Der „Playground of the Presidents“ und der Hollywoodstars

Das Coachella Valley in Südkalifornien hat die höchste Golfplatz-Dichte weltweit.

Hai-Alarm in der ­Wüste: Der Golfplatz, den unser Flightpartner Tony Morales heute als Nr. 38 auf seiner persönlichen To-do-Liste „in the desert“ abhaken wird, trägt den Namen „PGA West Greg Norman Course“. In der großzügigen Lobby des Clubhauses hängen immer noch Siegerfotos vom „Shark“ aus den Neunzigern – und wirken merkwürdig deplatziert, seit sich der Australier als CEO der von Saudi-Arabien fürstlich gesponserten Konkurrenz-Organisation LIV-Golf die Rolle als Feindbild Nr. 1 der Professional Golfers’ Association redlich verdient hat. 

PGA West im südkalifornischen La Quinta im Coachella Valley, besser bekannt unter dem Sammelbegriff Greater Palm Springs, ist das größte zusammenhängende Golfgelände der gesamten USA:  Es umfasst nicht weniger als neun aneinandergrenzende, spektakuläre Design-Courses, die die Handschriften von Golflegenden wie Jack Nicklaus, Arnold Palmer, Tom Weiskopf oder Pete Dye tragen. 

Dass der PGA West Greg Norman Course in diesem erlesenen Reigen zumindest namentlich ziemlich deplatziert wirkt, stört Tony Morales freilich nicht die Bohne. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, nach und nach alle Golfplätze in Greater Palm Springs einmal zu spielen; zumindest die, die als Public Courses für jedermann zugänglich sind – also rund die Hälfte der unfassbaren insgesamt 124 Golfplätze im Coachella Valley. Eine derartige Golfplatz-Dichte in einem einzigen Tal, in einem eng begrenzten Gebiet mit ganzjährig gerade einmal 360.000 Einwohnern, gibt es weltweit kein zweites Mal. 

Viele Bunker, viel Wasser und eine ziemlich toxisch gewordene Verbindung: der PGA West Greg Norman Course in La Quinta, Greater Palm Springs.

Wie in einem ewigen Summercamp

Tony Morales lebt mit seiner Familie eigentlich im vergleichsweise kalten, regnerischen Norden, im US-Staat Washington, verbringt aber mittlerweile fast die Hälfte des Jahres in der südkalifornischen Wüstenoase. „Ein paar Jahre sind wir immer wieder nach Phoenix, Arizona, geflogen. Aber Palm Springs ist per Flug von Seattle aus noch besser erreichbar, und ich habe mit der Zeit festgestellt, dass mir Palmen lieber sind als Kakteen. Aber vor allem“, fügt er begeistert hinzu, „hat man hier ständig das Gefühl, in einem großen, total relaxten Summercamp zu sein.“

Zu verdanken ist dies Pionieren und Visionären des vergangenen Jahrhunderts wie Walter H. Morgan, einem reichen Unternehmenserben aus Los Angeles, der 1926 im damals noch weitgehend unerschlossenen östlichen Teil des Coachella Valley, am Fuß der Santa Rosa Mountains, das im spanischen Stil erbaute La Quinta Hotel eröffnete – und zugleich den allerersten Golfplatz des Tales zwei bis drei Autostunden südöstlich von L.A. Der 9-Löcher-Platz lockte mit Tages-Greenfees von einem Dollar, das Hotel mit allem seinerzeit verfügbaren Luxus; und das La Quinta – heute Top-Resort auf dem PGA-West-Gelände – wurde zu einem wahren Magneten für Hollywood-Legenden, die sich in Filmpausen von Stress und Hektik in der Millionen-Metropole erholen wollten. 

Spanisch-mexikanischer Stil – wie hier im Miramonte Resort in Indian Wells – ist tonangebend in vielen Villenvierteln und Resorts im Coachella Valley.

Zuhause vieler Celebrities

Dass sich in den folgenden Jahrzehnten Celebrities wie Greta Garbo, Clark Gable, Shirley Temple, Ginger Rogers und Präsident Dwight D. Eisen­hower ins Gästebuch des La Quinta Hotel eintrugen, lag nicht zuletzt daran, dass das von hohen Bergketten eingerahmte breite und langgestreckte Wüs­tental mit den Jahren immer grüner und anziehender wurde. Nachdem 1903 ein gewisser Bernard Johnson Dattelpalmen-­Schösslinge aus Algerien importiert hatte, startete die Newcomer-Pflanze einen grandiosen Siegeszug und prägt heute das gesamte Tal. 

