Weiter wachsen

Der DGV blickt positiv auf die Golfsaison 2023. Das Interview mit Präsident Claus M. Kobold.

Der Deutsche Golfverband steht wie alle anderen Sportverbände auch vor großen Herausforderungen. Zu den brennenden Themen nimmt DGV-Präsident Claus M. Kobold im Interview mit Golf Week Stellung.

Golf Week: Wie haben sich die letzten Monate im Golfsport allgemein gestaltet? Was waren die Highlights?
Claus M. Kobold: Sportlich sind wir auf einem sehr guten Weg. Kaum ein Wochenende vergeht ohne deutsche Erfolge auf den großen Touren weltweit. Vier deutsche DP-Worldtour-Siege innerhalb eines halben Jahres gab es nämlich auch noch nie. Und was die Anzahl der Topathleten und -athletinnen angeht, brechen wir aktuell alle Rekorde. 15 Damen und 19 Herren spielen zurzeit auf den Toptouren der Welt, das ist absolute Spitze. Das jüngste Wachstum der Golferzahlen, gerade in den jüngeren Altersgruppen, lässt uns durchaus optimis­tisch in die Zukunft schauen.

Golf Week: Wie haben sich die Mitgliederzahlen entwickelt?
Kobold: Wir haben auch 2022 wieder ein Wachstum verzeichnen können, um 1,3 Prozent. Unter den Olympischen Sportarten sind wir einen Rang aufgestiegen und liegen jetzt vor den Reitern auf Platz acht. Rechnet man die nicht organisierten Golfer dazu, ist das Wachstum sogar noch erheblich größer. Insgesamt gibt es aktuell rund drei Millionen mehr oder weniger aktive Golfer und Golferinnen. Laut unserer Nachfrageanalyse haben außerdem fast 50 Prozent aller Deutschen über 14 Jahren ein Interesse daran, Golf zumindest einmal auszuprobieren.

Golf Week: Wie gestaltet sich die Situation bei den Golfclubs? Was melden diese zurück?
Kobold: Laut dem DGV Golfbarometer bewerten die teilnehmenden deutschen Golfanbieter die wirtschaftliche Lage weiterhin deutlich positiv. 90 Prozent der Clubs sehen ihre Situation als befriedigend oder gut. Soll konkret die vergangene Saison bewertet werden, sind 77 Prozent der Anbieter zufrieden oder sehr zufrieden. 22,1 Prozent sind weniger zufrieden, nur drei Golf­anbieter sind sehr unzufrieden. Insgesamt haben sich die Bewertungen gegenüber der sehr guten Phase während der Coronapandemie normalisiert, liegen aber immer noch klar über der Vorcoronazeit.

Golf Week: Das Jahr 2023 brachte nach Corona mit der Energiekrise, Inflation und dem zum Teil anhaltenden Fachkräftemangel viele Herausforderungen. Welche dieser Themen haben sich auf den Verband bzw. den Sport am meisten ausgewirkt?
Kobold: Auch der Golfsport spürt die Inflationseffekte. Die gestiegenen Energiepreise machen den Betrieb von Golfanlagen natürlich teurer. Viele Golfclubs sind nicht umhingekommen, Beitragsanpassungen durchzuführen. Die bisherigen Rückmeldungen deuten darauf hin, dass das im Wesentlichen ohne größere Probleme gelungen ist. Sowohl akut, als auch Mittel- und langfristig ist der Klimawandel mit den erkennbar immer häufigeren Extremwetterlagen ein Themenbereich, für den der Golfsport Lösungen entwickeln muss. Absehbar wird die Verteilung der Ressource Wasser für die Golfanbieter immer relevanter , genauso wie die stetig anspruchsvolleren Umweltauf­lagen. Beispielsweise plant die EU ein vollständiges Verbot von Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Gebieten, zu denen neben öffentlichen Parks auch Golfplätze gehören. Unabhängig davon ist gerade der Golfsport in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Vergleich schon sehr gut aufgestellt.

Golf Week: Gibt es staatliche Hilfen?
Kobold: Da Golfclubs wie Unternehmen behandelt werden, stehen ihnen die gleichen Unterstützungsleistungen zu wie allen anderen. Organisatorisch unterstützt der DGV seine Mitglieder bei der Nutzung der Hilfen. Bisher hat das gut geklappt. Von daher gehen wir davon aus, dass die Golfclubs in Deutschland die Energiekrise gut überstehen.

Golf Week: Inwiefern rechnen Sie damit, dass das Hobby Golf unter den genannten Umständen vielleicht zurückgefahren wird?
Kobold: Wir rechnen nicht damit, dass in Zukunft weniger Golf gespielt wird. Aber wir gewinnen den Eindruck, dass die Aktiven bewusster ihrem Hobby nachgehen. Natürlich ist es gerade in der aktuellen Situation wichtig, seine Mitglieder und Zielgruppen gut zu kennen, um im Zweifelsfall schnell reagieren zu können. Die Konzentration auf Golferbindung ist sicherlich ein Thema, mit dem besonders die Golfclubs vor Ort jetzt den Golferbestand absichern müssen. Die vielen Krisen der letzten Zeit zeigen uns immer wieder, dass nicht alles selbstverständlich ist.


