GOFUS Polska legen Traumstart hin

Die Charity-Idee der golfenden Kicker wird immer internationaler.

Sein Schlag des Tages bei den GOFUS Polska Masters 2023 gelingt Artur Pomianowski an der 13, einem langen und nicht einfach zu spielenden Par 5. Als wäre es für einen Spieler mit Handicap 30 eine pure Selbstverständlichkeit, befördert er den Ball mit dem dritten Schlag aus dem Semirough in steiler Hanglage heraus über einen Bach auf das 120 Meter entfernte wellige Grün, einen knappen Meter heran an die Fahne. Und er macht das Birdie!

Eine nachteilige Randlage in einen nachhaltigen Vorteil umzumünzen, ist quasi zentrales Element der Jobbeschreibung des talentierten Nachwuchsgolfers. Artur Pomianowski (35) ist Geschäftsführer der Zachodniopomorska Regionalna Organizacja Turystyczna, auf Deutsch: des Tourismusamtes von Vorpommern in Szczecin (Stettin). Die nordwestlichste Region Polens ist mehr als jede andere auf Touristen aus Skandinavien, vor allem aber Deutschland angewiesen.

Dass bei der Entdeckung Vorpommerns als Reiseziel seit drei Jahrzehnten der Golftourismus eine Art Vorreiterrolle spielt, hat vier gute Gründe: die Golfclubs Amber Baltic, Kamien, Binowo Park und Modry Las – wobei Letzterer, mit dem einzigen Gary-Player-Platz in Mitteleuropa gesegnet, schon vielfach preisgekrönt wurde und seit Jahren zu den Top­resorts auf dem Kontinent gezählt wird. Mit seinen vier Golfclubs zählt das westliche Vorpommern zu den Hotspots des grünen Sports im Golf-Entwicklungsland Polen, das bislang insgesamt nur rund 30 Golfanlagen aufweist und gerade einmal knapp 7000 organisierte Golfer zählt – auch wenn die Sportart seit einigen Jahren einen deutlichen Aufschwung erlebt, nicht zuletzt dank der Erfolge von Tourprofi Adrian Meronk.

Polnische Variante

Ein Wunder ist es also nicht, dass auch die noch junge polnische Variante der GOFUS, der Golf spielenden Fußballprofis, ihre Heimat in Vorpommern gefunden hat, im Binowo Park Golf Club, eine halbe Autostunde südöstlich der Regionalhauptstadt Stettin. Wobei: Kann es für eine Charity-Organisation wie die GOFUS überhaupt eine Plattform in Polen geben? Über diese Kernfrage spekulierten und diskutierten Thomas Allofs und Heinrich Kostyra bei einem Turnier Ende 2017 im Neusser Golfclub Hummelbachaue 18 Löcher lang, nachdem ein glücklicher Zufall sie in einen Flight zusammengewürfelt hatte. 

Der ehemalige Nationalspieler und Bundesliga-Torschützenkönig Thomas Allofs ist seit langem begeisterter Golfer und eine der treibenden Kräfte der 2001 vom Dortmunder Ex-Profi und heutigen Stadionsprecher von Borussia Dortmund Norbert Dickel mit elf Freunden aus dem „Ruhrpott“ gegründeten gemeinnützigen Vereinigung. Gemäß dem Vereinsmotto „etwas vom eigenen Glück zurückgeben“ sammeln die GOFUS bei eigenen Charity-Golfturnieren Geld für ihr Projekt „Platz da!“. Damit werden Spielplätze für Kleinkinder und Bolzplätze für Kinder und Jugendliche finanziert. Die beeindruckende Zwischenbilanz: Bei den golferischen Aktivitäten der Profikicker kamen schon Erlöse von mehr als zehn Millionen Euro zusammen; damit wurden – gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft sowie Kommunen und Städten – bislang schon über 230 Spiel- und Bolzplatzprojekte in ganz Deutschland realisiert.

Fußball-Legenden

Zu den mittlerweile über 500 prominenten Mitgliedern der deutschen GOFUS zählen Erfolgstrainer wie Michael Skibbe, Stefan Kunz und Peter Neururer, Vereinspräsidenten wie Uli Hoeneß und Rainer Bonhof, aktive Bundesliga-Profis wie Thomas Müller und Mats Hummels sowie ehemalige Fußballhelden wie die Allofs-Brüder, Sepp Maier, Klaus Fischer, Olaf Thon und „Kaiser“ Franz Beckenbauer. Längst haben sich aber auch Prominente aus ganz anderen Disziplinen der GOFUS-Idee verschrieben – wie der ehemaliger Boxer Axel Schulz, Handball-Legende Stefan Kretzschmar, der Hundebändiger Martin Rütter, Sternekoch Frank Rosin oder der rheinische CDU-Politiker Wolfgang Bosbach. 