Nicht minder rasant als die Dattelpalmen eroberte der Golfsport das von den San Jacinto, Santa Rosa und Little San Bernardino Mountains rundum geschützte und mit gut 300 Sonnentagen im Jahr gesegnete Tal, das schon von den hier ansässigen Cahuilla Indians als „Land der ewigen Sonne“ gepriesen wurde. 

„Playground of the presidents”

Der von Lawrence Hughes designte, 1951 in Rancho Mirage eröffnete Thunderbird Country Club, der erste 18-Löcher-Platz von Greater Palm Springs, erhielt schnell dreifache Landes- und weltweite Werbung allerhöchster Güte: als Austragungsort des Ryder Cup, als ­Namensgeber der 1955 vom Band gelaufenen neuen Ford-Limousine „Thunderbird“ – der damalige Ford-Chef Ernest Breech war praktischerweise Club-Mitglied – und als „Playground of the Presidents“. Sämtliche US-Präsidenten von Eisenhower bis Obama waren Stammgäste n Rancho Mirage oder verbrachten dort – wie Gerald Ford – sogar ihren kompletten Lebensabend. 

Mehr als nur einen Hauch von Hollywood verspüren die Besucher des allwöchentlichen Village Fest in der quirligen Downtown von Palm Springs. Der „Walk of Stars“ entlang des Palm Canyon Drive und des Museum Way steht dem in der Filmstadt in nichts nach und ehrt über 400 Stars der Film- und Musikszene, von Elvis Presley über Elizabeth­ Taylor bis Frank Sinatra und Bob Hope. Der Unterschied: In Holly­wood haben die meisten Stars nur gearbeitet, im Coachella Valley hingegen ihre Freizeit verbracht und echtes Privat­leben genossen. 

Ein absolutes „must-do“ für viele Touristen ist ein Spaziergang über den „Walk of Stars“ auf dem Palm Canyon Drive in Palm Springs.  

Und tun es bis heute, wie ­Leonardo DiCaprio, der im vergangenen April, wie die Yellow Press genüsslich berichtete, beim Coachella Valley Music & Arts Festival mit neuer Freundin gesichtet wurde. DiCaprio­ erwarb vor einigen Jahren das einstige Zuhause der 1994 verstorbenen Schauspielerin, Sängerin und Talkmasterin Dinah Shore in der „Old Las Palmas“-Neighbourhood von Palm Springs. Die in den USA überaus beliebte Entertainerin machte sich früh ums Damen-Golf verdient: Sie brachte die Ladies PGA Tour in ihren Heimatclub Mission Hills Country Club, wo stolze fünf Jahrzehnte lang das renommierte Colgate Dinah Shore Tournament stattfand.

Frankie Boy und Seine “Rat Pack”-Kumpel

Nur wenige Meilen entfernt, im ebenfalls sehr privaten und diskreten Tamarisk Country Club in Rancho Mirage, vergnügte sich ab 1947 rund drei Jahrzehnte lang nicht immer, aber immer öfter ein gewisser Frank Sinatra – oft in Begleitung seiner „Rat Pack“-Kumpel Dean Martin, Sammy Davis Jr. und Joey Bishop. Der Club grenzt an das berühmte Privatresort „Sunnylands“ der Milliardärsfamilie Annenberg, das vielen Präsidenten, Wirtschaftsbossen und Celebrities aus dem Kunst- und Filmgeschäft als exquisite Tagungsstätte – mit eigenem 9-Löcher-Golfplatz – diente und auch als das „Camp David des Westens“ gilt. 

Die aus den 60er-Jahren stammende Villa Grigio, die einst Playboy-Chef Hugh Hefner und James-Bond-Darsteller Roger Moore gehörte, hat unlängst einen neuen privaten Besitzer gefunden: Für den aus England stammenden Star-Innenarchitekten Martyn Lawrence Bullard war es auch beruflich von Vorteil, sein Wochenend-Domizil vom Strand von Malibu in die Wüstenoase zu verlegen; dort hat er mittlerweile weit mehr hochkarätige Kunden, die sich ihre – meist in streng bewachten Gated Communities vor den Augen der Öffentlichkeit abgeschirmten – Luxus­immobilien vom Meister aller Klassen stylen und dekorieren lassen möchten. 

