kanal, genauso wie die PGA Tour. Eigentlich kommen die wenigsten Verbände und Medien drumherum, auf TikTok präsent zu sein. Natürlich gibt es auch Golf-Influencer, wie etwa Paige Spiranac, die aufmerksame Leser der Golf Week ohnehin schon kennen. Derzeit hat sie 1,4 Millionen Follower und neun Millionen Likes für ihre Golftiktoks. Allerdings könnte es auch sein, dass der Erfolg bei ihr nicht nur am Golf liegt, sondern auch an, sagen wir, ihrer Outfit-Wahl.

Paige Spiranac ist eine der erfolgreichsten Influencerinnen.

Wer macht die Videos?

Wem soll man also folgen? Da gibt es mehrere Möglichkeiten, die besten und tollsten Influencer herauszufinden. Etwa @brodiesmith, der 1,7 Millionen Follower hat, im Schnitt werden seine Videos knapp 790.000 Mal angesehen – er staubt pro Video über 50.000 Likes ab. Allerdings ist seine Engagement-Rate nicht sonderlich hoch. Wer jetzt verwirrt ist: Willkommen in der Social-Media-Arithmetik. Denn viele Follower reichen nicht, wenn die Videos selten angesehen werden oder sie niemand mag bzw. kein Engagement da ist. Letzteres heißt: Reaktionen. Keine Zahl alleine ist aussagekräftig. Entsprechend wichtig ist es dennoch, weder dem Algorithmus noch rein auf die Follower zu vertrauen, wenn es um die besten Videos geht.

Fünf Tipps

Zum Abschluss noch einige Tipps, wer gut ankommt. Da wäre etwa Drew Collins (@drewskigolfs). Der ehemalige College-Football-Spieler wollte während der Lockdowns Bewegung machen und fing an, einige Videos zu machen, die auch super ankommen. Collins ist sich bewusst, dass Golf ein teurer und oft unzugänglicher Sport ist, aber er möchte, dass sich das ändert. „Ich versuche, diese Brücke zwischen der Golf-Community und der Community zu sein, aus der ich komme, und sage, damit kann man tatsächlich etwas anfangen.“ Dann wäre da Kaila Bonawitz (@kailabwitz), die ihren TikTok-Account als Witz startete. Eines Tages legte sie ihr Telefon auf ihre Golftasche, während sie eine Solo-9-Loch-Runde spielte, und begann mit der Aufnahme. Das Video erhielt 1,8 Millionen Likes und 9,2 Millionen Aufrufe und erregte sogar die Aufmerksamkeit des offiziellen TikTok-Kontos der LPGA Tour. Seitdem hat Bonawitz weiterhin Swing-Videos, Golf-Memes und gelegentliche Trickshots gepostet. Ebenfalls einen Klick wert: Aaorin Stewart und Scott Lorimer (@ASSL_Golf), Chase Duncan (@Ownyourgolfgame) oder Haley Bookholdt (@HaleyBookholdt). Viel Spaß beim Scrollen durch die vielen, vielen Golf-TikTok-Accounts!

Wird es ein TikTok? Die Handhaltung stimmt auf jeden Fall.

Medianachweis: Sportcomm/Getty Images, Getty Images

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