Nick Faldo ist für eine Legende vergleichsweise jung, wurde er doch am 18. Juli 1957 in Welwyn Garden City in Hertfordshire in England geboren. Die heute rund 43.000 Einwohner zählende Stadt im Herzen Englands hat einige große Kinder hervorgebracht, etwa Rolling-Stones-Gitarrist Mick Taylor, die Indie-Rockband The Subways, den englischen Fußballnationaltorhüter David James oder den Wasserspringer Ben Swain. Ein Sportler in nassen Gefilden, das hätte auch Nick Faldo werden können. Als Kind und Jugendlicher zeigte er sein vielseitiges Talent eben beim Schwimmen, wollte Radsportprofi werden. Doch mit 13 Jahren hat er Jack Nicklaus beim Masters gesehen, und da war es um den jungen Nick geschehen. Bereits 1975, nur fünf Jahre später, gewann er die English Amateur Championship und die British Youth Championship. Im Jahr darauf wurde er Professional und war schnell erfolgreich.
Der Anfang
Was zeichnete ihn auf den Touren aus, was nicht? Faldos Stärken lagen zunächst im kurzen Spiel, dem Putten und der Platzstrategie. Trotz seiner Athletik und einer Größe von 1,90 Metern war die Länge seiner Schläge gering. Unter hohem Druck brach sein Spiel aufgrund eines instabilen Schwungs zunächst zusammen. Nach einigen Rückschlägen stellte er sein Spiel 1985 um. Das war durchaus riskant, aber 1987 gewann er mit der Open Championship sein erstes Major. Insgesamt holte er sechs Major-Siege, er kommt auf 40 Turniersiege. Schon lange bevor er sein Major gewann, spielte er für Team Europa beim Ryder Cup. Sein erster Auftritt fand 1977 statt, als er Großbritannien und Irland als jüngster Spieler vertrat. Obwohl der Cup mit einer 12,5-zu-7,5-Niederlage für das Team endete, stellte Faldo seine Ryder-Cup-Qualitäten unter Beweis, indem er alle drei seiner Spiele gewann. Trotz seiner Jugend spielte Faldo sehr gut, zusammen mit Peter Oosterhuis. Sie besiegten zuerst Raymond Floyd und Lou Graham, dann Floyd und Jack Nicklaus, bevor der Rookie seinen Schlusspunkt setzte. Eine perfekte Einzelleistung, mit der er Tom Watson im Einzel besiegte. Trotz Faldos Heldentaten gingen die Vereinigten Staaten souverän als Sieger hervor. Die Veranstaltung im Jahr 1977 sollte aber auch der letzte Auftritt der britischen und irischen Mannschaft sein, nachdem im Jahr 1979 auch Kontinentaleuropäer zum Aufgebot hinzugekommen waren. Faldos Fortschritt war etwas ins Stocken geraten, er konnte in den beiden vorangegangenen Jahren nur einen Sieg bei der European Tour erringen und sich für den zehnten Platz in der europäischen Rangliste qualifizieren. Faldo spielte wieder mit Oosterhuis. Vor den Singles war alles recht ausgeglichen. Faldo spielte später, aber der Schaden war bereits angerichtet. Die USA gewannen deutlich. Je weniger dann über den Ryder Cup 1981 gesagt wird, desto besser. Faldos Sieg im Einzel über Jonny Miller war sein einziger Lichtblick. Europa wurde laut Beobachtern vernichtet. Der Neun-Punkte-Sieg der Amerikaner wäre die bis heute höchste Niederlage der Europäer.