Schon bald nach der Gründung der GOFUS in Deutschland eroberte die Idee auch den Alpenraum: 2003 etablierte sich in Zürich der Verein GOFUS Suisse. Zu den derzeit gut 50 Mitgliedern zählen fußballerische Granden wie Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld, Nationaltorhüter Yann Sommer und dessen Vorgänger Pascal Zuberbühler. 1,5 Millionen Franken flossen bereits an gemeinnützige Organisationen, die Kinder und Jugendliche unterstützen. Im Jahr 2007 gründeten sich dann in Schladming die GOFUS Österreich. Neben zahlreichen aktuellen und ehemaligen Fußballprofis wie den Córdoba-Legenden Kurt Jara, Pepi Hickersberger und Friedl Koncilia schlossen sich dem Kicker-Golfclub auch zahlreiche Sportgrößen aus dem Wintersport wie Brigitte Kliment-Obermoser, Michaela Dorfmeis­ter, Michaela Gerg und Anita Wachter an. Insgesamt zählen die Austria-GOFUS derzeit knapp 80 Mitglieder. Mit Erlösen aus Charity-Golfturnieren konnten in Österreich schon 16 „Platz da!“-Projekte für Kinder und Jugendliche unterstützt werden. 

Starkes Engagement

In den vergangenen Jahren fand die GOFUS-Idee auch Nachahmer außerhalb der deutschsprachigen Länder: In den Niederlanden, Frankreich, Spanien und zuletzt Dänemark gründeten sich Ableger, die freilich noch auf entscheidende Wachstumsimpulse warten. Dass der Ende 2020 mit Unterstützung der Partnerclubs aus Deutschland und Österreich in Stettin gegründete Verein GOFUS Polska im Vergleich geradezu einen Traumstart hinlegen konnte, ist in erster Linie dem großen Engagement zweier Akteure zu verdanken: Heinrich Kostyra und Slawomir Pinski. 

Die beiden „Väter“ von GOFUS Polska: Heinrich Kostyra (links) und Slawomir Pinski.

Heinrich Kostyra, einen im rheinischen Dormagen lebenden Industriemanager und Consultant mit polnischen Wurzeln, ließ nach der inspirierenden Herrengolfrunde mit Thomas Allofs die Idee, das Charity-Konzept nach Polen zu übertragen, nicht mehr los. Mit viel Geschick und tatkräftiger Unterstützung der Berliner GOFUS um Ex-Fußballprofi Wolfgang Mulack knüpfte er ein engmaschiges Netzwerk im östlichen Nachbarland – und fand schon nach kurzer Zeit in Slawomir Pinski einen idealen und in ganz Polen bestens vernetzten Mitstreiter. 

Pinski, von Beruf Ingenieur, stammt aus einer landesweit bekannten Sportlerfamilie und war in seiner Studentenzeit erfolgreich in den Disziplinen Tennis, Basketball und Fußball, bevor er in den Neunzigerjahren „unheilbar mit dem Golfvirus infiziert wurde“ und 1997 sogar polnischer Amateur-Golf-Meister wurde. Slawomir Pinski beeinflusste seither die Entwicklung des Golfsports in Polen maßgebend, war im Vorstand des Golfverbands tätig, kalibrierte Golfplätze und ist seit der Eröffnung im Jahr 2000 Managing Director des Binowo Park Resorts vor den Toren Stettins. 

Seltene Erden Tradium

Rund 70 Golfbegeisterte aus ganz Polen, aber auch aus Tschechien, Deutschland und der Schweiz reisten dort Ende Juni zum zweitägigen „GOFUS Polska Masters 2023 powered by Tradium“ an. Dass Golfplätze in Polen immer noch relativ „seltene Erden“ sind, symbolisierte quasi der Hauptsponsor. Das in Frankfurt am Main beheimatete, aber auch in Polen engagierte Unternehmen Tradium liefert strategische Metalle aus seltenen Erden an die Hightechindustrie und ermöglicht gleichzeitig privaten Anlegern Investitionen in diese Metalle. 

Auch in Polen fanden sich auf Anhieb zahlreiche Golf spielende Fußballer wie die ehemaligen, auch international erfolgreichen Profis Tomasz Iwan, Tomasz Klos, Bartosz Bosacki, Olgierd Moskalewicz, Michal Probiez und nicht zuletzt Torwartlegende Jerzy Dudek, Champions-League-Sieger mit dem FC Liverpool (2005) und jetzt herausragender Amateurgolfer mit Handicap 1. 

Der rasch wachsenden Gemeinschaft der GOFUS Polska gehören freilich auch Vertreter anderer Sportarten an, wie der viermalige Olympiateilnehmer im Snowboarden Mateusz Ligocki, die ehemalige Skirennläuferin Ewa Ligocki-Heczkova, die beim Masters in Binowo Park unter anderem den Longest-Drive-Wettbewerb gewann, der Ex-Basketballer Marcin Jakubowski und der Ex-Rallyefahrer Andrzej Baginski. Der Charity-Idee der GOFUS Polska verbunden fühlen sich aber auch zahlreiche prominente Schauspieler, Theaterregisseure und spendenbereite Geschäftsleute. 

Sportequipment für Schule in Stettin

Nach „Loch 19“ und Siegerehrung folgte für Heinrich Kostyra zwei Tage später noch der vielleicht wichtigste Termin der GOFUS Polska Masters 2023: Im Sonderausbildungs-zentrum in Stettin übergab er am letzten Schultag vor den Sommerferien im Namen seines Vereins Netze für Fußballtore, Basketballkörbe und ein großes Sortiment an sonstigem Sportequipment für verschiedene Altersstufen im Wert von 10.000 PLN (Zloty). Die GOFUS-Spende wurde von den dortigen Schülern und Lehrern mit großem Jubel in Empfang genommen. Heinrich Kostyra: „Ein kleiner, aber guter Anfang.“ Schönes Spiel!

Medianachweis: Yehudith Yovel

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