Zu Bullards Kundenkreis im Valley gehören – so hat es sich herumgesprochen – Sir Elton John, die Schauspielerin Christina Aguilera, Top-Model Cindy Crawford, Modedesigner Tommy Hilfiger, die Osbornes und der Kardashian/Jenner-Clan, der gleich mehrere millionenschwere Anwesen in La Quinta besitzt. Zu deren Nachbarn zählen auch zahlreiche Golfprofis wie Ricky Fowler oder Phil Mickelson.

Auch wenn knapp die Hälfte der über 120 Golfanlagen im Coachella Valley zu streng abgeschirmten Privatclubs gehören, hinter deren bewachten Einfahrtstoren die meisten Celebrities ihren Luxus in „splendid isolation“ genießen, ist die Wüstenoase keineswegs ein Spielplatz und Feriendomizil nur für Superreiche. Für „Snowbirds“ wie Tony Morales sind Golfferien in Palm Springs eher günstiger als im benachbarten Arizona. 

Die schiere Masse an exzellenten Public Golf Courses führt dazu, dass Spitzenhotels wie das im spanisch-mexikanischen Stil erbaute Miramonte Resort in Indian Wells oder das gleich mit zwei topmanikürten 18-Löcher-Plätzen und nahezu unendlichen Entertainment-Angeboten werbende, 884 Zimmer große JW Marriott Hotel im benachbarten Palm Desert passende Golf-Packages für nahezu jeden Geschmack und jede golferische und finanzielle Handicap-Klasse offerieren können. 

„The hardest hole in the desert”

Es muss ja vielleicht nicht unbedingt der berühmte Stadium Course von PGA West sein, der Heimatplatz des aus dem legendären Bob Hope Chrysler Classic hervorgegangenen The American Express PGA Tournament. Das Inselgrün der 17 trägt den bösen Beinamen „Alcatraz“ und gilt als „the hardest hole in the desert“. Es war bei der Turnier-Premiere 1987 bei den Tour-Spielern derart unbeliebt und verrufen, dass sie eine präzedenzlose, kollektive Petition unterschrieben: Der Platz mit diesem verteufelten Loch, forderten sie, solle ein für alle Mal aus dem PGA-Tour-Programm gestrichen werden. Wurde er auch, für immerhin fast drei Jahrzehnte. Erst seit 2016 ist der Stadium Course von Pete Dye wieder Austragungsstätte eines jährlichen PGA-Turniers.

Geflissentlich übersehen wurde bei der Protestaktion von 1987, dass im selben Jahr in einem vom Fernsehen übertragenen sogenannten „Skins-Game“ mit Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Fuzzy Zoeller dem Altstar Lee Trevino an ebendiesem so gefürchteten „Alcatraz“-Loch ganz locker ein Hole-in-one gelang – und damit auch der entscheidende Punkt zum lukrativen Turniersieg gegen die drei anderen Altvorderen. 

Es geht also doch … 

Das “Skins Game” des Harpo Marx

An ein „Skins Game“ ganz anderer Art erinnert man sich bis heute im altehrwürdigen Tamarisk Country Club, in dem nicht nur Frank Sinatra und seine Boy-Group Legendenstatus erlangten. An einem besonders heißen Augusttag in den späten Fünfzigerjahren, das erzählt man sich immer noch gerne im Clubhaus am Fuße der San Jacinto Mountains, hat dort Harpo Marx von der berühmten Comedy-Truppe Marx Brothers eine komplette Golfrunde ohne den kleinsten Fetzen Textil auf der Haut gespielt. Bis auf Golfschuhe und Handschuh splitterfasernackt. Hoffentlich wenigstens gut eingecremt, mit hohem Lichtschutzfaktor. 

Really crazy, dieser Harpo Marx! Oder, wie Frankie Boy „Ol’ Blue Eyes“ die weder etiquettegerechte noch jugendfreie Golfrunde sicher besungen hätte: „He did it his way!“

Die ganze Geschichte erzählt die neueste Episode des Golfreise-Podcasts „EverGreens“. Den Pod­cast unseres Autors Wolfgang Weber finden Sie bei Spotify, Apple Podcast, Deezer, überall sonst, wo es gute Podcasts gibt – und auf der Webseite www.ever-greens.de.

Medianachweis: Wolfgang Weber

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