Besser werden
Es wurde besser, zunächst für Faldo. 1983 hat viel alles verändert. Über einen Zeitraum von vier Monaten gewann er fünfmal auf der European Tour und erreichte den Ryder Cup 1983 als führender Spieler der European Order of Merit. Nachdem Oosterhuis weg war, tat sich Faldo bei allen vier Paarspielen mit Bernhard Langer zusammen. Das Paar gewann drei seiner vier Spiele, bevor Faldo Jay Haas im Einzel besiegte und Langer Gil Morgan. Am Ende gewannen die USA trotzdem, aber nur mit 14,5 zu 13,5. 1985 war Faldo ein Captain’s Pick. Die Wahl basierte ausschließlich auf Faldos bisheriger Ryder-Cup-Bilanz. Er spielte erst im Einzel, das er verlor. Obwohl Europa den Amerikanern die erste Niederlage seit 1957 bescheren würde, war Faldo niedergeschlagen und bitter enttäuscht von seinem persönlichen Beitrag.
Neuer Schwung?
Wie erwähnt, arbeitete Faldo an seinem Spiel. Nach seinem ersten Major-Sieg standen die Vorzeichen gut für Faldo. Mit Partner Ian Woosnam spielte man großartig, nur Ballesteros war da bei einem der tollsten Ryder-Cup-Auftritte besser. Dieses Mal konnte Faldo stolz sein. Mittlerweile war er eben ein Superstar und spielte eine weitere wichtige Rolle bei Europas Titelverteidigung. Er spielte auf der Tour groß auf, aber es kam ein Einbruch. Wieder war er nur Captain’s Pick. Ähnlich wie 1985 wurde Faldos wackeliges Selbstvertrauen im Druckkessel von South Carolina gnadenlos entlarvt. Ein Einzelsieg über Raymond Floyd schaute heraus. Kein gutes Turnier! Das sollte sich ändern. Im Alter von 36 Jahren bestritt Faldo 1993 seinen neunten Ryder Cup im Belfry. Wie in den Vorjahren brachte Faldo gute Form in die Veranstaltung und gehörte mit zwei Siegen und zwei Halbzeiten aus fünf Spielen zu Europas besten Spielern.
Der Punkt
1995 war erst das zweite Jahr in einem Jahrzehnt, in dem Faldo kein großes Top-10-Ergebnis verbuchen konnte – oft sogar drei – und erneut auf die Gunst des Kapitäns angewiesen war. Faldo spielte in allen fünf Spielen raus. Es war ein riskanter Schachzug. Da die Europäer vor dem letzten Spieltag mit 9:7 im Rückstand waren, war jeder Punkt entscheidend. Am 17. Abschlag lag Curtis Strange mit einem Vorsprung vor Faldo, doch der blieb stark und gewann. Philip Walton hat vielleicht den letzten Punkt gewonnen, aber Faldo gewann den entscheidenden. Als Faldo später auf seine Karriere zurückblickte, bezeichnete er den 93-Yard-Wedge-Schuss am letzten Loch als den wichtigsten Schlag seiner Karriere. 1997 hatte Faldo mit Lee Westwood einen neuen Schützling, sie spielten gut, aber seine zwei Punkte reichten aus, um ihm den alleinigen Rekord für die höchste Punktzahl seiner Ryder-Cup-Karriere zu bescheren – ein Rekord, der Bestand hatte, bis Sergio García 2018 einen halben Punkt Vorsprung hatte. Über seinen Auftritt als Kapitän 2008 sollte hingegen der Mantel des Schweigens gehüllt werden.
Rekordmann
Lange Zeit hielt Faldo europäische Rekorde. Bis Sergio García etwa den des jüngsten Spielers schaffte. Lee Westwood hat 2021 den Rekord von elf Teilnahmen eingestellt. Faldo hielt auch viele Jahre den Rekord für die meisten Punkte. Sergio García hat die 25 mit 28,5 schon verbessert. Westwood überholte ihn bei den gespielten Matches (47), Faldo erreichte 46. Am Ende seiner 20-jährigen Ryder-Cup-Karriere verbuchte Faldo 23 Siege, 19 Niederlagen und vier Halves. Auch hier gilt: García hat mehr. Eines bleibt aber: Nick Faldo ist eine Ryder-Cup-Legende.
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