Golf Week: Wie gestaltet sich die Situation aus Ihrer Sicht hinsichtlich Fachkräften?
Kobold: Die deutschen Golfclubs haben in den letzten beiden Jahren viele Mitglieder dazugewonnen. Dementsprechend zukunftssicher ist eine Beschäftigung auf dem Golfplatz, der Fachkräftemangel macht sich auch im Golfsport bemerkbar. Besondere Herausforderung: Berufsbilder auf Golfanlagen sind außerhalb der Branche wenig bekannt und haben oftmals Erklärungsbedarf. Der DGV, der Golf Management Verband Deutschland (GMVD), der Greenkeeper Verband Deutschland (GVD) und die PGA of Germany wollen diese Situation verbessern und haben deshalb das neue Karriereportal „Traumjob Golfplatz“ initiiert


Golf Week: Auf Profiebene hat die PGA Tour jüngst Umstrukturierungen angekündigt, um wettbewerbsfähig zu sein – wie stehen Sie dazu?
Kobold: Dass sich auch eine so traditionelle Sportart wie Golf weiterentwickeln muss, ist selbstverständlich. Trägt eine Neuerung am Ende zu verbesserter Akzeptanz und größeren Marktanteilen bei, freuen wir uns natürlich. Gerade in Deutschland würden wir uns zum Beispiel mehr Sendezeiten für den Golfsport im frei empfangbaren TV wünschen. Neue Formate, die zeitlich besser planbar sind, können da sicherlich hilfreich sein. Erste Schritte haben wir selbst gerade unternommen, indem wir zum Beispiel viele Turniere der Ladies European Tour oder demnächst die Porsche European Open auf unserem Onlineangebot Golf.de für jeden kostenfrei live zur Verfügung stellen.

Golf Week: Wie nehmen Sie generell die Sponsorenlage wahr?
Kobold: Die großen Krisen der letzten Zeit wie Klimawandel, Inflation, Corona oder der Ukrainekrieg erschweren natürlich auch die Sportvermarktung. In diesem herausfordernden Marktumfeld gelingt es der DGS, unserer Vermarktungstochter, aber sehr gut, Partner für den Golfsport zu gewinnen und weiter zu wachsen. Im Versicherungsbereich haben wir mit der HanseMerkur seit Jahren einen sehr engagierten und zuverlässigen Unterstützer. Gerade konnten wir zudem mit der Premium-Automarke Genesis einen neuen Partner für die Deutsche Golf Liga für die kommenden drei Jahre gewinnen.

Golf Week: Was sind aus Ihrer Sicht die sportlichen Highlights des Golfjahres 2023?
Kobold: Wir freuen uns ganz besonders auf die Profiturniere in Deutschland, wie zum Beispiel die Amundi German Masters powered by VcG für die Damen und die Big Green Egg German Challenge powered by VcG für die Talente, die den Sprung auf die großen Touren noch vor sich haben. Aber auch die BMW international Open und die Porsche European Open sind für uns und unsere Sportler von besonderer Bedeutung. Besonders im Fokus stehen natürlich unsere jungen Spielerinnen und Spieler, die gerade erst den Sprung auf die Toptouren geschafft haben. Bei den Damen Polly Mack und Aline Krauter, die in den USA auf der LPGA Tour versuchen, Fuß zu fassen und das auch schon mit guten Leistungen belegt haben. Unterstützt werden sie dort vor allem von Esther Henseleit und Isi Gabsa, die mit ihrer Erfahrung sicherlich helfen können. Auf der Ladies European Tour sind vor allem Olivia Cowan und Ciara Noja zu beachten, die ja beide zuletzt schon Turniere gewinnen konnten. Bei den Herren gibt es aktuell einige, die für tolle Ergebnisse sorgen. Matti Schmid auf der USPGA Tour fehlt zwar noch die Konstanz, aber zwischendurch zeigt er immer wieder sein riesiges Potenzial. Auf der DP World Tour gibt es einen richtigen deutschen Lauf. Yannick Paul ist aktuell am besten drauf und hat sogar gute Chancen, beim Ryder Cup dabei zu sein. Mit Nick Bachem hat ein junger Wilder gerade sein erstes Turnier gewonnen und auch die etwas älteren, erfahrenen Marcel Siem und Max Kieffer gewinnen zuletzt Turniere. Wir freuen uns und sind auch stolz auf die aktuell so guten Leistungen auf Profi- und Amateur-Ebene.

Medianachweis: Sportcomm/Getty Images, ChristopherTiess

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